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LKZ-Podium
Standpunkte prallen aufeinander mit Video

Den letzten LKZ-Talk in Schwieberdingen gab es vor dem Bürgerentscheid zum Regionalen Gewerbeschwerpunkt – auch das ein wichtiges Thema für den Nachfolger von Nico Lauxmann (Mitte). Archivfoto: Holm Wolschendorf
Den letzten LKZ-Talk in Schwieberdingen gab es vor dem Bürgerentscheid zum Regionalen Gewerbeschwerpunkt – auch das ein wichtiges Thema für den Nachfolger von Nico Lauxmann (Mitte). Foto: Holm Wolschendorf
Fünf Tage vor dem Bürgerentscheid in Schwieberdingen haben sich gestern Abend Anhänger und Skeptiker auf einer Podiumsdiskussion unserer Zeitung einen Schlagabtausch über den regionalen Gewerbeschwerpunkt geliefert.

Schwieberdingen. Das LKZ-Podium im Schwieberdinger Bürgerhaus braucht nicht lange, um in Fahrt zu kommen. Als der Bürgermeister Nico Lauxmann von Moderator und Kreisredaktionsleiter Stephan Wolf gefragt wird, ob er die Porsche-Millionen schon in die mittelfristige Finanzplanung eingestellt habe, legt der Rathauschef ein Geständnis ab. Nein, so Lauxmann, das habe er noch nicht, es gelte den Wählerwillen zu respektieren – der sich am 14. Juli in Schwieberdingen artikulieren und bei einem Bürgerentscheid die Frage klären wird, die Strahlkraft auf die ganze Region ausüben könnte. Darf die Gemeinde auf 23 Hektar einen Gewerbeschwerpunkt entwickeln und so womöglich nach dem Weltkonzern Bosch den Sportwagenbauer Porsche an Land ziehen?

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Weiteres Video: Impressionen vom LKZ-Podium

Lauxmann ließ auch gestern Abend keinen Zweifel an seiner Haltung. „Andere Flächen werden wir in Schwieberdingen nicht mehr zur Verfügung bekommen“, sagte der Bürgermeister im gut besetzten Bürgerhaus. Er erhofft sich von der Umsetzung weitere Arbeitsplätze für seine Gemeinde – und die Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts.

An dieser Stelle ging sogleich der Landtagsabgeordnete Markus Rösler (Grüne) dazwischen. Er wirft der Kommune und der Region vor, einseitig auf die Automobilindustrie zu setzen. „Es ist zwar immer gut, Arbeitsplätze zu bekommen“, sagte der Landespolitiker. „Aber klüger wäre es, sich nicht nur auf eine Branche zu versteifen.“

Außerdem richtete Rösler den Blick auf die Porsche-Kommunen Weissach und Hemmingen, in denen die Gewerbesteuerzahlungen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen seien, weil das Unternehmen längst Teil des Wolfsburger VW-Konzerns ist. Für die Stabilität der Gemeinde Schwieberdingen sei es besser, wenn sie sich auf zehn bis 20 mittelständische Firmen fokussieren würde, die ihren Sitz hier haben würden. Rösler forderte zudem Investitionen in Klimaschutz und Bildung, statt landwirtschaftliche Flächen zu versiegeln.

Dafür tritt auch der BUND-Kreischef Stefan Flaig ein. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“, rief er den rund 150 Zuschauern angesichts des Klimawandels zu. „Es reicht nicht aus, in der Automobilindustrie von Verbrennermotoren auf E-Mobilität umzustellen.“

Das hat Porsche in Schwieberdingen vor. Hier wollen die Zuffenhausener auf rund 15 Hektar ein Industriequartier aufbauen, um die Produktion des ersten E-Porsches, des Taycans, am Stammsitz zu unterstützen. Dass die Ansiedlung ein großes Geschäft für Schwieberdingen werden könnte, bezweifelt Flaig. „Ich kenne keine Kommune, die eine Gesamtkostenrechnung für ein Gewerbegebiet aufgestellt hat“, so der BUND-Kreischef. Er befürchtet, dass inklusive der Folgekosten für Schwieberdingen ein Minus herausspringen könnte.

Das lockte den regionalen Planungsdirektor Thomas Kiwitt aus der Deckung. „Die Region ist doch deshalb so reich, weil es unserer Wirtschaft gut geht“, so der Spitzenbeamte. Er jedenfalls kenne keine Kommune, für die ein funktionierendes Gewerbegebiet ein Zuschussgeschäft sei.

Sollten sich die Schwieberdinger nun am Sonntag für das Vorhaben aussprechen, liegt es an der Politik, Baurecht zu schaffen. Einen Spatenstich erwartet Kiwitt frühestens in drei oder vier Jahren. Ein Nein würde das Projekt beerdigen.

Info: Die Veranstaltung ist aufgezeichnet worden. Sie ist ab heute Vormittag im Youtube-Kanal unserer Zeitung zu sehen.