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Stress, Langeweile, Ängste

Jugendliche allein zu Hause und am Handy: Dieses Symbolfoto zu der vom Jugendhaus Planet-X gestarteten Umfrage unter Heranwachsenden hat der ehrenamtliche Mitarbeiter Simon Keim gemacht.
Jugendliche allein zu Hause und am Handy: Dieses Symbolfoto zu der vom Jugendhaus Planet-X gestarteten Umfrage unter Heranwachsenden hat der ehrenamtliche Mitarbeiter Simon Keim gemacht.
Jugendhaus Planet-X will von Heranwachsenden wissen, was sie in der Coronakrise besonders bewegt

marbach. Kinder, Familien, Senioren, Arbeitnehmer, Arbeitgeber – Folgen und Bedeutung der Coronakrise werden für viele gesellschaftliche Gruppen thematisiert. Ziemlich zu kurz dagegen kommen die Jugendlichen, die eigentlich nur als Schüler medial auftauchen. Doch was machen sie ohne die Möglichkeit, ihre Freunde zu treffen, was passiert, wenn wichtige Bezugsorte wie zum Beispiel das Jugendhaus geschlossen sind, und welche Fragen haben Heranwachsende im Zusammenhang mit der Pandemie? Claudia Freude, die stellvertretende Leiterin des Marbacher Jugendhauses Planet-X, hat diese Fragen zuerst sich und dann Jugendlichen über die sozialen Medien gestellt. Die Antworten hat sie zusammen mit Ellen Reichle und Marwan Mohamed ausgewertet hat; beide absolvieren ihren Bundesfreiwilligendienst im Planet-X.

Der Alltag wird schmerzlich vermisst

Ziemlich ähnlich fallen die Aussagen der Jugendlichen aus, wenn es darum geht, was sie am meisten vermissen: Das sind ihre Freunde, Angehörige, Kino, Schwimmbad, Geburtstagsfeiern. Der Alltag, der sonst auch schon mal nerven kann, wird fast herbeigesehnt: „Ich vermisse es, einfach gelassen durch die Geschäfte in der Innenstadt zu schlendern und mich mit einem Eis in der Hand irgendwo hinzusetzen. Allerdings ist mir all das nichts wert, wenn ich dafür eine Gefährdung meiner Gesundheit und der meiner Familie in Kauf nehmen muss“, schreibt zum Beispiel die 17-jährige Madleen. Der Wunsch nach einer Rückkehr zur Normalität ist aber auch mit Ängsten verbunden. „Es macht Sinn, Geschäfte wieder zu öffnen, damit sie nicht pleitegehen. Nur leider habe ich die Befürchtung, dass die Zahlen dadurch wieder steigen könnten“, so Marie (15).

Claudia Freude hat bei der Auswertung der Antworten zudem festgestellt, dass die Jugendlichen – die Rückläufe kamen von einer Altersgruppe zwischen elf und 17 Jahren – sehr wohl verstehen, dass das Coronavirus gefährlich und Schutz davor notwendig ist. Allerdings können sie zum Beispiel nicht so ganz nachvollziehen, warum der Mundschutz jetzt Pflicht ist, „obwohl es am Anfang hieß, dass es nichts bringen würde“. Clara versteht nicht, „warum die Schulen geschlossen sind, wenn nur circa 0,158 Prozent der deutschen Bevölkerung infiziert ist oder war“. Und Madleen findet, dass die Schüler nicht ausreichend in die Überlegungen zur Rückkehr in die Schulen einbezogen wurden.

Gerade der Unterricht zu Hause und ohne direkten Kontakt zu Mitschülern oder Lehrern beschäftigt die Jugendlichen stark. Und sie machen offenkundig ganz unterschiedliche Erfahrungen. Da gibt es zum einen Klagen über Stress durch das Homeschooling, „weil es sich so anfühlt, als hätte man nie eine Pause davon, da zu jeder Uhrzeit Nachrichten kommen können“, formulierte eine 16-Jährige. Eine Gleichaltrige beschreibt ihre Gefühlslage als „unmotiviert und traurig“, da sich jeder Tag gleich anfühlen würde. Eine 13-Jährige erzählt, dass ihr der Onlineunterricht schwerfällt, weil sie keinen Lehrer habe, der ihr Fragen direkt beantworten könne. Und: „Manche Lehrer schicken auch die Aufgaben zu spät, so dass man an einem Tag wenig hat, aber an einem anderen wieder viel.“

Immer häufiger am Handy

Auch das – engere – Zusammenleben mit der Familie stresst, vor allem in der Pubertät, wenn es eher um Abgrenzung geht. Lena, 13, beschreibt ihre Situation als schwierig und kompliziert: „Es gibt öfter Streit, weil man sich den ganzen Tag sieht und so nah aufeinander ist.“ Aber wegen der eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten ist auch Langeweile ein Thema. So hat beispielsweise die zwölfjährige Lina bemerkt, dass sie viel öfter zum Handy oder zum iPad greift.

Lena fällt es schwer, die ganze Situation richtig einzuschätzen, alles kommt ihr unwirklich vor, da sie niemanden kennt, der an Covid-19 erkrankt ist, und alles nur in den Nachrichten verfolgt.