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Telefonaktion
Telefonaktion zu Corona: Mediziner rät zur Vorsicht bei Astrazeneca-Impfstoff

„Alles steht und fällt mit den Impfstofflieferungen“: Landrat Dietmar Allgaier (links), Kreisgesundheitsamtschefin Karlin Stark und der Allgemeinmediziner Robin Maitra stellen bei der Telefonaktion unserer Zeitung in Aussicht, dass die Impfkampagne i
„Alles steht und fällt mit den Impfstofflieferungen“: Landrat Dietmar Allgaier (links), Kreisgesundheitsamtschefin Karlin Stark und der Allgemeinmediziner Robin Maitra stellen bei der Telefonaktion unserer Zeitung in Aussicht, dass die Impfkampagne im April endlich Fahrt aufnimmt. Foto: Andreas Becker
Der Astrazeneca-Impfstoff sorgt weiter für Unsicherheit. Wie das Vakzin und die aktuelle Lage einzuschätzen sind, sagen der Mediziner Robin Maitra, die Chefin des Kreisgesundheitsamtes, Karlin Stark, und Landrat Dietmar Allgaier.

Kreis Ludwigsburg. Erst sollte der Impfstoff von Astrazeneca nur Jüngeren gegeben werden, jetzt nur noch älteren Menschen. Wer soll da eigentlich noch mitkommen, fragten sich am Mittwochnachmittag auch jede Menge Anrufer, die sich an der Telefonaktion unserer Zeitung zu den Themen Impfen und Lockdown beteiligten.

Licht ins Dunkel versuchte der Hemminger Mediziner Robin Maitra zu bringen, der in seiner Modellpraxis bereits Patienten impft – allerdings mit Biontech. „Das medizinische Risiko insgesamt ist weiterhin nicht übermäßig hoch“, sagte Maitra. Es seien bei 31 von etwa 2,7 Millionen geimpften Menschen Sinusvenenthrombosen beobachtet worden, die ganz überwiegend bei Leuten unter 60 Jahren auftraten. „Es ist aber besondere Vorsicht geboten“, so der Allgemeinmediziner. „Die Anzahl liegt deutlich über den erwarteten Fällen – und es handelt sich um vergleichsweise schwere Nebenwirkungen, teilweise sogar mit Todesfolge.“ Generell müssten laut Maitra an Impfungen, die präventiv wirken sollen, besonders hohe Anforderungen gestellt werden. Das neuerliche Moratorium bezeichnet der Arzt deshalb als „nachvollziehbar“.

Menschen, die bereits die erste Impfung mit Astrazeneca hinter sich haben, empfiehlt er Geduld. „Mit der Zweitimpfung sollte meines Erachtens so lange gewartet werden, bis Ende April Klarheit herrscht, ob hier tatsächlich eine durch die Impfung verursachte Nebenwirkung zum Tragen kommt.“ Außerdem werde derzeit geprüft, ob Astrazeneca mit anderen Impfstoffen kombiniert werden könne.

Im Ludwigsburger Kreisimpfzentrum würden die Mitarbeiter gerne mehr als rund 500 Spritzen täglich setzen. Laut Landrat Dietmar Allgaier könnten sie die fünffache Menge leisten. „Alles steht und fällt mit den Impfstofflieferungen“, sagte er einem Herrn, der sich noch Wochen nach seinem Anruf bei der zentralen Hotline 116117 auf der Warteliste befindet. Die umfasst derzeit rund 3000 Menschen im Landkreis Ludwigsburg – es waren mal 4000. Allgaier rechnet damit, dass sich die Lage Ende April entspannen könnte.

„Bei uns wird alles geimpft, was da ist“, machte die Chefin des Kreisgesundheitsamtes, Karlin Stark, deutlich. Einer älteren Dame, die regelmäßig Kontakt zu ihrem Enkel hat, der in eine Kita geht, rät sie, ihren Impftermin in der kommenden Woche wahrzunehmen – auch mit Astrazeneca. „Senioren vertragen die Impfung in der Regel sehr gut“, sagte Stark. „Aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es in der Medizin nicht.“

Eine andere Anruferin, die priorisiert ist, will wissen, ob sie ihre Impfberechtigung an ihre Tochter abtreten könne, die an Multipler Sklerose erkrankt ist. Die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes kann ihr kaum Hoffnung machen. Keine Vorfahrt gibt es auch für Menschen, die vor mehr als zehn Jahren Krebs hatten, jetzt aber als gesund gelten.

Nach Ostern sollen nun auch weitere Hausärzte neben Maitra ihre Patienten gegen Covid-19 spritzen können. Womit? Der Hemminger Mediziner zuckt mit den Schultern. Er habe bereits mit Apothekern gesprochen. „Wir wissen es nicht. Das ist Teil dieses großen Kommunikationsdesasters, das beim Impfen herrscht.“ Zuerst hieß es Astrazeneca, dann Biontech, jetzt wohl wieder Astrazeneca. „Wir nehmen, was kommt“, sagt Maitra. Er prognostiziert, dass es zum Start in den Praxen ruckeln werde. Die Situation nennt auch Allgaier unbefriedigend.

Der Landrat war es, der am Mittwochnachmittag eine der wenigen Fragen beantworten musste, die sich ausnahmsweise nicht ums Impfen drehten. Eine alleinstehende Dame, die ihren Mann verloren hat, würde gerne Ostern mit den beiden Töchtern und ihren Familien feiern. Das Problem ist, dass nur zwei Haushalte zusammenkommen dürfen und auch Alleinstehende voll gewertet werden. Die Dame muss sich also für eine Tochter entscheiden – oder die Besuche auf unterschiedliche Tage verteilen.

Hier können Sie den Talk ansehen:

Info: Der Onlinetalk zum Thema ist im Internet unter www.lkz.de/impulse zu sehen.