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Gesundheit
Tierischer Helfer in Schwieberdingen: Teddy warnt sein Herrchen, wenn der Blutzucker aus dem Takt gerät

Simon Mürwald mit seinem Riesenpudel-Welpen Teddy.Foto: Alfred Drossel
Simon Mürwald mit seinem Riesenpudel-Welpen Teddy. Foto: Alfred Drossel
Diabetiker-Warnhund Teddy erhält als vierbeiniger medizinischer Helfer sogar einen Bosch-Ausweis

Schwieberdingen. Mit einer Ausnahmegenehmigung ist am Standort Schwieberdingen ein Hund mit Bosch-Ausweis zugelassen. Es ist der Königspudel-Welpe Teddy, der seinem Herrchen Simon Mürwald als Diabetiker-Warnhund wertvolle medizinische Hilfe leistet.

Vor zwölf Jahren wurde bei Simon Mürwald Diabetes diagnostiziert. Seit nunmehr sieben Jahren lebt der 26-Jährige aus Markgröningen mit Insulinpumpe, die, dauerhaft am Körper getragen, bei Bedarf subkutan das Insulinpräparat injiziert.

Die Sensoren am Arm, die den Gewebezucker messen, sind eine große Erleichterung. Aber sie sind bis zu 20 Prozent ungenau und oft einfach die entscheidende Viertelstunde zu spät. Hier kommt jetzt Teddy ins Spiel. Der Assistenzhund merkt den Unterzucker schneller und sicherer. Er gibt Laut, sobald er den typischen Hypoglykämie-Geruch wahrnimmt, auf den er gerade spielerisch trainiert wird.

Absprachen notwendig

Die Hauptaufgabe eines Diabetiker-Warnhundes besteht darin, den sinkenden und steigenden Blutzucker zu bemerken und den Diabetiker zu warnen, direkt bevor eine Unterzuckerung oder Überzuckerung passiert. Bei Bedarf kann der Diabetiker-Warnhund lernen, falls doch mal eine Bewusstlosigkeit auftreten sollte, über das Notfalltelefon Hilfe zu verständigen.

Wie Christiane Spindler von der Bosch-Kommunikation berichtet, waren der medizinische Dienst, die Sozialberatung, der Bereich Umwelt- und Arbeitsschutz sowie die Hundeführer beim Bosch-Werkschutz von Beginn an eingebunden. „Wir ermöglichen selbstverständlich gerne, dass der Hund sein Herrchen schützen kann“, sagt Sozialberaterin Petra Stoll, die federführend dieses Herzensprojekt intern vorangetrieben hat.

„Wir kennen das Thema Assistenzhund und wissen, dass Hunde in vielen medizinischen Bereichen mit ihrer Feinfühligkeit und dem hervorragenden Geruchs- und Spürsinn teils unglaubliche Aufgaben wahrnehmen können. Die medizinische Notwendigkeit ist bei Simon Mürwald gegeben“, bekräftigt Werkarzt Dr. Marc Reininger. Es müsse allen Mitarbeitenden am Standort gut gehen mit dieser Lösung“, bekräftigt er.

Bosch-Standortleiter Thomas Pauer hat in dem Fall eine ganzheitliche Sicht eingefordert, denn Hunde sind am Standort nicht zugelassen. Denn es seien genauso diejenigen zu schützen, die aus guten Gründen keine Hundeliebhaber sind, und es sei Verständnis einzufordern von denjenigen, die ihren Liebling an Bürotagen daheim lassen müssten.

Neben der medizinischen Notwendigkeit sind Bedingungen an die Eignung des Hundes geknüpft. Teddy ist hypoallergen: Er verliert keine Haare, muss stattdessen zum Hundefriseur. Er sei intelligent, lerne schnell und sei gut zu trainieren.

„Teddy hat ein sanftes und ruhiges Wesen, das er bereits jetzt als verspielter und noch durchaus aufgeregter Hundewelpe zeigt“, meint Christiane Spindler. Simon Mürwald, der bei Bosch als Softwareentwickler tätig ist, trainiert seinen „Azubi“ mindestens zweimal am Tag. Zweimal pro Woche sind sie gemeinsam im Hundetraining.

In eineinhalb Jahren wird dann die Assistenzhundeprüfung anstehen. Eine Begleitung und Eignungsprüfung durch die Bosch-Hundeführer am Standort ist geplant. „Die Werkschützer sprechen die Sprache der Hunde. Sie können kompetent einschätzen, wie gehorsam der Hund erzogen ist“, versichert Petra Stoll. Auch Fragen, wie die Gassi-Runden verlaufen sollten und wo Teddy sich mal austoben darf, sind selbstverständlich bereits geklärt.

Ins Restaurant darf Teddy nicht

Eine weitere wichtige Regel lautet, dass Teddy der Zutritt zu den Betriebsrestaurants und bei Großveranstaltungen am Standort nicht erlaubt ist. Bernhard Freckmann, der unter anderem für den Arbeitsschutz bei Bosch zuständig ist, hat sich intensiv mit der Berufsgenossenschaft und dem Versicherungsschutz auseinandergesetzt. Er war vor Ort, um etwaige Allergien, Ängste und Vorbehalte im bestehenden Team abzufragen. Teddy ist jetzt Teil der jährlichen Gefährdungsbeurteilung der Abteilung. Seit Mitte Januar hat der am 2. Oktober 2021 geborene Teddy nun einen eigenen Bosch-Ausweis. Er trägt eine Kenndecke, die ihn als „Diabetes-Warnhund-Azubi“ ausweist.

Werkarzt Reininger ist sichtlich froh, dass sich alle Fachbereiche bei Bosch so engagiert haben. Diabetiker-Warnhunde können täglich Leben retten, Koma, Krampfanfälle und den Tod verhindern. Die Fähigkeit zu warnen, bevor ein lebensbedrohliches Ereignis akut wird, kann ein Hund nicht erlernen. Entweder er besitzt diese Sensibilität für ein drohendes Ereignis oder nicht. Deshalb ist die Auswahl des richtigen Hundes entscheidend. Mit Teddy hat Mürwald offensichtlich die richtige Wahl getroffen.