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Unfall im Kindergarten
Tür fällt auf Kind: Junge in Freiberg schwer verletzt

Bei einem Unfall im Käthe-Kollwitz-Kindergarten in Freiberg wurde ein Junge schwer verletzt. Foto: Holm Wolschendorf
Bei einem Unfall im Käthe-Kollwitz-Kindergarten in Freiberg wurde ein Junge schwer verletzt. Foto: Holm Wolschendorf
Bei einem Unfall am vergangenen Freitag im Käthe-Kollwitz-Kindergarten in Freiberg wurde ein Junge schwer verletzt. Offenbar brach eine Tür beim Öffnen aus den Angeln und fiel auf das Kind, das ins Krankenhaus gebracht werden musste. Eine Formulierung in einem Infobrief seitens der Stadtverwaltung sorgte unterdessen für Unmut auf Elternseite.

Freiberg. Die gute Nachricht vorweg: Nach Informationen unserer Zeitung befindet sich der Junge inzwischen nicht mehr auf der Intensivstation. Dennoch ist Patrick Tomschitz, dessen sechsjährige Tochter ebenfalls den Käthe-Kollwitz-Kindergarten besucht, und die den Unfall mit ansehen musste, auch vier Tage nach dem Vorfall entsetzt. Ebenso bestürzt ist er über den Elternbrief, mit dem die Stadtverwaltung anschließend über das Geschehnis informierte. „Ein Kind wurde durch eine von ihm selbst aufgestoßene und aus den Angeln gebrochene Tür schwer verletzt“, ist darin zu lesen. Eine Aussage, die Tomschitz als „Unverschämtheit“ bezeichnet. „Ein kleines Kind also soll eine ordnungsgemäß fest verankerte, selbst für Erwachsene verhältnismäßig schwere Tür so aufstoßen, dass sie aus den Angeln bricht und dabeientgegenjeglichenphysikalischen Gesetzen auch noch gegen die vermeintliche Stoßrichtung auf es stürzt“, bringt er seine Verwunderung über die Darstellung der Verwaltung in einer E-Mail zum Ausdruck. Diese schickte er nicht nur an die Stadtverwaltung und unsere Zeitung, sondern unter anderem an Bundestags- und Landtagsabgeordnete. Seine Tochter habe den Vorfall beobachtet. Demnach habe der Junge die Tür geöffnet, die danach „ohne weiteres Zutun“ auf ihn gefallen sei. Auch nach mehrmaligem Befragen sei seine Tochter bei dieser Darstellung geblieben. „Von einem Stoßen oder gar mutwilligem Herausbrechen kann also keine Rede sein“, so Tomschitz.

Stadtverwaltung spricht von Missverständnis

Die Stadtverwaltung distanziert sich mittlerweile von ihrer ursprünglich gewählten Formulierung. „Dieser Satz wurde offensichtlich falsch gedeutet. Natürlich war von städtischer Seite aus nicht gemeint, dass der Junge die Tür aus den Angeln gebrochen habe, sondern dass die Tür, die er selbstständig aufgestoßen hat, aus den Angeln brach“, teilt Pressesprecherin Tatjana Bremer auf Anfrage unserer Zeitung mit. Den Vorwurf, die Stadt gebe dem Jungen die Schuld an dem Unfall, „weisen wir zurück und bedauern es sehr, dass es zu diesem Missverständnis kam“. Patrick Tomschitz verlangt dennoch eine Entschuldigung der Verwaltung gegenüber dem verletzten Jungen sowie eine sofortige Behebung des Problems.

Die Umstände und der Hergang des Unfalls werden laut Tatjana Bremer „selbstverständlich von den zuständigen, offiziellen Stellen genau geprüft und untersucht“. Weitere Fragen unserer Zeitung lässt die Verwaltung mit dem Hinweis auf ein laufendes Verfahren unbeantwortet. So gab es unter anderem keine Aussagen darüber, ob weitere Kinder gefährdet waren, welche Vorschäden es an Tür und Wand gab, ob es bereits in der Vergangenheit Probleme mit Türen in dem Kindergarten gab, wie oft die technischen Einrichtungen – auch die Türen – überprüft werden und wer dafür zuständig ist. Auch zum weiteren Betrieb des Kindergartens und wie Kinder und Personal den Unfall aufgenommen haben, gab es keine Angaben.

Psychologische Hilfe angeboten

Dennoch: Für Kinder, die aufgrund des Unfalls eventuell eine psychologische Unterstützung benötigen, weist die Verwaltung in der Elterninformation auf eine Beratungsstelle hin. Die zuständigen Mitarbeiter dort würden zudem mit den Erzieherinnen des Kindergartens besprechen, wie der Vorfall aufgearbeitet werden kann. Für das Personal organisierte die Verwaltung am Montag über den arbeitsmedizinischen Dienst eine psychologische Beratung. Den Unfall hat die Behörde zudem dem Kommunalverband Jugend und Soziales Baden-Württemberg sowie der Unfallkasse gemeldet. Am Dienstag sollte von 7.30 bis 13.30 Uhr eine Notbetreuung stattfinden.

An diesem Mittwoch werden sich Vertreter der Verwaltung um 18 Uhr, eine Stunde vor dem geplanten Elternabend, persönlich im Kindergarten den Fragen der Elternschaft stellen.