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Überraschungsgast in der Gemmrigheimer Ratssitzung

Jörg Frauhammer: „Unser Zwischenlager ist für meine Generation ja faktisch ohnehin ein Endlager.“ Foto: privat
Jörg Frauhammer: „Unser Zwischenlager ist für meine Generation ja faktisch ohnehin ein Endlager.“ Foto: privat
Landrat Dietmar Allgaier verleiht Jörg Frauhammer die Landesehrennadel für seine ehrenamtlichen Verdienste

Gemmrigheim. Sichtlich erfreut ist Gemmrigheims Bürgermeister Dr. Jörg Frauhammer, als er Landrat Dietmar Allgaier am Montagabend in der Kelter begrüßen konnte. Er sei „in der Nähe“ gewesen, gab Allgaier vor. Warum also nicht in Gemmrigheim vorbeifahren und in der Gemeinderatssitzung der Bürgerschaft Rede und Antwort stehen, wenn es um die Abholung des Mülls sowie die blauen Glasboxen geht? So zumindest rechtfertigte Allgaier seinen offiziellen Besuch.

Der Grund aber war ein anderer. Eingeweiht war das Gremium, und abgemacht war, dass Ratsmitglied Sven Herold in Sachen Müll eine Frage an den Landrat richtete. Gesagt, getan. Dem inoffiziellen Drehbuch entsprechend ging Allgaier ans Rednerpult, um einiges über Müllentsorgung zu erzählen. „Seit zwei Jahren bin ich nun im Amt. Kurz darauf beherrschte die Coronapandemie unseren Alltag“, sagte Allgaier, „ich wollte, dass mal ein anderes Thema die Medien hier beherrscht.“ Frauhammer schöpfte immer noch keinen Verdacht. Dann ließ der Landrat die Katze aus dem Sack. Er sei nun nicht in die Sitzung gekommen, um Beschwerden und Fragen zur Müllsituation im Landkreis zu beantworten. Es gebe einen weitaus freudigeren Anlass. Frauhammer wurde hellhörig.

„Musik begleitet dich dein ganzes Leben“, wandte sich Allgaier an seinen Musikerkollegen Frauhammer. Quasi von Klarinettenspieler zu Klarinettenspieler, dem „schönsten Instrument“, wie der Landrat in seiner launigen Laudatio meinte. „Für dein 45-jähriges ehrenamtliches Engagement, in erster Linie im hiesigen Musikverein, aber auch in anderen Bereichen, überreiche ich dir, lieber Jörg, die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg“, wandte sich Allgaier dem sichtlich überraschten, aber sehr gerührten Frauhammer zu.

Dessen Engagement im Musikverein Gemmrigheim gehe aber weit über das übliche Musizieren hinaus, zählte Allgaier auf: 1978 sei Frauhammer im Alter von 14 Jahren Ausbilder, später Jugendleiter, dann Jugendvorsitzender geworden. 20 Jahre sei er Vorsitzender des Musikvereins gewesen. „Als Eigengewächs hast du ihn weiterentwickelt, geprägt, ausgebaut, vorangebracht“, betonte Allgaier. Dies sei von „unschätzbarem Wert – gerade auch in unserer heutigen Zeit, in der immer weniger Menschen bereit sind, für die Gesellschaft, für die Allgemeinheit, Verantwortung zu übernehmen“. Auch nach seiner Wahl zum Bürgermeister habe Frauhammer den Musikverein unterstützt. „Wir kennen uns vom Blasmusikkreisverband. Eine Kaderschmiede“, witzelte Allgaier. „Ein Bürgermeister, ein Landrat. Vielleicht stellen wir demnächst einen Ministerpräsidenten.“ 2006 sei Frauhammer Gründungsmitglied der Kulturinitiative Gemmrigheim gewesen, sagte der Landkreischef und überbrachte mit einer Urkunde die „herzlichsten Glückwünsche von Ministerpräsident Winfried Kretschmann“. Frauhammer habe die Anforderungen an die Landesehrennadel mehr als übertroffen, fügte Allgaier hinzu.

Der Geehrte freute sich sehr. „Das ist eine Riesenüberraschung.“ Er habe sich schon gewundert, weshalb der Landrat nach Gemmrigheim gekommen war, meinte Jörg Frauhammer und: „Wenn das das Einzige ist, was hinter meinem Rücken passiert, dann kann ich nicht meckern.“