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Corona
Warum kommt nicht genügend Impfstoff im Kreis Ludwigsburg an?

Im Landkreis Ludwigsburg kommt weiterhin zu wenig Impfstoff an. Foto: Markus Scholz/dpa
Im Landkreis Ludwigsburg kommt weiterhin zu wenig Impfstoff an. Foto: Markus Scholz/dpa
Seit Wochen können viele Impfungen nicht durchgeführt werden – Keine Transparenz über Verteilungswege

Kreis Ludwigsburg. Impfknappheit im Kreis Ludwigsburg. Patienten, Ärzte und das Landratsamts klagen über zu wenig Vakzine, die in den Landkreis geliefert werden. „Wir bekommen im Moment nur 40 Prozent des georderten Impfstoffes für die Impfaktionen der mobilen Impfteams“, sagt Andy Dorroch, Leiter der Taskforce Impfen im Landratsamt. Auch die Vorsitzende der Kreisärzteschaft, Dr. Carola Maitra, beklagt, dass die behandelnden Ärzte im Kreis nur einen Teil der angeforderten Impfmenge erhalten. Wie kommt es dazu? Wer entscheidet über die Verteilung der Impfstoffe? Wie lange dauert die Misere noch an? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie viel Impfstoff kommt derzeit bei den Ärzten im Landkreis an?

„Die Zuteilung des Impfstoffes ist für uns derzeit weder nachvollziehbar noch gibt es hier transparente Regeln“, beklagt Dr. Maitra. Die Ärzte erhielten nur einen Teil der angeforderten Impfstoffe, obgleich sie die Impfkapazitäten deutlich gesteigert hätten. Insbesondere die Zuteilungen von Biontech werden bis zu einem Drittel der angeforderten Menge reduziert, wohingegen Moderna meist (noch) vollständig ausgeliefert werde.

Warum kommt nicht genügend Impfstoff an?

Nach Auskunft des Landesapothekerverbands liegt dies vor allem an der Deckelung des Biontech-Impfstoffes. „Jeder Arzt kann maximal 30 Impfungen dieses Vakzins pro Woche erhalten“, erklärt Sprecher Frank Eickmann. Das sei zu wenig, um die Nachfrage zu stillen. Wenn ein Arzt dann nur Biontech in größeren Mengen bestelle, aber gleichzeitig kein Moderna ordere, habe er am Ende zu wenig.

Wie viele Impfdosen erhält ein Hausarzt in der Regel?

„Da die Impfstoffzuteilung pro Arzt erfolgt, erhalten größere Praxen in der Regel mehr Impfstoff“, sagt Maitra. „Aber auch größere Apotheken werden offensichtlich bevorzugt beliefert.“

Wer steuert die Verteilung?

Dies läuft ausschließlich über das Bundesgesundheitsministerium und den Pharmagroßhandel. Das Sozialministerium in Stuttgart und der Landkreis sind bei der Verteilung komplett außen vor. „Wir erhalten vom Großhandel keinerlei Informationen zur Impfstoffverteilung“, beklagt auch Landrat Dietmar Allgaier. Sozialminister Manfred Lucha moniert in einem Schreiben an Jens Spahn, dass 18 Millionen Impfdosen bundesweit ausgeliefert, aber nur sechs Millionen verimpft worden seien. Über den Verbleib der restlichen zwölf Millionen Impfdosen könne keine Aussage getroffen werden.“

Welche Rolle spielt der Pharmagroßhandel?

Die Länder, Arztpraxen und weitere Abnehmer melden jeweils am Dienstag der Vorwoche den Bedarf, der dann von den Apotheken und dem pharmazeutischen Großhandel verarbeitet wird. So erklärt es das Bundesgesundheitsministerium das Verfahren. Laut Apothekerverband ist der Großhandel lediglich als Lieferant tätig. Eine Steuerung oder gar Kontingentierung nach Landkreisen würde nicht erfolgen. Dennoch könne es sein, dass es in einigen Landkreisen mehr Impfstoff gebe als in anderen. „Die Zuteilungswege sind für uns nicht transparent“, beklagt Maitra. Offensichtlich erfolge die Bestellung von Impfstoff aus Bundesmitteln, die Verteilung auf die Länder und die weitere Abgabe dann nach Regularien, die wir nicht kennen, so Maitra.

Ist ein Ende des Impfstoffmangels absehbar?

Entspannung soll es im Dezember geben. Laut Bundesgesundheitsministerium hat der Bund drei Millionen zusätzliche Impfdosen von Biontech organisiert, die andere EU-Staaten aktuell nicht benötigen. Sie sollen in dieser und zu Beginn der kommenden Woche den Ländern für die Impfzentren zur Verfügung gestellt werden. Auch über den Großhandel sollen demnach mehr Biontech-Dosen an Praxen gehen. Insgesamt soll der Bund damit in der Woche vom 13. Dezember acht Millionen Dosen Biontech und mehr als zehn Millionen Dosen von Moderna für Auffrischungsimpfungen ausliefern.

Eine Übersicht über aktuelle Impfaktionen im Landkreis finden Sie hier