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Stadtbahn
Wasserstoffzug ist keine Alternative für die Strecke Ludwigsburg - Markgröningen

Foto: Anne-Sophie Wittwer/Alstom
Verkehrsminister Winfried Hermann setzt im Raum Sigmaringen/Tübingen einen Wasserstoffzug auf die Schiene. Eine Premiere für Baden-Württemberg. Für die Strecke Ludwigsburg–Markgröningen, die reaktiviert werden soll, ist dies aber wohl keine Alternative.

Kreis Ludwigsburg. Ein Brennstoffzellenfahrzeug vom Typ Alstom Coradia iLint soll bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 in den Netzen der Zollernalbbahn im Raum Tübingen/Sigmaringen eingesetzt werden. Das landeseigene Verkehrsunternehmen SWEG wird für die Dauer des Probebetriebs einen Zug aus der derzeitigen Dieselflotte durch das wasserstoffbetriebene Fahrzeug ersetzen. Schon ab Mai startet die Testphase in regulärem Betrieb. Darauf verständigten sich gestern das Stuttgarter Verkehrsministerium und Unternehmen Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG) und die Alstom Transport Deutschland GmbH in einer gemeinsamen Absichtserklärung. „Mit den Erfahrungen im Echtbetrieb können alternative Antriebe weiterentwickelt und ihre Marktreife verbessert werden“, so der Minister. Brennstoffzellenzüge könnten eine klimafreundliche Alternative zum Dieselzug werden, wenn keine Oberleitung vorhanden ist. Alstom liefert hierfür die Technik, die komplett emissionsfrei sein soll, erklärt Müslüm Yakisan von Alstom.

SWEG-Vorstandsvorsitzender Tobias Harms will mit dem Test in Echtbetrieb ausloten, „wie gut sich diese Technik in die bestehenden Betriebsabläufe integrieren lässt“. Dabei würde der Fahrplan nicht auf die Technik ausgerichtet, sondern die Technik müsse die Vorgaben des Fahrplans erfüllen. Dabei komme es vor allem auf die Pünktlichkeit an. Man wolle auch sehen, wie der Wasserstoffzug mit der Brennstoffzelle von den Passagieren angenommen werde.

Hermann möchte Wasserstoffzüge auf Strecken einsetzen, bei denen der Umstieg von der Diesellok auf die elektrifizierte Bahn zu teuer würde. Davon gibt es in Baden-Württemberg noch zahlreiche Verbindungen, auch im Bereich der Schwäbischen Alb. Aber könnte der Wasserstoffzug auch eine Alternative in der Diskussion um die Reaktivierung der Strecke zwischen Ludwigsburg und Markgröningen sein, auf der in Zukunft die Stadtbahn fahren soll? Bislang ist daran gedacht, diese im Zwei-System-Betrieb fahren zu lassen, so dass nicht nur Niederflurstrecken, sondern auch die der Eisenbahn befahren werden können.

Der frühere Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec hatte jedoch in der Diskussion das Ziel verfolgt, zwischen Ludwigsburg und Markgröningen eben einen solchen Wasserstoffzug fahren zu lassen, wie ihn Alstom unter anderem in Niedersachsen schon einsetzt. Hermann wollte diese Idee gestern auf Nachfrage nicht ausschließen. „Das würde aber sicher nur Sinn machen, wenn es eine größere Strecke gäbe, sonst sind Wartung und Betankung nicht wirtschaftlich“, schränkte Hermann ein. Eventuell könnte es im Zusammenspiel mit der Hesse-Bahn entsprechende Synergien geben. Sein Referent Markus Gericke, der außerdem Grünen-Gemeinderat in Ludwigsburg ist, erteilte der Idee allerdings noch in der gestrigen Pressekonferenz eine Absage. „Auf dieser Verbindung wird es sich auf jeden Fall lohnen, die schon bestehende Strecke zu elektrifizieren“, so Gericke.

Eine Absage kommt auch vom Landratsamt und dem neuen Zweckverband für die Stadtbahn. In Hinblick auf den potenziellen Einsatz eines Schienenfahrzeuges mit Wasserstoffantrieb auf der Markgröninger Bahn würden die früheren Überlegungen derzeit nicht weiterverfolgt. Mit einer Länge von rund acht Kilometern gehöre die Markgröninger Bahn nach Einschätzung des Landratsamtes nicht zu den prädestinierten Einsatzgebieten für diese Antriebsart. Die Herstellung von Wasserstoff im Elektrolyse-Verfahren wäre für ein solch kleines Netz nach derzeitigen Erkenntnissen voraussichtlich nicht wirtschaftlich darstellbar. Derartige Strecken eigneten sich im Falle von alternativen Antrieben grundsätzlich besser für Batterie-Hybrid-Fahrzeuge, die sich unter dem Fahrdraht eines Bestandsnetzes wieder aufladen, so das Landratsamt.

Die Prüfung zum Einsatz der künftigen Fahrzeugflotte für die Markgröninger Bahn erfolge nach umweltfreundlichen und technologieoffenen Maßstäben. Dabei sei zu berücksichtigen, dass langfristig und über den Vorlaufbetrieb hinaus die Fahrzeuge auch innerhalb von Ludwigsburg unterwegs sein werden. Für diesen Einsatz mit großer innerstädtischer Netzwirkung seien Wasserstoffantriebe im Schienenbereich jedoch derzeit nicht auf dem Markt verfügbar.