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Weg ins Grün führt durch die Kleingärten

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Das Luftbild zeigt, wie die Kleingartenanlage beschnitten werden muss. Die geplante Kita im Osten samt Grünfläche frisst am meisten Bestandsfläche. Von den derzeit 89 Parzellen bleiben – nach Neuordnung – rund zwei Drittel übrig.
Ärger im Quartier: Für die Neubebauung im Süden muss ein Drittel der Kleingärten weichen – Vom Wohngebiet führen künftig öffentliche Wege ins Grün

Kaum hatten die Mitglieder des Stadtteilausschusses Grünbühl-Sonnenberg und der Stadtverwaltung im Rathaussaal Platz genommen, machte Paul Gerhard Schroth (CDU) seinem Ärger Luft: „Das könnte man komplett streichen. Das will keiner, das ärgert die Leute nur.“ Das – das ist die Neustrukturierung der Kleingärten im Südwesten Grünbühls, die im Zuge der Neubebauung nötig ist – und die im Stadtteil für Proteste sorgt.

Da treffen Welten aufeinander: Auf der einen Seite die Grünbühler Kleingärtner, die im „Wehrmachtstadion“ jahrzehntelang sich selbst überlassen waren. Auf der anderen Seite die Stadt Ludwigsburg, die aus „Grabeland“ eine Art Vorzeige-Kleingartenanlage machen will, die sich dem benachbarten Neubaugebiet angleichen soll. Zentral auch der Zugang auf die freie Fläche in Richtung Süden. „Da entsteht Eigentum“, formulierte Erster Bürgermeister Konrad Seigfried, die neuen Bewohner hätten Anspruch auf freie Wege ins Grün. In den neun neuen Wohngebäuden entsteht ein Mix aus Miete und Eigentum (siehe rechts), die Lage im Grünen ist klares Verkaufsargument.

Das geht auf Kosten der Kleingartenanlage: Zwei Drittel der derzeit 89 Parzellen würden erhalten, erläuterte Markus Faigle vom Referat Nachhaltige Stadtentwicklung, zuständig für den Soziale-Stadt-Bereich Grünbühl, Sonnenberg, Karlshöhe. „Es laufen Einzelgespräche mit den Pächtern“, sagte er. Wie berichtet, hatte sich die Stadt im Sommer mit den Pächtern im Prinzip verständigt: 33 Parzellen bleiben ganz oder beschnitten stehen, 30 weitere werden neu angelegt. Künftig führen öffentliche Wege durch die Kleingartenanlage ins freie Feld, die in dem Sinne komplett neu gestaltet wird.

Dann aber nach neuen Regeln. Denn die Kleingärtner „haben eine Menge Dinge gemacht, die baurechtlich unzulässig sind“, sagte Seigfried. Die Stadt müsse eine „halbwegs ordentliche Nutzung“ gewährleisten, es gebe Mindeststandards in der Gartenordnung, gegen die „massiv verstoßen“ worden sei. Mit der Neubebauung müsse neu geordnet werden, Ludwigsburg gebe den Takt vor: „Das ist eine Fläche, die der Stadt gehört.“

Es gebe derzeit eine Mischung aus gepflegten, verwahrlosten oder verwilderten Gärten, die neu gestaltet werden müssten, ergänzte Faigle und sprach von einem „strukturellen Defizit“. Künftig soll es eine Wasserversorgung geben, zentral sind weiterhin die öffentlichen Wege durchs Grabeland, der neue Beschnitt und die Eindämmung des Wildwuchses. „Es gibt keinen Verein, der aufpasst“, bemängelte Bürgermeister Seigfried, die allgemeine Gartenordnung für die Pächter habe offenbar wenig Wirkung.

Laut Faigle wird noch diskutiert, ob es künftig einen Gartenverein geben soll. Am Römerhügel, der als Ersatz für die gerodeten Kleingärten Frommannkaserne dient, ist die Mitgliedschaft im Gartenverein Pflicht – inklusive strenger Vorschriften in Sachen Hüttenart, Möblierung oder Bepflanzung. Wie berichtet, war den Grünbühler Pächtern von der Stadt auch vorgeschlagen worden, sich dort um einen Platz zu bewerben – nach LKZ-Informationen mit wenig Erfolg.

Für die Bewerbung um Plätze auf der Grünbühler Anlage, sicherte Seigfried zu, hätten die bisherigen Pächter Vorrang, auch die bisherigen Bewohner Grünbühls würden priorisiert. Gleichzeitig betonte er, es müsse auch Angebote für neue Anwohner geben, „die haben auch Interesse“. Letztendlich kamen die Welten sich näher: Bürgermeister Seigfried betonte, die Stadt wolle die Kleingärten ermöglichen, aber mit einer Ordnung. Stadtteilausschussmitglied Schroth sprach zwar davon, dass der Wildwuchs in der Anlage in Grünbühl „keinen stört“, äußerte aber Verständnis für eine Ordnung passend zur Neubebauung, wie es Seigfried formuliert hatte.

Im Fokus der Diskussion stand auch die neue Kita, deren langgestreckter Bau samt extensiver Freifläche am meisten Kleingärten kostet. „Wir müssen dafür sorgen, gemeinwohlorientierte Einrichtungen zu schaffen“, bremste Seigfried von Beginn an Beschwerden aus. Bei der Abwägung persönlicher Interessen gegen das Gemeinwohl wiege Letzteres schwerer. Die Neugestaltung bezeichnete er als Gewinn für den Stadtteil und die Anlage: „Das ist eine einmalige Chance. Sie machen das jetzt oder nie.“