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Ukrainehilfe
Weil alles besser ist, als untätig zu bleiben: Hilfe aus Hirschlanden für die Ukraine

Machen sich zum zweiten Mal aus Hirschlanden auf ins Krisengebiet: Peter Schlatterer, Gregor Leifels, Thomas Gerhardt und Patricia Schlatterer (von links nach rechts). Der erste Hilfstransport führte sie nach Polen. Foto: Susanne Müller-Baji
Machen sich zum zweiten Mal aus Hirschlanden auf ins Krisengebiet: Peter Schlatterer, Gregor Leifels, Thomas Gerhardt und Patricia Schlatterer (von links nach rechts). Der erste Hilfstransport führte sie nach Polen. Foto: Susanne Müller-Baji
Aus der Ukraine kommen täglich neue Schreckensmeldungen, da wächst bei vielen der Wunsch zu helfen. Das Hirschlander Ehepaar Schlatterer und sein Team sammeln noch bis Donnerstag Spenden, um überlebenswichtige Medikamente und Verbandsmaterial liefern zu können.

Ditzingen. Es ist Sonntagmittag und dennoch läuft bei Fahrschulbetreiber Peter Schlatterer das Telefon heiß. Es gibt noch jede Menge zu tun, bis am kommenden Freitag sein zweiter Hilfstransport in Richtung Ukraine starten kann. An diesem Tag geht es darum, die Fahrtroute samt aller Transitländer festzulegen und die erforderlichen Sondergenehmigungen einzuholen. Und parallel dazu läuft der Spendenaufruf.

Ein erster Hilfstransport hatte Anfang März unter dem Dach der Lebenshilfe Herrenberg ins polnische Chem nahe der ukrainischen Grenze geführt. Dabei hatte man überwiegend Kleiderspenden und Lebensmittel im Gepäck, aber auch Taschenlampen und Powerbanks. „Inzwischen sind die Lager voll und wir haben uns jetzt für Medikamente und Verbandsmaterial entschieden“, sagt Patricia Schlatterer.

Jetzt geht es in das Land

Die zweite Fahrt, nun mit „Licht im Osten“, soll bis Uschgorod und damit in die Ukraine hinein führen. Am Morgen haben russische Raketen im westukrainischen Lwiw eingeschlagen – in Hirschlanden verfolgt man das mit Sorge. Das achtköpfige Team gibt sich trotzdem entschlossen. 22 Stunden wird die Fahrt mit den fahrschuleigenen Transportern dauern, die Fahrer werden sich dabei abwechseln. „Klar, mit einem großen LKW wäre es leichter“, sagt Peter Schlatterer: „Aber wir wollen ja auf der Rückfahrt auch wieder Leute mitnehmen.“

Beim ersten Hilfstransport hatte man drei Frauen mit ihren Kindern mit nach Deutschland geholt sowie eine kinderlose Frau, die aus der Nähe des von der russischen Armee beschossenen Atomkraftwerks geflohen war. „Sie war traumatisiert und wollte nur weg, hat sie uns gesagt. Egal wohin, solange dort keine Russen sind.“

Die Helfer kritisieren, dass es in der Region Stuttgart kein zentrales Verteilzentrum für Flüchtlinge gibt: Man habe das Gefühl, dass die zuständigen Stellen das Thema weitgehend verschlafen haben. Ein wenig klingt da auch an, dass man die Dinge lieber selbst in die Hand nimmt, die einem wichtig sind: Bereits nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Sommer habe man unter anderem Baumaterial ins Katastrophengebiet gebracht, erzählt das Ehepaar.

Shorts sind gerade nicht nötig

Untätig zu bleiben, ist auch jetzt keine Option: „Man sieht die Bilder im Fernsehen, und kann nicht einfach nichts tun“, fasst Helfer Gregor Leifels zusammen. Auch wenn die Hilfe mit hohem persönlichem Einsatz verbunden ist: So sind auch einige der Fahrlehrer mit an Bord für die rund 2500 Kilometer lange Strecke. Mit der Rückkehr wird am Sonntag gerechnet, und schon am Montag wird alle der Fahrschulalltag wiederhaben.

Das Team zeigt jetzt Fotos von der ersten Fahrt: „Im Rahmen der Möglichkeiten war es in Chem gut organisiert“, sagt Peter Schlatterer. Für die zweite Fahrt hat man nun aber Abstand von Sachspenden genommen. So gut die Gaben gemeint gewesen seien, „einige haben einfach ihren Keller entrümpelt“, sagt Patricia Schlatterer. „Kurze Hosen und Tops, das braucht man da jetzt einfach nicht.“ Und in einem der Säcke sei gar ein Brautkleid gewesen.

Deshalb bittet man bis Donnerstag um Geldspenden für Medikamente wie Antibiotika oder Insulin, aber auch für Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial. Das Vorhaben wird von befreundeten Familien in den USA mitgetragen, wo man ebenfalls einen Spendenaufruf gestartet hat. Von dort komme auch ein Zuschuss zu den Spritkosten, denn die sind bekanntlich seit der ersten Fahrt deutlich angestiegen.

Seither haben sich ohnehin die Ereignisse überschlagen. „Die geflüchteten Frauen und Kinder beim ersten Mal kamen noch sehr ordentlich daher. Da wurde noch die Haustür zugeschlossen, bevor man losgegangen ist“, sagt Peter Schlatterer. „Das wird jetzt aber ganz anders aussehen“, ergänzt Helfer Thomas Gerhardt. Und damit widmet sich das Team wieder der Planung des Hilfstransports.