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Glas
Weinflaschen werden knapp

Weinflaschen zum Abfüllen des neuen Weins werden knapp: Gründe sind Revisionen der Glashütten und mehr Wein in den Fässern.Foto: Alfred Drossel
Weinflaschen zum Abfüllen des neuen Weins werden knapp: Gründe sind Revisionen der Glashütten und mehr Wein in den Fässern. Foto: Alfred Drossel
WSG in Möglingen bestellt für ganz Württemberg – Felsengartenkellerei braucht jährlich 10 Millionen Stück

Möglingen/Besigheim. Die deutsche Weinwirtschaft hat derzeit einige Probleme. Auf der einen Seite gibt es Absatzschwierigkeiten, die zu Dumpingpreisen führen und auf der anderen Seite führen Betriebsstopps der Glashütten zu Lieferschwierigkeiten. Großhändler können teilweise die Kellereien nicht mehr beliefern. Es ist nicht die Erntemenge allein, die zu den Lieferengpässen geführt hat. Die Nachfrage nach Glas wird allgemein größer, viele Getränkekonzerne gehen vom PET-Kunststoff zurück auf Glas.

In verschiedenen Formen und Farben erwarten die Kellereien und Weingüter jetzt im Frühjahr Flaschen, um ihren Wein abfüllen zu können. Unter normalen Umständen sind genug da. Aktuell fehlen allerdings vor allem grüne Schlegelflaschen. Auch weiße Flaschen für Perl- und Roséweine sind knapp.

Es kommen verschiedene Umstände zusammen, die Probleme bei der Flaschenversorgung machen. In Deutschland gibt es nur drei Hersteller, die Weinflaschen produzieren. In Süd- und Ostdeutschland sind derzeit drei wichtige Glasöfen in Revision, weshalb in den Glashütten keine Flaschen produziert werden können.

Außerdem wird jetzt im Frühling der Wein aus dem vergangenen Herbst abgefüllt. Im vergangenen Jahr war die Traubenernte besonders ertragreich. Dadurch wird auch mehr Wein produziert, der wiederum mehr Flaschen benötigt. Und aktuell geht der Trend wieder hin zu Glasflaschen.

Alle genannten Probleme tauchen nicht jedes Jahr auf. Aufgrund der aktuellen Erfahrungen werden sich die Flaschenhersteller in Zukunft auch besser davor hüten, ihre Öfen zur Hochsaison reparieren zu lassen.

Außerdem versuchen vor allem Hersteller mit hochpreisigen Produkten seltene Flaschenmodelle zu benutzen, um ihre Marke von anderen abzuheben. Dadurch sinkt die Nachfrage nach den gängigen Modellen.

Die Weingärtner Servicegesellschaft (WSG), eine Tochter der Württembergischen Weingärtner Zentralgenossenschaft (WZG) in Möglingen übernimmt nicht nur die Reinigung der Weinflaschen, sondern bestellt Neuware für alle württembergischen Genossenschaften, wie Geschäftsführer Wolfgang Ziegelbauer betont.

Für die Württemberger Genossenschaften gebe es bislang keine Lieferprobleme, stellt Ziegelbauer zufrieden fest, weil es rechtzeitig gelungen sei, bei einem Glashändler notwendige Liefermengen zu bestellen. Die WSG benötige pro Jahr rund 40 Millionen Flaschen. Die Engpässe in anderen Weinanbaugebieten seien bekannt, betont Ziegelbauer.

Die Lieferknappheit sei, so Wolfgang Ziegelbauer nicht nur ein Problem bei Weinflaschen, sondern eines aller Getränkehersteller, weil der Trend wieder weg vom PET-Kunststoff zurück zu Glas gehe.

Auch Dr. Götz Reustle, Vorstandsvorsitzender der Besigheimer Felsengartenkellerei kennt die Problematik der Weinflaschenengpässe. Die Knappheit führe auch zu höheren Preisen, sagt er. Eine Weinflasche koste zwischen 16 und 19 Cent. Die Felsengartenkellerei benötige pro Jahr rund zehn Millionen neue.

Es sei gelungen, ein größeres Kontingent in der Pfalz zu kaufen, so dass die Abfülltermine des neuen Weins eingehalten werden könnten, betont Reustle. Das Problem sei jedoch die besonderen Formen der Felsengartenweine zu bekommen. Da müsse man auch kleinere Formänderungen in Kauf nehmen, sagt Reustle.

Nicht alle Weinflaschen sind Teil des Mehrwegpfandsystems. Für ihre Produktion wird Altglas benötigt, das in einem vergleichsweise aufwendigen Prozess verarbeitet werden muss. Wasser-, Limo- oder Bierflaschen können hingegen bis zu 50 Mal wiederverwendet werden. Dann sind sie abgenutzt. Der Kreislauf einer Mehrwegglasflasche dauert 60 bis 70 Tage. Nach gut zwei Monaten steht eine zurückgegebene Glasflasche also wieder befüllt im Verkaufsregal.