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Nahverkehr
Weiter Ärger um fehlende Züge

Die Bahnen der SWEG müssen in den kommenden Wochen zum Teil große Umwege fahren oder entfallen ganz. Foto: Alfred Drossel
Die Bahnen der SWEG müssen in den kommenden Wochen zum Teil große Umwege fahren oder entfallen ganz. Foto: Alfred Drossel
Der private Nahverkehrsanbieter Abellio hat weiterhin mit fehlenden Zügen zu kämpfen. Auch zwei Monate nach dem Start des privaten Betriebs ist der Hersteller Bombardier nicht in der Lage, die bestellten Züge fristgerecht zu liefern. Die Landesregierung ist verärgert, auch der Fahrgastbeirat schlägt Alarm.

Kreis Ludwigsburg. „Das ist alles sehr unbefriedigend“, sagte Matthias Lieb, Vorsitzender des Fahrgastbeirates, gestern zu unserer Zeitung. Denn durch die Verzögerungen müsste jetzt für noch deutlich längere Zeit das Ersatzmaterial der Deutschen Bahn eingesetzt werden. „Es muss auf jeden Fall mehr Transparenz hergestellt werden, wie es in Zukunft weitergeht“, so seine Forderung. „Und es muss dafür gesorgt werden, dass die Züge pünktlich fahren.“ Allerdings komme es deutschlandweit beim Übergang zu privaten Betreibern immer wieder zu Problemen. Da sei Baden-Württemberg leider kein Einzelfall.

Von den 16 Fahrzeugen, die Bombardier bis Ende August an Abellio liefern sollte, kommen zunächst nur zehn. Neuer Liefertermin ist jetzt Ende September. Eine wiederholte Verzögerung, mit der Abellio nach eigenen Angaben nicht gerechnet hat. Aber es kommt noch schlimmer. Von den bis Anfang Dezember georderten 25 zusätzlichen Nahverkehrszügen kann Bombardier nach Abellios Angaben nur zehn liefern. Die verbleibenden 26 Züge folgen nach Unternehmensangaben erst 2020. Der Deutschland-Chef von Bombardier Transportation bedauert, „dass wir unseren ursprünglichen ambitionierten Lieferplan korrigieren mussten“.

Ministerialdirektor Uwe Lahl wird in einer Pressemitteilung deutlicher: „Bombardier hat bereits zahlreiche Liefertermine nicht eingehalten. Nun hat Bombardier inzwischen die 13. Fassung des Lieferplans vorgelegt“, kritisiert der Mann aus dem Stuttgarter Verkehrsministerium. „Es ist für den Betrieb des Stuttgarter Netzes dringend erforderlich, dass Bombardier die Fahrzeuge endlich liefert“, so Lahl. Bombardier-Chef Fohrer habe ihm persönlich sein Wort gegeben, dass sein Unternehmen die neu angekündigten Termine einhält. Der neue Lieferplan dürfe nicht zu Nachteilen für das Land führen, so Lahl. Sonst müsse Bombardier mit Strafen rechnen.

Auch bei Abellio ist der Frust groß: „Wir sind mehr als verärgert darüber, dass Bombardier sich wiederholt nicht an Vereinbarungen und Lieferpläne hält, denn die Leittragenden sind unsere Fahrgäste im Netz Neckartal“, so Dr. Roman Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung von Abellio. „So sind wir gezwungen, unser Ersatzkonzept in der ersten Betriebsstufe mit Leihfahrzeugen noch bis in den September hinein weiterzufahren, in der zweiten Betriebsstufe auf einigen Strecken sogar bis Juni 2020“, fürchtet er. „Wir hoffen stark, dass Bombardier den neuen Plan umsetzen und bis Anfang September elf Neufahrzeuge liefern wird, um den sogenannten „Herbstbetrieb“ sicherstellen zu können“, so Müller.

Sanierung der ICE-Strecke nach Mannheim: Bahn warnt vor deutlich längeren Reisezeiten

Schwere Zeiten für Pendler und Bahn-Reisende zwischen Mannheim und Stuttgart: Die knapp 28 Jahre alte Schnellfahrstrecke wird vom 10..April bis 31..Oktober 2020 voll gesperrt, um saniert werden zu können. Bahnkunden müssten monatelang längere Reisezeiten und geänderte Strecken einplanen, warnte die Bahn gestern in Stuttgart und veröffentlichte weitere Einzelheiten zu dem schon im vergangenen Jahr angekündigten Großprojekt.

Demnach müssen Fahrgäste mit einer Verdoppelung der ICE-Fahrzeit von derzeit 40 Minuten rechnen. Auf den Ersatzstrecken müssten die Züge oft langsamer fahren, außerdem könnten insgesamt nicht so viele Bahnen eingesetzt werden. Bislang geht die Bahn nach eigenen Angaben von einer Sanierung von 205 Tagen aus. Auf der rund 190 Kilometer langen Trasse sollen Gleise und Weichen ebenso erneuert werden wie die Sicherungstechnik. Auf der Strecke gibt es 90 Brücken, die Fahrt führt durch 15 Tunnel. Auf der Liste stehen 54 Weichen, 300.000 Schwellen und 440.000 Tonnen Schotter sowie Oberleitungen und einiges mehr.

Auf der 99 Kilometer langen Trasse fahren nach Bahnangaben jeden Tag 185 Fernzüge mit 66.000 Fahrgästen, hinzu kommen 24 Güterzüge. Während der Bauarbeiten werden die Züge über die Strecke von Mannheim nach Schwetzingen, Bruchsal und Mühlacker umgeleitet, sie halten dort aber nicht an. (dpa)