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Wer zu spät kommt, den bestraft die Kita

Hoffentlich hört uns jemand: Wer an seinen Arbeitsplatz muss und keine Betreuung für seine Kinder hat, kann sie in die Notbetreuung geben. Doch das geht nicht immer reibungsfrei. Archivfoto: Uwe Zucchi/dpa
Hoffentlich hört uns jemand: Wer an seinen Arbeitsplatz muss und keine Betreuung für seine Kinder hat, kann sie in die Notbetreuung geben. Doch das geht nicht immer reibungsfrei. Foto: Uwe Zucchi/dpa
Elternbeirat kritisiert neue Bring- und Abholregeln mit kurzen Zeitfenstern – In anderen Kommunen kulantere Lösungen

Schwieberdingen. Frühmorgens, im Schwieberdinger Herrenwiesenweg: Zwischen sieben und halb acht herrscht ein reges Kommen und Gehen. Denn wo die Eltern vor Corona ein Zeitfenster von zwei Stunden hatten, um ihre Kinder in der Kita abzugeben, ist es nun nur noch eine halbe Stunde – und zwar insgesamt, denn für jede der vier Gruppen beträgt die Bringzeit nur noch fünf Minuten. Wer das mal nicht schafft, und sei es nur wegen drei Minuten, hat Pech – und keine Betreuung an diesem Tag, denn er muss mit Kind wieder heim. Den Elternbeirat ärgert das. Und auch, dass die Gemeinde auf die vorgetragenen Alternativen, sollte sich jemand in Ausnahmefällen verspäten, nicht eingeht.

Denn diese gibt es, sagt Daniel Knapp stellvertretend für das Gremium. Etwa längere Zeitfenster oder eine „Notfallbringzeit“ gegen 10.15 Uhr, wenn man es ausnahmsweise nicht auf die Minute schafft, weil ein Müllauto vor einem herzuckle oder der übliche Ablauf gestört wurde. „Ein Kind funktioniert nicht wie ein Uhrwerk. Daran ändert auch Corona nichts.“ In solchen Fällen sollten Eltern nach einigen Minuten, wenn sich die Gruppe sortiert hat, ihr Kind über das Außengelände in den Raum bringen können, jeder sei entsprechend zugänglich. So habe das auch in Zeiten der Notbetreuung funktioniert und sich bewährt, sagt Knapp. Diese Abgabestation sei auch generell denkbar.

Offenbar aber nicht für die Gemeinde. Ein späteres Nachbringen sei „vor dem Hintergrund der räumlichen Gegebenheiten derzeit leider nicht umsetzbar und würde unserem Hygienekonzept entgegenstehen“, so der Amtsleiter Florian Bausch. Man habe extra zwei Eingänge geschaffen, einen für die Krippe, einen für die Kita, und dann gehe es über einen Gang in die Räume – warum es nun in Einzelfällen nicht mehr über den Außenbereich funktionieren soll, bleibt offen.

Dass die neuen Bringzeiten eine „straffe Geschichte sind“, sieht zwar auch Bausch. Doch nur so sei es möglich gewesen, mit dem Personal, das nicht zur Risikogruppe gehöre, zumindest acht Stunden Betreuung – früher bis zu zehn – anzubieten. Längere Bring- und Abholzeiten seien zwar geprüft worden, man wollte aber eher möglichst lange Betreuungszeiten anbieten. Immer wieder verweist Bausch auf das Hygienekonzept und die Wichtigkeit, dieses zum Infektionsschutz einzuhalten, auch vonseiten der Eltern.

Doch in der Realität funktioniere das nicht immer, so Knapp. „Vor der Kita ist morgens eine riesige Menschentraube“, sagt er angesichts der kurzen Zeitfenster und der Tatsache, dass nicht alle Geschwisterkinder in derselben Gruppe seien – wenngleich Bausch sagt, dass man für diese Fälle versucht habe, zeitgleiche Bring- und Abholzeiten zu schaffen. Zudem sind laut Knapp Vorschulkinder aus unterschiedlichen Gruppen zusammen im Vorschulunterricht, hier gebe es also auch eine Durchmischung. „Ich weiß, dass Corona sehr anspruchsvoll ist und viel abverlangt“, so Knapp. Aber damit könne man nicht alles begründen und andere Lösungen einfach ignorieren, zumal sich die Gemeinde mit dem Attribut „familienfreundlich“ schmücke. Immerhin – auch die Verwaltung spricht nun davon, Gesprächsbedarf zu haben.