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Energieversorgung
Wichtige Komponenten kommen per Schiff

Der Umriss der Netzstabilitätsanlage auf dem Gelände der EnBW in Marbach ist schon gut zu erkennen. Fotos: Alfred Drossel
Der Umriss der Netzstabilitätsanlage auf dem Gelände der EnBW in Marbach ist schon gut zu erkennen. Foto: Alfred Drossel
Die Gasturbine wiegt 220 Tonnen.
Die Gasturbine wiegt 220 Tonnen.
Riesige Kräne heben wichtige Komponenten vom Schiff.
Riesige Kräne heben wichtige Komponenten vom Schiff.
Bau der Netzstabilitätsanlage auf dem Kraftwerksgelände der EnBW soll im Herbst 2022 abgeschlossen sein – Folge des Atomausstiegs

Marbach. Die Energie Baden­Württemberg AG (EnBW) baut in Marbach eine Netzstabilitätsanlage für 100 Millionen Euro. Am Wochenende wurden die maßgeblichen Komponenten per Schiff auf dem Neckar angeliefert, von Riesenkranen entladen und mit einem sogenannten Tausendfüßler zur Baustelle im Energie-und Technologiepark gerollt.

Schwerstarbeit am Wochenende: Am Freitag schon hatte die „Dita“, ein niederländisches Frachtschiff, am Anleger festgemacht. Das Schiff kam auf dem Rhein und dem Neckar aus Antwerpen. Generator, Gasturbine, Stator Diffusor und Transformator hatten aber schon vorher eine lange Reise hinter sich. Sie waren vor vier Wochen in Genua auf ein Seeschiff gekommen und in Antwerpen dann auf die „Dita“ verladen wurden. Allein Transport und Entladung kosten rund eine Million Euro.

Einen ganzen Tag lang wurden in Marbach die fürs Entladen benötigten schweren Kräne aufgebaut. Regie führte das Bietigheim-Bissinger Schwerlastunternehmen Wiesbauer. Zum Einsatz kamen zwei hydraulische Raupengitterkrane, die jeweils 450 Tonnen heben können. Die Gasturbine, die zuerst entladen wurde, ist beispielsweise 220 Tonnen schwer.

Die Bauteile wurden auf einen Tausendfüßler gesetzt, der millimetergenau bugsiert werden musste. An der Baustelle wurden die Kraftwerkskomponenten mit einem Hebegerät in die Endposition gebracht. Zwei Tage lang dauerte das Ganze.

Die Netzstabilitätsanlage, für die die Komponenten benötigt werden, soll vor dem Hintergrund des beschlossenen Ausstiegs aus der Kernenergie und des Ausbaus der erneuerbaren Energien die schnelle, kurzfristige Absicherung des Stromnetzes unterstützen. Auslöser der Planungen ist ein Beschluss der Bundesnetzagentur, weitere Netzstabilitätsanlagen in Süddeutschland mit 1200 Megawatt Gesamtleistung errichten zu lassen.

Die EnBW bewarb sich mit ihrem Standort Marbach bei der Transnet BW – für eine Leistung von 300 Megawatt mit einem Wirkungsgrad von rund 36 Prozent, so das Unternehmen, und erhielt im August 2019 den Zuschlag. Im Oktober vergangenen Jahres war Baubeginn, im Herbst kommenden Jahres soll die Netzstabilitätsanlage fertiggestellt sein und zehn Jahre in Betrieb bleiben.

Die EnBW baut in Marbach einen einzelnen, neuen Kraftwerksblock auf dem bestehenden Betriebsgelände am Thomas-Alva-Edison-Ring vor. Gebaut wird ein Gasturbinenkraftwerk, das mit extraleichtem Heizöl befeuert wird.

Für Marbach sind vorsorglich 1500 jährliche Betriebsstunden genehmigt. Ausgegangen wird jedoch von wesentlich weniger Stunden pro Jahr. Wenn es darauf ankommt, muss das Kraftwerk sehr schnell hochgefahren werden, um das Stromnetz zu stützen. Die in Marbach geplante Anlage benötigt nach Angaben der EnBW zum Hochfahren auf maximale Last rund 30 Minuten.

Wie das Unternehmen betont, verursache der Standort Marbach die niedrigsten volkswirtschaftlichen Kosten im Vergleich zu anderen möglichen Standorten des Unternehmens. Außerdem seien die Infrastruktur und Tanks für das Heizöl bereits vorhanden. Die Lage am Neckar ermöglicht zudem eine Brennstoff-Anlieferung per Schiff. Das Öl sei aufgrund der Lagerung in unmittelbarer Nähe immer sofort verfügbar. So würden Lieferengpässe vermieden, die beispielsweise beim Einsatz von Erdgas nicht ganz auszuschließen seien.