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Kriminalität
Wieder Randale in der Alten Lateinschule

Die Alte Lateinschule benötigt weiteren Brandschutz. Archivfoto: W. Kuhnle
Die Alte Lateinschule benötigt weiteren Brandschutz. Foto: W. Kuhnle
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Chaos in einem VHS-Flur. Foto: privat
VHS schaltet nach drei Einbrüchen in zwei Wochen Polizei ein – Täter zerstören Einrichtungsgegenstände – Auch die Stadthalle wird zur Zielscheibe

Korntal-Münchingen. „Am siebten Tag sollst du ruhen“, stand schon im Alten Testament. Die Korntaler VHS-Leiterin Cornelie Class-Hähnel hält sich eher unregelmäßig an dieses Gesetz. „Ich mag Sonntagsdienste, um Dinge zu erledigen, die sich die Woche über angestaut haben“, sagt sie.

Auch am vergangenen Sonntag wollte sie es so handhaben. Doch als Class-Hähnel am Morgen die Alte Lateinschule betritt, in der die VHS und die Korntaler Musikschule untergebracht sind, stockt ihr der Atem. „Es herrschte das absolute Chaos“, sagt die Leiterin im Gespräch mit unserer Zeitung. Feuerlöscher sind aus der Verankerung gerissen, Heizkörper zerstört, Glassplitter liegen auf dem Boden vermischt mit Programmheften und Flyern. An der Tür zur Geschäftsstelle entdeckt Class-Hähnel Fußspuren. „Die Tür sollte wohl eingetreten werden. Aber sie hat standgehalten.“ Die VHS-Leiterin spricht hinterher von einer „Spur der Verwüstung“, die auch die Musikschule betrifft. „Hier ist jemand mit unglaublicher Wut vorgegangen.“

Mittlerweile ermittelt die Polizei in der Angelegenheit. Class-Hähnel hat die Tat angezeigt – weil es in den vergangenen zwei Wochen bereits das dritte Mal der Fall gewesen sei, dass Einbrecher in das rote Backsteingebäude im Ortszentrum eindringen. „Aber so drastisch wie dieses Mal, war es noch nie“, sagt die Pädagogin. Einmal ließen die Randalierer rund 150 Programmhefte mitgehen, die sie hinterher durch die Gegend schleuderten.

Die Polizei geht davon aus, dass sich die Täter mutmaßlich über ein Fenster an der Feuertreppe Zugang zur Alten Lateinschule verschafften. Der Tatzeitraum: zwischen Samstagabend und Sonntagmorgen. Den entstandenen Schaden mag die Polizei noch nicht beziffern. Dass sie die Täter schnappen wird, glaubt Class-Hähnel nicht. „Das ist doch wie mit der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.“

Eine größere Beute machen die Eindringlinge offenbar nicht – weder in der VHS noch in der Musikschule. „So clever, um in die verschlossenen Räume einzudringen, waren sie nicht“, sagt Class-Hähnel.

Auch in der nahe gelegenen Stadthalle kam es am Wochenende zu einem Einbruch, und zwar ins Sekretariat. „Möglicherweise besteht ein Tatzusammenhang“, so ein Polizeisprecher gestern. Was die Fälle gemeinsam haben: Gestohlen wurde nichts.

Am Montag sind die VHS-Mitarbeiter mit Aufräumarbeiten beschäftigt. „Wir sind alle ein bisschen durch den Wind“, sagt die Leiterin. Das Kursprogramm soll wie geplant stattfinden. „Wir wollen ein offenes Haus bleiben.“ Class-Hähnel räumt aber auch ein, dass sich ihr Gefühl für das alte Gebäude verändert habe. „Man wird misstrauischer, wenn man zur Zielscheibe wird.“

Für Class-Hähnel stehen jetzt Gespräche mit der Stadt an, die Eigentümerin der Lateinschule ist. Im vergangenen Jahr hatte der Historiker und Musikschulleiter Peter Meincke hier eine Ausstellung zur Geschichte des Gebäudes aufgezogen. Jetzt wollen die Beteiligten überlegen, wie man die Einrichtung besser gegen Vandalismus schützen kann. Class-Hähnel sagt mit Blick auf die Überfälle: „Vielleicht müssen aller schlechten Dinge drei sein.“