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Rope Skipping
Alles andere als ein Kinderspiel

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Nur Fliegen ist schöner: Maria und Alicia Maier aus Kallenberg in ihrem Element. Mit ihren Teampartnern Marie Rossa und Julian Kilgus zeigen die Zwillinge ihre Goldmedaillen (oben). Fotos: privat
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Maria und Alicia Maier aus dem Korntal-Münchinger Stadtteil Kallenberg sind Europameisterinnen. Ihr Sport heißt Rope Skipping, darunter verstehen Kenner Hochleistungsseilspringen.

Korntal-Münchingen. Mit kindlichem Seilhüpfen hat das, was die Kallenberger Zwillinge Maria und Alicia Maier, 19, in der Sporthalle in Stuttgart-Zuffenhausen anstellen, nichts zu tun. Zwei Teamkameraden schwingen zwei Seile. Die Zwillinge springen nun los und bauen akrobatische Figuren wie Salti, Handstände und Co in ihre Choreografie ein, und zwar immer, ohne die beiden Seile zu berühren. Dazu wummert Musik aus den Boxen. Im Wettkampf dauert diese Kür eine Minute und 15 Sekunden. Das Gesamtpaket namens Freestyle wird von Preisrichtern bewertet.

Bei anderen Aufgaben geht es um Ausdauer und Geschwindigkeit. Es wird gezählt, wie oft Maria und Alicia Maier in 30 Sekunden und in drei Minuten mit dem rechten Fuß den Boden berühren. Das schaffen die 19-Jährigen etwa 95- beziehungsweise 440-mal. Zum Abschluss dann der Dreier: Wie häufig wird das Seil dreimal mit einem Sprung unter den Sohlen durchgezogen, ohne hängenzubleiben. Der persönliche Rekord von Maria Maier liegt bei 150, der von Alicia Maier bei 130.

Seit mehr als zehn Jahren sind die beiden Kallenbergerinnen beim Rope Skipping dabei. „Es ist eine Sportart, die jeden Muskel und jede Sehne im Körper beansprucht“, sagt Alicia Maier. Außerdem sind Koordination, Kraft und Kondition gefordert. In Deutschland gehören die Maier-Zwillinge zur absoluten Spitze. Jetzt haben sie mit dem Team in Portugal in der Disziplin 4x30 Sekunden auch den europäischen Olymp erreicht. 372 Sprünge – ein einziger Sprung fehlte ihnen zum neuen Rekord. In der Gesamtwertung, in die alle Disziplinen einbezogen werden, erreichten die Kallenbergerinnen Rang vier. Im Einzel waren sie nicht am Start.

Bis zur Weltspitze haben die beiden noch einen längeren Weg vor sich. Die werde von Australiern und Chinesen dominiert. Seit 2014 sind die Zwillinge international unterwegs. In Hongkong waren sie und in Schweden. Jetzt wollen sie sich für die nächste WM in Shanghai qualifizieren und möglichst weit kommen.

Dafür trainieren sie beim SSV Zuffenhausen hart. Drei- bis viermal pro Woche jeweils zwei Stunden. In jeder Stunde sind das um die 2000 Sprünge – ein unglaublich intensives Fitnessprogramm. „Dabei werden massenhaft Kalorien verbrannt“, sagt Maria Maier schmunzelnd. Beim Speed über die halbe Minute jagt der Puls hoch auf 200. Die Köpfe sind knallrot, die Lunge pumpt. Trotzdem: „Es macht Spaß, und bei Wettbewerben sind alle wie eine große Familie.“ Konkurrenz untereinander kennen die Schwestern nicht. „Mal gewinnt die eine, mal die andere.“

Die Maier-Zwillinge haben im vergangenen Jahr am Porsche-Gymnasium in Zuffenhausen Abitur gemacht. Derzeit ist Maria für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus tätig, Alicia will Sportlehrerin werden. In ihrer Freizeit haben sie ihre Seile fast immer dabei, auch abends, denn mittlerweile werden sie auch von Firmen für Veranstaltungen gebucht.