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Messe
Die Tätowiernadeln glühen heftig

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Diese junge Frau hat einen komplett tätowierten Arm.
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Viele Besucher lassen sich direkt auf der Messe tätowieren.Fotos: Theiss
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Kunstvoll geschmückte Hand.
Auf breite Resonanz ist am Wochenende die zweite Tattoo-Messe im Forum gestoßen. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit und ließen sich vor Ort tätowieren.

Ludwigsburg. Ärzte tun es, Krankenschwestern tun es, sogar Richter und Staatsanwälte tun es: Die Rede ist von Tätowierungen, die mittlerweile in breiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert sind und längst – beileibe nicht nur von jungen Leuten – ganz selbstverständlich getragen werden.

„Tätowierungen sind salonfähig geworden und gehören zum Alltag“, meint auch Wido Schwabe, Organisator der Ludwigsburger Tattoo-Messe. Laut Schwabe setzte vor etwa zehn Jahren ein Wandel der öffentlichen Meinung ein. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die Darstellung in den Medien änderte. „Auf einmal liefen Fernsehshows, in denen Tätowierer bei der Arbeit zu sehen waren. Dieser Trend schwappte aus den USA nach Deutschland“, sagt Schwabe. „Die Leute wurden inspiriert, viele ließen sich dann auch selbst tätowieren.“

Auch im Ländle sind die Körperverzierungen beliebt. Im vergangenen Jahr organisierte Schwabe mit seinem Partner Sergio Farao erstmals die Tattoo-Messe im Forum. „Wir waren sehr zufrieden“, betont der Organisator. „Wir hatten mehr als 4000 Besucher, unsere Erwartungen wurden sogar übertroffen.“

Bei der zweiten Auflage präsentieren rund 80 Aussteller am Samstag und Sonntag eine unüberschaubare Vielfalt an Ideen. Viele Tätowierer kommen aus dem Großraum Stuttgart, andere aus angrenzenden Bundesländern oder aus dem Ausland.

Eddie Navarro betreibt ein Studio in Luxemburg, ursprünglich kommt er aus der New Yorker Bronx. Dort gehörten Tätowierungen schon lange zum Straßenbild, erzählt der Amerikaner mit lateinamerikanischen Wurzeln. „Aber heutzutage ist das nicht nur in der Bronx, sondern in den ganzen USA und auch in vielen anderen Ländern wie Deutschland sehr populär. Die Tattoo-Nation wächst.“

Länderspezifische Unterschiede gebe es dabei nicht, findet Navarro. „Es kommt auf den einzelnen Tätowierer an. Der ist unabhängig, hat seinen individuellen Stil.“ Erlaubt sei alles – abgesehen von zwei Fällen: Ein Tattoo gehöre nicht auf die Innenseite eines Fingers, „da verschwindet es innerhalb von zwei, drei Monaten“. Und in der Bronx habe er nie Gang-Tattoos gestochen. Weil er die Gang-Kultur nicht unterstützen wollte, aber auch aus Selbstschutz. „Du stichst jemandem ein Tattoo von der einen Gang, und dann kommen Leute von der anderen Gang zu dir. Das kann gefährlich werden, deshalb habe ich mich aus so was immer rausgehalten.“

Da die Tätowierer einen individuellen Stil pflegen, sind allgemeingültige Entwicklungen im Tattoo-Gewerbe nur schwer herauszulesen. Laut Navarro sind farbige „Neo-Traditionals“ im Kommen. Dabei nutzt der Tätowierer traditionelle Techniken, sticht aber – anders als die Kollegen in früheren Zeiten – keine Klassiker wie Anker oder Segelschiffe, sondern aktuelle Motive. Angesagt seien etwa Cartoon-Figuren à la Spiderman.

Nach Einschätzung von Gisi Mühlbauer, der ein Tattoo-Studio im bayerischen Neufahrn gehört, liegen Mandalas und der sogenannte Watercolor-Stil, solche Tattoos erinnern an mit echten Farben gemalte Kunstwerke, im Trend. Grundsätzlich rät Mühlbauer dazu, sich vor einem Tattoo gründlich zu informieren, sowohl über das gewünschte Motiv als auch über den Tätowierer. „Oft schauen die Leute nur auf den Preis – das kann am Ende aber noch teurer werden. Zum Beispiel, wenn das Tattoo nichts wird und noch mal überstochen werden muss.“