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Eine Kulturbotschafterin mit Leib und Seele

Kulturbotschafterin
Ute Kabisch ist Dirigentin des Ludwigsburger Jugendsinfonieorchesters und des Erwachsenenchors „Chorioso“

„Augen und Ohren öffnen für die sogenannte Hochkultur“: Das ist ihr berufliches, wenn nicht gar ihr Lebensmotto. Ute Kabisch studiert nach dem Abitur und einem freiwilligen sozialen Jahr Schulmusik, Geschichte und Philosophie sowie Musikwissenschaft. Derart gewappnet mischt die 51-Jährige bis heute mit hohem Engagement im Ludwigsburger Kulturbetrieb mit. „Zur Zeit ist das Niveau sehr gut“, beurteilt Dirigentin Ute Kabisch den Leistungsstand des Ludwigsburger Jugendsinfonieorchesters. „Ich fordere sehr viel von den jungen Musikern. Ich möchte, dass sie erleben, wie viel Spaß es macht, intensiv und hochkonzentriert an einer Sache zu arbeiten.“ Das ernsthafte Arbeiten liegt der alleinerziehenden Mutter zweier inzwischen erwachsener Kinder sehr am Herzen. Schon während ihres ausgedehnten Studiums stellt sich für die Konzert- und Musiktheaterpädagogin die Frage, ob sie künftig praktisch oder wissenschaftlich theoretisch arbeiten würde: „Wenn man ernsthaft Wissenschaft machen will, ist das mehr als ein Fulltime-Job.“ Letztlich zieht sie die Arbeit mit Menschen schen, also das gemeinsame Kreieren künstlerischer Projekte, der trockenen Schreibtischarbeit vor. Aber auch die Probenarbeit und das Klavier-Unterrichten sind ein zeitintensiver Job, der strukturiertes Arbeiten erfordert. Ute Kabisch erinnert sich: „Ich habe schon immer ein ganzes Netzwerk von Freunden, Nachbarn und anderen alleinerziehenden Müttern gehabt. Ohne die hätte ich die ganzen Arbeiten in den vergangenen 20 Jahren gar nicht machen können.“ Neben den erwähnten Tätigkeiten ist die Schorndorferin, die heute in Ludwigsburg lebt, auch musikalische Leiterin des hiesigen Bürgertheaters und leitet „Chorioso“, einen Erwachsenenchor, den es bereits seit 1998 gibt. „Man kann dem Publikum viel mehr zumuten, als man denkt“, analysiert Kabisch und spricht von Raum und Zeit. Sie wünschte sich für sich, wäre es denn möglich, mehr Zeit, „um das, was ist, zu genießen und Erlebtes zu verdauen“. Nach ihrem Empfinden hat Kultur „heute so etwas Atemloses“. Kabischs Erfahrung zeigt ihr, „dass sowohl bei Kindern, als auch bei Erwachsenen die Fähigkeit, zuzuhören und zu sehen ständig abnimmt“. Wenn sie als Moderatorin bei Gesprächskonzerten auftritt, stellt sie den Künstlern Fragen. Stoßrichtung: „Was kann an diesem uralten oder modernen, völlig abgedrehten Kunstwerk, egal, ob Bild, Musik oder Theater, für mich interessant sein?“ Es geht Ute Kabisch als „Anwältin des Publikums“ also weniger um Werkinterpretation und Erklärung als darum, das Publikum dazu zu bringen, Fragen zu stellen. Und um Fragen stellen zu können, muss man „Zeit und Raum haben, um zuzuhören und zuzusehen“. Während Ute Kabisch vom Netzwerk Neue Musik erzählt, das neue Publikumsschichten für zeitgenössische Musik erschließen soll, sinniert sie über die ökonomischen Aspekte von Kultur in der heutigen Zeit: „Kultur muss ständig ihren praktischen, sozialen und vor allem wirtschaftlichen Nutzen nachweisen.“ Enger Kontakt zu Künstlern Immer wieder nimmt Kabisch Kontakt zu Künstlern auf, die Gastspiele im Forum geben. Ziel ist, die Künstler zu Schulbesuchen, Workshops oder Sonderkonzerten zu überreden. Man kann Ute Kabisch recht treffend als „Kulturbotschafterin“ titulieren. Sie selbst hört übrigens am liebsten Musik von Johann Sebastian Bach und Helmut Lachenmann: „Bach berührt mich und schafft Ordnung. Lachenmann putzt mir die Ohren aus, macht mich wach für Neues und Altes.“