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Geno Wohnbaugenossenschaft
Gläubiger setzen Insolvenzverwalter ab

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Noch ist die Geno Wohnbaugenossenschaft online, doch die Zukunft des Unternehmens bleibt vorerst offen.Foto: Jürgen Schmidt
Die erste Gläubigerversammlung der Ludwigsburger Geno Wohnbaugenossenschaft nahm gestern ein ungewöhnliches Ende. Der bisherige Insolvenzverwalter Dietmar Haffa wurde nicht in seinem Amt bestätigt und statt dessen der Dresdner Anwalt Frank-Rüdiger Scheffler berufen.

Ludwigsburg. Die an Winkelzügen nicht gerade arme Firmengeschichte der Geno Wohnbaugenossenschaft ist um eine weitere Facette reicher. Mit knapper Mehrheit sprachen sich die Gläubiger der seit Ende Mai zahlungsunfähigen Genossenschaft gestern im Forum am Schlosspark gegen den Stuttgarter Rechtsanwalt Dietmar Haffa als Insolvenzverwalter aus, wie dessen Kanzlei Schultze & Braun gestern bestätigte. Wie es mit dem Unternehmen weitergeht, muss eine weitere Gläubigerversammlung entscheiden.

Den Ausschlag hätten die Stimmrechte von Gläubigern gegeben, die der Bautzener Rechtsanwalt Jens Reime vertritt, hieß es. Ins Spiel gebracht hat diesen eine „Interessengemeinschaft Geno Wohnbaugenossenschaft e.G.“ mit Sitz in Leipzig. Und diese wurde wiederum von dem selbst ernannten Verbraucherinformationsportal diebewertung.de initiiert. Diese sitzt ebenfalls in Leipzig und befasst sich vor allem mit vermeintlich und tatsächlich problematischen Geldanlagen.

Abwahl mit Ansage

Die Abwahl von Haffa erfolgte gewissermaßen mit Ansage. Schon im Juli hatte die Internetplattform Stimmung gegen den renommierten Stuttgarter Insolvenzrechtler gemacht. „Den jetzt bestellten Insolvenzverwalter sehen wir da als ‚3b-Lösung‘ an, nicht als ‚1a-Lösung‘, die man hier eigentlich braucht. Wir wollen hier über den jetzt zu bildenden Gläubigerausschuss dem Insolvenzverwalter auf die Finger schauen, damit da keine Dinge passieren, die dann die Mitglieder viel Geld kosten könnten“, heißt es auf dem Schwesterportal graumarktinfos.de, das, wie diebewertung von dem Leipziger Journalisten Thomas Bremer betrieben wird. Und gestern Abend wurde die Abwahl mit den Worten kommentiert: „Wir hatten bei Herrn Haffa kein gutes Gefühl. Hier sind aus unserer Sicht dann möglicherweise Dinge passiert, die sich in einem Insolvenzverfahren aus unserer Sicht nicht gehören.“ Nähere Aussagen, „was sich nicht gehört“, wurden nicht gemacht.

Sympathien für Geno-Gründer

Möglicherweise verfolgt Bremer die vermeintliche Verteidigung der geschädigten Genossenschaftsmitglieder aber nicht alleine. Denn in der Vergangenheit waren auf dem Portal diebewertung.de stets sehr wohlwollende Beiträge über den Gründer der Wohnbaugenossenschaft und formal noch amtierenden Vorstand, Jens Meier, erschienen. Noch Anfang Juli, als das hoch verschuldete Unternehmen schon längst Insolvenz angemeldet hatte, bescheinigte die Internetseite dem Geno-Gründer: „Er hat die Idee erfunden, aber viel wichtiger, Jens Meier hat Herzblut und viel eigenes Geld in der Geno e.G. stecken.“ Hinter der Insolvenz vermutet diebewertung möglicherweise kriminelle Energie, „um die Genossenschaft ‚zu übernehmen‘ ohne Jens Meier“.

Im Verdacht über kriminelle Energie zu verfügen, steht aber auch der Genossenschaftsgründer. Denn gegen ihn und zwei weitere frühere Vorstände ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betrug, Insolvenzverschleppung und Untreue. Erst vor sechs Wochen hatte es deshalb – wie berichtet – in den Geschäftsräumen der Genossenschaft und mehreren privaten Häusern oder Wohnungen Razzien gegeben, um Beweismaterial sicherzustellen.

Meier war gestern bei der Gläubigerversammlung im Forum vertreten. Als der Beschluss zur Abberufung Haffas verkündet wurde, soll er geklatscht haben, wie Teilnehmer der Versammlung berichten.