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Entwicklungszusammenarbeit
Hilfe für Afrika: Keine Einbahnstraße

Noch bis Freitag finden in Ludwigsburg die 8. Afrikatage statt. Bei zahlreichen Veranstaltungen bekommen Besucher die Möglichkeit, den afrikanischen Kontinent näher kennenzulernen und in seiner kulturellen Vielfalt zu erleben. Am Montag traf sich eine Kirchendelegation mit der Ludwigsburger Rathausspitze.

Ludwigsburg. Anlass für diesen Besuch war die Eröffnung der Missio-Kampagne „Monat der Weltmission“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Bei einem Treffen mit Vertretern der Stadt Ludwigsburg, Repräsentanten der hiesigen Kirchen, Mitgliedern des Internationalen Katholischen Hilfswerks Missio und Delegierten der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind Möglichkeiten der weiteren Entwicklungszusammenarbeit ausgelotet worden.

Dabei lässt sich auf ein bestehendes Beziehungsgeflecht aufbauen: Die Stadt Ludwigsburg verbindet eine trilaterale Kooperation mit der französischen Partnerstadt Montbéliard und Kongoussi in Burkina Faso. Der Förderkreis Burkina Faso in Ludwigsburg unterstützt vor allem Bildungsprojekte in Kongoussi. Das katholische Hilfswerk Missio Aachen und die Diözese Rottenburg fördern dagegen kirchliche Projekte in dem westafrikanischen Land.

„Wir haben vor zehn Jahren damit begonnen, uns in Afrika zu engagieren“, berichtete Oberbürgermeister Werner Spec von einem Impulsvortrag, der damals ausschlaggebend gewesen sei. „Wenn wir Europäer nicht helfen, Probleme in Afrika zu lösen, kommen die Probleme zu uns“, so Spec. Das soll durch kommunale Entwicklungshilfe, aber auch durch Fairen Handel in Ludwigsburg gelingen. Ein wichtiges Element ist seiner Meinung nach der interreligiöse Dialog. Er wies auch auf das neue entwicklungspolitische Engagement der Stadt Ludwigsburg in Ecuador hin. „Das bedeutet aber nicht, dass Burkina Faso darunter leidet“, betonte er. Er bemängelte, dass es in Deutschland keine Diskussion über eine offene Einwanderungspolitik gebe. „Wir brauchen eine Zuwanderung über die Grenzen Europas hinaus“, besteht für ihn aufgrund des demografischen Wandelns eine Notwendigkeit dazu.

„Erst durch Gespräche entstehen Beziehungen, die wiederum Solidarität entstehen lassen“, wies Monsignore Paul Ouédraogo, Vorsitzender der Bischofskonferenz von Burkina Faso und Niger, auf die Bedeutung solcher Treffen wie im Ludwigsburger Rathaus hin. Nur wenn man sich gemeinsam den Problemen stelle, könne man diese auch lösen. Dabei sollte es sich aber um keine Einbahnstraße handeln, sondern die möglichen Projekte so gestaltet sein, dass die Menschen in Burkina Faso und Deutschland wechselseitig engagiert sind und voneinander lernen können. „In dieser Welt sollte jeder Mensch auf seine Kosten kommen“, betonte er.

Prälat Dr. Klaus Krämer, Präsident des katholischen Hilfswerks Missio, hob hervor, dass Burkina Faso als eines der ärmsten Länder der Welt in besonderer Weise Solidarität benötige. Er hob die Rolle der Christen hervor: „Sie sind zwar in der Minderheit, aber ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung.“ Für ihn ist der interreligiöse Dialog ein wichtiger Schlüssel, um Radikalisierungstendenzen entgegenzuwirken.

Konrad Seigfried, Erster Bürgermeister der Stadt Ludwigsburg, ist durch seinen Vorsitz beim Freundeskreis Burkina Faso ein Experte für dieses westafrikanische Land. Als wichtiges Klimaschutzprojekt, das die Stadt Ludwigsburg vorangetrieben hat, erwähnte er das Uferschutzprogramm am Bamsee, der ein wichtiges Wasserreservoir ist. Hier werden auf einer Länge von 10,5 Kilometern rund 3000 Bäume gepflanzt. Außerdem engagiert sich die Stadt im Brunnenbau und der Verbesserung der hygienischen Verhältnisse. „Wir tun etwas und wollen nicht nur reden“, so Seigfried. Der Bereich Bildung ist ein zweites wichtiges Thema: In der vom Freundeskreis Burkina Faso finanzierten Berufsschule werden Zweirad- und Pumpenmechaniker ausgebildet. Seit neuestem erlernen dort junge Leute das Schneiderhandwerk. Das von der Ludwigsburgerin Anke Wiest initiierte Nähatelier Ziczac habe bereits zehn selbstständiger Schneiderinnen hervorgebracht, berichtete Seigfried.

Bei dem anschließenden Gedankenaustausch wurde ausgelotet, worin Gemeinsamkeiten und Unterschiede von kirchlicher und kommunaler Entwicklungszusammenarbeit liegen. Als künftige Handlungsfelder wurden insbesondere der interreligiöse Dialog, die berufliche Bildung von Jugendlichen und Medienkooperationen genannt.