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Jugendkongress
Kirche sucht neue Wege zum Glauben

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Johannes Warth ist seit über 20 Jahren als „Ermutiger“ auf den Bühnen unterwegs. Sein Auftritt „Anfangen“ soll neuen Mut in den Zuhörern wecken.Fotos: Ramona Theiss
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Bei Twister müssen die Spieler miteinander agieren, um weiterzukommen.
Junge Menschen suchen nach Orientierung, das ist auch bei gläubigen Christen nicht anders. Mit dem Jugendkongress Younify, der am Samstag erstmals in der MHP-Arena stattfand, will das Evangelische Jugendwerk ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern Impulse für die Arbeit in ihren Gemeinden geben.

Ludwigsburg. Die Schlange vor der MHP-Arena ist lang. Viele junge Leute begehren Einlass. Doch wer hinein will, muss sich erst registrieren lassen: Die Großveranstaltung des Evangelischen Jugendwerks (EJW) in Württemberg, die sich an die 54 000 jungen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in der württembergischen Landeskirche richtet, hat bewusst Kongresscharakter.

„Früher gab es die Jugendtage mit Seminaren, Gottesdiensten und Mitmachaktionen in der ganzen Stadt“, sagt EJW-Pressesprecher Eberhard Fuhr. Auch in Ludwigsburg fand 2013 ein solcher Jugendtag statt. Vor zwei Jahren hob das EJW mit Younify ein neues Format aus der Taufe. Die ersten beiden Veranstaltungen fanden im Stuttgarter Theaterhaus statt, die dritte Auflage nun in Ludwigsburg. Nach Angaben des EJW sind etwa 750 Jugendliche ab 14 Jahren in die MHP-Arena gekommen.

„Wir wollen Anregungen und Impulse geben, von denen die Jugendlichen profitieren und die sie auch für ihre Arbeit in ihren Kirchengemeinden nutzen können“, so der Pressesprecher. „Die jungen Leute haben sich verändert. Deshalb muss sich auch die Kirche verändern und bereit sein, neben der klassischen Gemeindearbeit alternative Angebote zu machen.“

Musik, Gebete und Aftershow-Party

Bei Younify ersetzt eine lockere, aber zielgerichtete und konstruktive Kongressatmosphäre den Festivalcharakter der früheren Jugendtage. Die MHP-Arena ist zweigeteilt: Auf einem Marktplatz präsentieren sich Missionswerke, Bibelseminare und evangelische Hochschulen. Es wird musiziert und gebetet, in einer Lounge können die jungen Leute abhängen. Abends wird bei der Aftershow-Party mit DJ Neelow gefeiert. Im Plenum stehen in der MHP-Arena sogenannte Speaker wie der Jugendevangelist Dieter Braun oder die Autorin und Gemeindeleiterin Debrah Hirsch auf der Bühne und referieren in „Sessions“ über Themen wie „Scheitern“, „Festhalten“ oder „Ankommen“.

Zum Auftakt bricht Moderator Marius im Plenum das Eis mit Fragen an das Publikum. Wer nach Ausklingen der Musik einen Schaumstoffwürfel in den Händen hält, der zuvor auf den Zuschauerrängen hin und her geworfen wurde, muss Rede und Antwort stehen oder sogar sein Lieblingsweihnachtslied vorsingen. Ein junger Mann dreht den Spieß spontan um und macht, als er den Würfel aufgreift, Werbung in eigener Sache. Sein Jugendkreis in Hertmannsweiler sei „voll geil“ und zudem auf Youtube präsent. „Folgt Jesus“, empfiehlt der junge Mann zum Abschluss. Applaus.

Anschließend eröffnet der als „Ermutiger“ angekündigte Johannes Warth den „Session“-Reigen mit einem kabarettreifen Auftritt. Warth motiviert hautberuflich Mitarbeiter von Großunternehmen, doch auch die jungen Christen finden an seinem ebenso selbstironischen wie hintergründigen Auftritt schnell Gefallen.

Er komme ursprünglich aus Oberschwaben, erzählt Warth. Griesgrämige und missmutige Mitmenschen sei er also von Kleinauf gewohnt. Er hat seine eigenen Lehren aus dieser frühen Prägung gezogen und legt großen Wert auf eine positive Ausstrahlung. In diesem Sinne zitiert der „Ermutiger“ den Komiker, Schriftsteller und Schauspieler Karl Valentin: „Wenn es regnet, freue ich mich“, hatte der bayerische Komiker einst gesagt. „Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem.“

„Neue Impulse für meine Arbeit“

Sie nehme viel von dem Jugendkongress mit, sagt Nadine Lang, die sich seit einem Jahr ehrenamtlich in einem Jugendkreis in Geradstetten engagiert. Sie diskutiert mit den Jugendlichen über Bibelstellen, hält Andachten, organisiert Spiel- und Sportangebote. „Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen und will meinen Glauben an andere Leute weitergeben“, erzählt die junge Frau. „Bei Younify habe ich neue Impulse für mich selbst, aber auch für die Arbeit in meinem Jugendkreis bekommen.“

Ruben Hauck ist hauptamtlich für den CVJM in Fellbach tätig. „Gerade in kleineren Gemeinden auf dem Land können sich junge Leute, die sich ehrenamtlich in der Kirche einbringen, schon mal ein wenig einsam fühlen“, hat er beobachtet. „Hierher kommen Altersgenossen aus ganz Württemberg – das macht Mut und trägt auch zur Vernetzung bei.“