1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Schlossfestspiele
Lodernde Flammen der Leidenschaft

350_0900_19820_14_07_18Theiss_206.jpg
Grandioser Feuerzauber zum Abschluss des Klassik Open Air am Monrepos.Foto: Ramona Theiss
Zündendes Klassik Open Air am Monrepos mit „Bolero“-Feuerwerk – Auftakt mit dem Orchester des Goethe-Gymnasiums

Ludwigsburg. „Es wird mit jedem Jahr schöner!“ schwärmt Intendant Thomas Wördehoff zur Begrüßung der 8000 Besucher am Monrepos zum Klassik Open Air der Ludwigsburger Schlossfestspiele. In jeder Beziehung hat er recht: so lau war der Sommerabend selten, die Stimmung ist prächtig, schon seit dem frühen Abend haben die zahllosen Picknicker auf dem Festinhügel ihre Gourmet-Runden aufgebaut, selbst am See unter den Bäumen lagern Genießer mit Blick auf die Feuerwerk-Pontons vor den Inseln, von wo später dann die Raketen in den Nachthimmel schießen werden. In den Kastanienalleen sind schon, bevor es sich die ersten Zuhörer auf dem über die Wiese gelegten Holzboden auf den Stühlen bequem machen, die Bänke fast bis auf den letzten Platz besetzt, Bier und Wein fließen, das kulinarische Angebot reicht von der klassischen Bratwurst bis zum Fleischkäsburger „Monrepos“.

„Seid ihr alle da?“ ruft Wördehoff gut gelaunt vom Podium, ein lautes „Jaaaaa!“ schallt zurück. Jetzt ist es Zeit für den Auftritt des Orchesters des Goethe-Gymnasiums und seines Dirigenten Bennedikt Vennefrohne, verstärkt durch ein paar Musiker des Festspielorchesters bei den Bläsern und am Kontrabass. Seit sechs Jahren gibt es schon diese Bildungspartnerschaft, und Vennefrohne hat für seine 60 Musici wieder ein interessantes Programm zusammengestellt. Einige Stücke aus Edward Elgars Orchestersuite „Der Zauberstab der Jugend“ rahmen Edvard Griegs „Peer Gynt“: Musikalisch züngeln da schon einige „Flammen der Leidenschaft“ – so der der Titel des diesjährigen Monrepos Klassik Open Air – in der „Halle des Bergkönigs“, beim „Arabischen Tanz“ oder bei „Peer Gynts Heimkehr“. Klangvoll und sauber musiziert von den Jugendlichen des Goethe-Orchesters, ist dies eine dankbar applaudierte Einstimmung auf das Folgende..

Beim Auftakt von Richard Wagners Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ mit dem Festspielorchester unter Leitung von Pietari Inkinen lodern die Flammen der Leidenschaft dann schon gewaltig wild und zügellos, und während die Holzbläser die Melodie der Senta-Ballade intonieren und die Streicher nichts zu tun haben, wirft Konzertmeister Gustavo Surgik Handküsschen ins Publikum. Die Fassade des Monrepos-Schlösschens leuchtet lila marmoriert, die letzten von der Abendsonne beschienenen Wattebausch-Wölkchen sind in Auflösung begriffen, passend dazu verklingt harfenumrauscht das Erlösungsmotiv am Ende von Richard Wagners romantischem Geniestreich.

Leidenschaft ganz anderer Art entfachen die Tänze aus Manuel de Fallas „El sombrero de tres picos“: Die feurigen Rhythmen der Seguidilla und Jota mit ihrem folkloristischen Kolorit sind schmissig musiziert, die vergebliche Liebe des Corregidors mit dem Dreispitz zu einer schönen Müllerin ertönt in einem schönen Englischhorn-Solo, das Schloss hinter der Bühne erstrahlt himbeerrosa und glühend rot.

Zum Dahinschmelzen schön dann das Intermezzo aus Jules Massenets „Thaïs“ mit Gustavo Surgiks Violinsolo: zu dieser Ohrwurm-„Méditation“ lässt sich die ägyptische Hetäre in der Oper von einem Mönch zur himmlischen Liebe bekehren. Nach George Gershwins fetziger „Cuban Overture“, vom leicht scheppernden und brummigen Sound der Verstärker etwas getrübt, geht es in die Pause: das Haupt-Event kommt ja erst noch.

Sowohl Nikolai Rimsky-Korsakows „Capriccio Espagnol“ als auch Georges Bizets „Carmen“-Suite sind spanisch inspirierte Musik, und beides wird vom Orchester der Schlossfestspiele grandios musiziert. Wie von einem Farbkübel mit Blutrot und Sonnengelb – den spanischen Nationalfarben – übergossen, strahlt die Fassade, beim Einzug der Stierkämpfer in die Arena („Les Toréadors“), mit Carmens Liebhaber Escamillo animiert Inkinen das Publikum zum feurigen Mitklatschen. Die letzte Stunde vor Mitternacht hat schon begonnen, als der Dirigent den Stab zu Maurice Ravels „Bolero“ hebt. Nun erreicht das dem Gedenken an den tödlich verunglückten Friedrich Herzog von Württemberg gewidmete Konzert seinen Son-et-Lumière-Höhepunkt: zu jeder Wiederholung des „Bolero“-Themas mit sich steigernder Leidenschaft neue, originelle Einfälle der Potsdamer Pyro-Künstler, flammende Feuer, Lichtergarben, Fontänen, Feuerräder, Flammenwerfer – und dann das große, wunderbare Spektakel am Nachthimmel.