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Metaller erhöhen Druck auf Arbeitgeber

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Kundgebung bei Porsche: Die Beschäftigen fordern unter anderem sechs Prozent mehr Lohn.Foto: S. Gollnow/dpa
2500 Porsche-Mitarbeiter beteiligen sich an Warnstreik – IG Metall Ludwigsburg kündigt Ausstände für kommende Woche an

Stuttgart/Ludwigsburg. Der Tarifkonflikt in der deutschen Metall- und Elektroindustrie spitzt sich zu. Die Gewerkschaft IG Metall rief gestern in Stuttgart beim Autobauer Porsche zu einem Warnstreik auf. An der knapp einstündigen Kundgebung hätten sich rund 2500 Metaller beteiligt, teilte Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück mit.

„Der Warnstreik ist ein Warnschuss“, sagte Hück. Solche werde es nicht oft geben. Der Gewerkschaftsfunktionär verteidigte die Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn für die insgesamt 3,9 Millionen Beschäftigten in Deutschlands Schlüsselindustrie. Die Mitarbeiter hätten die Gewinne der Unternehmen erwirtschaftet. „Jetzt wird es Zeit, von den Gewinnen wieder etwas zu bekommen.“

Die IG Metall Ludwigsburg will in der kommenden Woche im Landkreis zu Warnstreiks aufrufen. „Die Metallarbeitgeber haben es in der Hand, ob die Warnstreiks nach der 3. Verhandlung weitergehen, oder sie endlich ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legen“, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ludwigsburg Konrad Ott. Er ist davon überzeugt, dass die Beschäftigten für die Forderung der IG Metall von sechs Prozent mehr Entgelt und für „Arbeitszeiten, die zum Leben passen“, den Warnstreikaufrufen in großer Zahl folgen werden.

Die Arbeitgeber hatten den Aufruf zu den befristeten Arbeitsniederlegungen scharf kritisiert. Sie hatten bislang ein Lohnplus von zwei Prozent im April angeboten, zudem eine Einmalzahlung von 200 Euro für die Monate Januar bis März.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbands Südwestmetall, Peer-Michael Dick, sagte, der Warnstreik sei unverantwortlich und belaste die weiteren Verhandlungen unnötig. „Streiks dürfen immer nur das letzte Mittel sein, wenn Verhandlungen zu keinem Ergebnis führen.“ Der Vize-Chef des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, Harald Marquardt, sagte, er habe die Sorge, dass man „vor der konfliktreichsten Tarifrunde der letzten Jahre“ stehe. Porsche-Gesamtbetriebsratschef Hück wiederum nannte das Arbeitgeberangebot eine Provokation. „Geiz hat hier nichts zu suchen.“

Auch in Brandenburg an der Havel gingen rund 600 Metaller beim Auto-Getriebeherstellers ZF Getriebe Brandenburg GmbH auf die Straße. Ein Sprecher des Konzerns ZF Friedrichshafen AG, zu dem der Standort gehört, sagte: „Es ist nicht zielführend, jetzt Druck auf Verhandlungen zu machen, die noch gar nicht richtig begonnen haben, denn solche Aktionen schädigen am Ende alle in unserer Industrie.“

Die Tarifgespräche werden regional geführt. Der Auftakt der dritten Runde findet am 11. Januar in Böblingen statt, am 15. Januar folgt Bayern und einen Tag später Niedersachsen. Neben der Lohnerhöhung fordert die Gewerkschaft das Recht auf eine vorübergehende Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden. Dabei sollen bestimmte Gruppen – etwa Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder und Angehörige von Pflegebedürftigen – einen Teillohnausgleich erhalten. Bei der Kundgebung in Stuttgart war auf Bannern und Plakaten unter anderem zu lesen: „Arbeitszeit muss zum Leben passen“ oder „Zeit für eine bessere Arbeitszeit und sechs Prozent mehr Geld“.

Die vorgeschlagenen Regelungen zur Teilzeitarbeit mit Lohnausgleich werden in einem vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall bestellten Gutachten als rechtswidrig eingestuft. Ein Streik, der die Durchsetzung auch nur einer illegalen Tarifforderung zum Ziel hat, sei „insgesamt unzulässig“, heißt es in dem Gutachten. (dpa/red)