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Perspektive: Drei Jahre Baustelle

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1972 wurde das Bildungszentrum gebaut; jetzt soll die Schule für die nächsten Jahrzehnte ertüchtigt werden.Archivfoto: Heide Schmidt
Gebäude von Real- und Gemeinschaftsschule wird für 21 Millionen Euro saniert – Brandschutz zentrales Thema

Marbach. Angelaufene Fensterscheiben, verfleckte Teppichböden und ein nach Westen ausgerichtetes Klassenzimmer, das nicht über automatische Jalousien verfügt und deshalb an diesem Nachmittag einem Backofen gleicht: Vermutlich hätten die Kommunalpolitiker des Gemeindeverwaltungsverbandes (GVV) Marbach diese Demonstration der Unzulänglichkeiten im Bildungszentrum gar nicht benötigt, um der millionenschweren Sanierung zuzustimmen. So aber bekamen sie einen Eindruck davon, wo und in welchem Umfang es an dem Schulgebäude hapert, das 1972 gebaut und 2001 um vier Klassenräume erweitert wurde.

Allerdings: Ein großer Teil dessen, was als sanierungsbedürftig gilt, ist nicht unbedingt sichtbar. Florian Titze vom Büro Bauphysik 5, das die Sanierungskonzeption ausgearbeitet hat, hat vier Schlüsselpunkte herausgearbeitet: Das Gebäude muss energetisch saniert werden, der Brandschutz bedarf umfangreicher Nachbesserungen, die Schule muss barrierefrei und damit auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sein und das Raumkonzept muss den aktuellen pädagogischen Anforderungen angepasst werden. In nackten Zahlen ausgedrückt heißt dies: Das Bildungszentrum, in dem sowohl die Anne-Frank-Realschule als auch die Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule untergebracht sind, wird drei Jahre lang eine Baustelle sein, und am Ende werden die Träger eine Summe von etwa 21 Millionen Euro bereitstellen müssen.

Ziel aller energetischen Verbesserungen ist es, die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 um 20 bis 30 Prozent zu unterschreiten, so Titze. Zu den geplanten Maßnahmen gehören unter anderem der Austausch von Fenstern, eine neue Dämmung für Fassade und Dach, eine Nachrüstung des Sonnenschutzes und die Klassenzimmer sollen künftig Lüftungen mit Wärmerückgewinnung erhalten – damit hat man auch bei der Sanierung des benachbarten Friedrich-Schiller-Gymnasiums gute Erfahrungen gemacht.

Ein dickes Pfund wird die Ertüchtigung des Brandschutzes. Derzeit, sagt Florian Titze, gibt es nur vier Brand- und Rauchabschnitte, das ist für die Größe der Schule viel zu wenig. Zudem wird es getrennte Flucht- und Rettungswege für alle Aufenthaltsräume geben. Das Obergeschoss kann derzeit nur über die Treppenhäuser verlassen werden, deshalb werden hier sogenannte Fluchtbalkone angebaut.

Zwei Aufzüge werden nach der Sanierung die Schule barrierefrei erschließen, um nicht zuletzt den Anforderungen der Inklusion gerecht zu werden. Den veränderten pädagogischen Anforderungen, die zum Beispiel kleinere Räume für Gruppenarbeit, aber auch die Nutzung der Flure vorsieht, will Titze mit einer neuen Grundrissaufteilung gerecht werden. „Das müssen wir dann alles auch mit dem Brandschutz unter einen Hut bringen“, verdeutlichte der Bauingenieur die anspruchsvolle Planung. Die soll in acht Bauabschnitten umgesetzt werden, während der dreijährigen Bauzeit wird der Einsatz von acht provisorischen Klassenräumen in Containern unumgänglich sein.

Dass die Sanierung dringend notwendig ist, stand bei den Mitgliedern des GVV außer Frage. „Das stärkt den Schulstandort Marbach, kommt Schülern und Lehrern zugute und ist gut angelegtes Geld“, sagte Affalterbachs Bürgermeister Steffen Döttinger stellvertretend für seine Kollegen.