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Landfrauen
Pleidelsheimer trotzen dem Trend

Landfrauen in Baden-Württemberg und im Kreis Ludwigsburg müssen mit Vorurteilen kämpfen. Auch ein Mitgliederschwund macht ihnen zu schaffen. Der Pleidelsheimer Ortsverein hält dagegen.

Ludwigsburg. Frauen stricken miteinander, machen einen Computerkurs, unternehmen Ausflüge und gehen zur Gymnastik. Die Landfrauen, wegen ihres Wappentiers auch „fleißige Bienen“ genannt, haben eine traditionsreiche Geschichte im Südwesten. Sie sind auch bei Außenstehenden sehr beliebt und bei vielen Festen Anlaufstelle wegen ihrer Leckereien aus dem Backofen.

Gleichzeitig sind die Landfrauenvereine wegen rückläufiger Mitgliederzahlen vom Aussterben bedroht. Auch im Landkreis Ludwigsburg wollen immer weniger junge Frauen diesen Vereinen beitreten. „In den vergangenen zehn Jahren hat die Mitgliederzahl um ungefähr zehn Prozent abgenommen, sowohl im Kreis Ludwigsburg als auch im ganzen Land“, sagt Marie-Luise Linckh, Präsidentin des Landfrauenverbands Baden-Württemberg. Ihrer Meinung nach ist das ein zwar sehr trauriger, aber normaler Lauf der Zeit. „Seit der Gründung 1947 sind 70 Jahre vergangen. Inzwischen ist der Ruf des Vereins leicht angestaubt. Mit solchen Problemen haben jüngere Vereine nicht zu kämpfen“, erklärt sie.

Doch was können die Landfrauenvereine gegen diesen Trend unternehmen? Marie-Luise Linckh schlägt vor, dass die Vereine nicht nur die Themen, sondern auch die Uhrzeiten der Treffen anpassen. Junge Frauen seien oft berufstätig, weswegen sie Termine mitten am Tag nicht wahrnehmen könnten. Sie rät aber vor allem zu mehr Öffentlichkeitsarbeit. Die Landfrauen müssten das Klischee loswerden, eine Gruppe strickender und backender Bäuerinnen zu sein. „Das können wir zwar auch“, sagt Marie-Luise Linckh lachend. Aber sie würden so viel mehr machen. Der Landfrauenverband engagiere sich zum Beispiel für die Integration von Flüchtlingen und befasse sich mit Themen des Bundestags. Außerdem setzt er sich für die Belange seiner Mitglieder ein. „Und wir haben wirklich großen Einfluss“, sagt die Präsidentin des Verbands stolz.

Die Ortsvereine bemühen sich laut Linckh sehr, Mitglieder zu gewinnen, zum Teil auch mit Erfolg. Die Landfrauen in Markgröningen zum Beispiel bekommen jedes Jahr durch den Schäferlauf neue Mitglieder. Es gibt aber auch Vereine wie den in Bissingen, der sich vergangenes Jahr fast auflöste. Nachdem das Durchschnittsalter der Mitglieder dort schon lange Zeit zwischen 70 und 80 Jahren gelegen hatte, verstarb auch noch die Vorsitzende, sagt Helga Geiger, ehemaliges Vorstandsmitglied. Zwar habe sich mittlerweile mit Thea Strauch eine neue Frau an der Spitze gefunden, doch wie und ob es in Bissingen weitergeht, bleibt unsicher.

Ganz anders sieht es bei den Landfrauen in Pleidelsheim aus: Seit Jahren haben sie stets 60 bis 70 Mitglieder. „Zwar verlieren wir durch Todesfälle Mitglieder, aber es treten auch immer wieder Frauen dem Verein bei“, sagt die Vorsitzende des Ortsvereins, Inge Link. Trotzdem machen sie mit einer Aktion Werbung und verschenken Gutscheine für eine Jahresmitgliedschaft. „So können interessierte Frauen schauen, ob es ihnen bei uns gefällt“, sagt Inge Link. Und die Aktion ist erfolgreich: Zwei neue Mitglieder wurden schon gewonnen.

Obwohl sie viele Mitglieder haben, liegt auch bei den Pleidelsheimer Landfrauen das Durchschnittsalter bei ungefähr 45 Jahren. Inge Links Meinung nach bleiben junge Frauen dem Verein aber nicht fern, weil er nicht mehr attraktiv genug ist. Die meisten hätten einfach wegen ihrer Arbeit oder der Kindererziehung keine Zeit. „Erst wenn die Kinder alt genug sind, bleibt wieder mehr Zeit für das Engagement in einem Verein.“ Außerdem würden sich durch die große Menge an Vereinen teilweise Termine überschneiden, erklärt Inge Link.

Auch sie kennt das Klischee, dass die Landfrauen nur etwas für Bäuerinnen seien. Dabei zählen heute zu den Mitgliedern Frauen aus dem ländlichen Raum, die alle möglichen Berufe ausüben. Auch Inge Link meint: „Landfrauen können mehr als backen. Die Weiterbildung und die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls unserer Mitglieder liegen uns am Herzen.“

Alle zwei Wochen halten Referenten Vorträge zu verschiedensten Themen – von Entwicklungspolitik bis Kindererziehung. Außerdem findet jede Woche der Gymnastikkurs „Rücken Fit“ statt. Neben Radtouren und Ausflügen in Besen-wirtschaften besichtigen die Pleidelsheimer Landfrauen einmal im Jahr eine Stadt. Aber traditionelle Unternehmungen kommen auch nicht zu kurz: Sie machen Strickkurse, vergolden Glaskugeln und helfen beim Kirbe-Kaffee.

Doch auch bei den Pleidelsheimer Landfrauen ist nicht alles Friede, Freude, Zwiebelkuchen: Wie in jedem Verein falle es oft schwer, Freiwillige für ein Ehrenamt im Vorstand zu finden. „Aber das hat dieses Jahr super funktioniert. Die Frauen sind einfach fix und fit“, schwärmt Inge Link.

Zumindest hier werden die Landfrauen also erst einmal nicht von der Bildfläche verschwinden. „Ich habe den Eindruck, dass es bei uns weitergeht“, sagt Inge Link.