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Stadtbahnen
SSB dringt weiter in den Kreis vor

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Die Region spricht sich für einen neuen Betriebshof der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) mit rund 40 Abstellplätzen in Ditzingen aus. Das soll allerdings nur der erste Schritt sein.

Ditzingen/Stuttgart. Die Stuttgarter Stadtbahnlinie U 13 braucht gut 40 Minuten, um Hedelfingen mit Giebel zu verbinden. Eine Verlängerung bis nach Weilimdorf und Hausen an der Gemarkungsgrenze zum Kreis Ludwigsburg ist längst in Entwicklung. Seit gestern ist es zudem ein Stück wahrscheinlicher geworden, dass auch das noch nicht das letzte Wort gewesen ist – und eine Verlängerung der gelben Stadtbahnflotte nach Ditzingen zum Bahnhof und den Weltunternehmen Trumpf und Thales in Sichtweite gerät.

Der Grund ist eine Positionierung, die der Planungsausschuss des Stuttgarter Regionalverbandes VRS am Mittwochnachmittag vorgenommen hat. Das Gremium will, dass Planungsdirektor Thomas Kiwitt der SSB folgende Einschätzung übermittelt: Ein Stadtbahndepot ist in Nachbarschaft des Gewerbegebiets Ditzingen-Ost möglich, auch wenn der Standort in einer Grünzäsur liegt und wertvolle landwirtschaftliche Flächen dafür verschwinden würden.

Kiwitt hält den Eingriff dennoch für geboten. „Wir schaffen es damit, einen dynamischen Arbeitsschwerpunkt an das Netz der Stuttgarter Straßenbahnen anzubinden“, so der Chefplaner – und den Verkehr in einem stark belasteten Umfeld an der A 81 zu entlasten.

Dass der Bedarf für einen neuen Betriebshof im Stuttgarter Nordwesten da ist, bestreitet fast niemand. Die SSB baut seit Jahren ihr Liniennetz aus und braucht weitere Abstellflächen für die Züge. Das angedachte Depot soll nun drei bis vier Hektar groß werden und rund 60 Millionen Euro kosten. Im Dezember 2023 könnte es in Betrieb gehen.

Bisher konzentrierte sich die Standortsuche auf 13 Flächen, die allerdings nach und nach als kaum realisierbar bewertet wurden. Weil entweder Bürger protestierten oder Frischluftschneisen betroffen waren. Der Ditzinger OB Michael Makurath, der für die SPD auch in der Region Politik macht, witterte daraufhin eine Chance. Die Depotpläne für Ditzingen bewertete er schnell als „interessantes Unterfangen“ – wenn sie seiner Stadt einen weiteren Nutzen bringen würden: die Verlängerung der U 13.

Die Unterstützung der Region dabei scheint ihm längst sicher zu sein. Bereits vor einer Woche brachte seine SPD im Verkehrsausschuss einen Antrag ein, die Stadtbahnverlängerung im Regionalverkehrsplan als höchst prioritär einzustufen. Am Mittwoch soll das Werk in Stuttgart verabschiedet werden.

Die Regional-CDU attestierte der SSB gestern, dass durch das neue Depot (und eine Stadtbahnverlängerung nach Ditzingen) „große Vorteile für die Bürger entstehen“. Das sehen auch die Grünen so. „Wir sind zwar im Planungsausschuss bei Eingriffen in die Landschaft bisher recht streng gewesen“, so die Regionalrätin Dorothee Kraus-Prause. Allerdings habe ihre Partei im vorliegenden Fall einen „gravierenden Unterschied“ ausgemacht. Ein neues Depot und eine Ausdehnung des Stadtbahnnetzes seien „im öffentlichen Interesse“.

Wasser in den Wein kippte nur der Sozialdemokrat Wilfried Nobel. Er warf dem Regionalverband vor, leichtfertig „beste Böden“ zu versiegeln. „Wir sollten aber alles daran setzen, diese Flächen zu schützen“, so Nobel. Seine Stimme blieb jedoch eine Minderheitsmeinung.

Der Remsecker FDP-Politiker Kai Buschmann pries derweil die Vorzüge der Hochflurvariante. Damit spielte er auf den Streit an, den sich derzeit Landrat Rainer Haas und der Ludwigsburger OB Werner Spec liefern. Haas ist Verfechter der SSB-Hochflurvariante. Spec kann sich in seiner Stadt bestenfalls Niederflurstadtbahnen vorstellen. Außerdem forderte Buschmann gestern, dass der „suburbane Raum“ rund um die Landeshauptstadt in die bald geltende Stuttgarter Tarifzone eins aufgenommen werde.

In trockenen Tüchern sind das neue Depot und eine Stadtbahnverlängerung noch nicht. Der Planungsdirektor Kiwitt betont: „Eine abschließende Entscheidung erfolgt im Rahmen nachfolgender Verfahren.“