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Vor der Wahl
Übereinstimmungen und unterschiedliche Ansätze

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Die Kandidaten für das Walheimer Bürgermeisteramt haben bei der Podiumsdiskussion unserer Zeitung viele Übereinstimmungen beim Thema Kinderbetreuung gezeigt. Unterschiedliche Ansätze gibt es bei der Nahversorgung und Wohnraumschaffung.

Walheim. Bis auf wenige Plätze voll besetzt war die Gemeindehalle am Montagabend bei der Podiumsdiskussion unserer Zeitung mit sieben der acht Kandidaten. Stephan Wolf, Leiter der Kreisredaktion, und Redakteurin Britta Slusar forderten die Bewerber auf, zu wichtigen Walheimer Themen Stellung zu beziehen. Auch das Publikum hatte Gelegenheit, Fragen zu stellen. Den Podiumsteilnehmern war die Aufmerksamkeit gewiss, nur den Redefluss von Ulrich Raisch versuchten einige Besucher mehrfach durch Zwischenrufe oder lautes Klatschen zu stoppen, was ihnen die Kritik eines Mitbürgers einbrachte. Diskussionsschwerpunkte waren Themen, die viele Walheimer beschäftigen, unter anderem fehlende Krippenplätze und Nahversorgung.

Kinderbetreuung: Babyboom, fehlende Betreuungsplätze und ein Gemeinderat, der die Ausschreibung für die geplante Krippe wegen Kostenexplosion aufhebt. Wie würden potenzielle Bürgermeister das Problem lösen? Diplom-Verwaltungswirt Steffen Hammel (Erligheim) hält einen Krippenbau für absolut notwendig und dafür müsse man Geld in die Hand nehmen. Der Walheimer Diplom-Ingenieur Robert Bezner sieht als Elternbeiratsvorsitzender der Grundschule einen Krippenanbau als nicht ausreichend an. Er wies auf das Konzept für einen Kindergarten-Schul-Campus hin, das er mit Elternbeiräten erarbeitet hat. Eine langfristige Zusammenlegung der Kinderbetreuung inklusive Bau einer Mensa erachtet er als notwendig und das Publikum stimmte mit spontanem Applaus zu. Diplom-Verwaltungswirtin Anja Klohr (Vaihingen) bezeichnete die vorgeschlagene Campuslösung mit Mensa als „hervorragendes Modell“. Auch Diplom-Verwaltungswirtin Tatjana Scheerle (Bönnigheim) sprang auf den Zug Campus auf. Wirtschaftsinformatiker Stefan Strauch (Walheim) würde als Übergangslösung bestehende Wohnungen für die Kinderbetreuung einbeziehen und plädierte ebenfalls für die Zusammenlegung der Kinderbetreuung. Der Verwaltungsfachangestellte Hans Joachim Thyret (Birkenfeld) will dem Gemeinderat klarmachen, dass Kinder die Grundlage für die Existenz einer Ortschaft seien und junge Familien nicht wegziehen dürften. Musikpädagoge Ulrich Raisch hält inhaltliche Überlegungen für wichtiger als rasche Entscheidungen. Auf Wolfs Nachfrage stimmte ein Großteil des Publikums für den Neubau einer Krippe, die Zahl der bekennenden Gegner blieb einstellig.

Nahversorgung: Mehrere Metzger, Bäcker und Tante-Emma-Läden – das gehört in Walheim der Vergangenheit an. Die meisten Kandidaten halten eine Verbesserung der Nahversorgung für wichtig. Tatjana Scheerle möchte einen Einkaufsbus einführen, der Senioren einmal die Woche in einen Supermarkt nach Besigheim fährt. Das ist Steffen Hammel zu wenig. Er hat die Vision eines elektrobetriebenen Bürgerbusses, der mehrmals wöchentlich hin- und herfährt. Anja Klohr will Mitstreiter für einen genossenschaftlich geführten Dorfladen suchen, so könne auch der Dorfkern wiederbelebt werden. Das Modell würde nach Meinung von Robert Bezner nicht funktionieren. Er möchte die vorerst gescheiterten Pläne für die Ansiedlung eines Supermarkts an der B 27 weiterverfolgen.

Wohnraum: Nachverdichtung oder Erschließung neuer Wohngebiete im Außenbereich? Hier scheiden sich die Geister. Strauch und Thyret halten es für sinnvoll, zunächst die Infrastruktur zu verbessern, bevor neues Wohnland erschlossen wird. Bezner und Klohr wollen die Entwicklung neuer Baugebiete in Angriff nehmen und gleichzeitig die Nachverdichtung weiterführen. Raisch möchte durch persönliche Gespräche ältere, alleinlebende Menschen dazu bringen, große Häuser gegen kleinere Wohnungen einzutauschen. Denn der Wohnraum sei grundsätzlich vorhanden.

Eingemeindung:Stephan Wolfs provozierende Frage nach einer möglichen Eingemeindung Walheims, die ein Gemeinderat kürzlich thematisiert hatte, konnte schnell abgehakt werden. Die Kandidaten waren sich einig, dass so etwas nicht infrage komme. Schließlich streben alle das Amt des Walheimer Bürgermeisters an.

Bahn:Das Thema Bahn bewegt die Walheimer in zweierlei Hinsicht. Pendler leiden unter Unpünktlichkeit und Zugausfällen bei der Frankenbahn. Außerdem beschäftigt die Frage nach passivem Lärmschutz, nachdem beim Bürgerentscheid die Mehrheit eine Lärmschutzwand abgelehnt hat. Bezner und Klohr äußerten grundsätzlich Hoffnung, dass die Probleme der Frankenbahn mit den neuen Zügen 2019 automatisch behoben werden. Wie Klohr will andernfalls auch Scheerle bei der Bahn Besserung einfordern, und zwar gemeinsam mit anderen Kommunen – was freilich schon mehrfach geschehen ist. Einig waren sich die Kandidaten, dass man baldmöglichst bei der Bahn auf die Umsetzung der passiven Maßnahmen hinwirken müsse.