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Parken
Wenn der Parkhaus-Besuch zum Glücksspiel wird

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Spätestens an der Schranke wird die Parkgarage zur Herausforderung für die Autofahrer. Foto:: Holm Wolschendorf
Die neue Parkgarage unter dem Holzgrundplatz in Kornwestheim ist eine Herausforderung für die Autofahrer. Eine Entlastung bringt sie für die Parksituation in der Innenstadt auch nicht.

Kornwestheim. Stell dir vor, es gibt eine Tiefgarage und (fast) keiner fährt rein. So lässt sich die Akzeptanz der Stellplätze unter dem Holzgrundplatz beschreiben. Dabei handelt es sich um eine Top-Lage: Zwischen Bahnhof- und Holzgrundstraße gelegen lässt sich von dort aus die Innenstadt mit ihren Geschäften gut erreichen – ob Drogeriemarkt, Bäckerei mit Café, Schuhgeschäft oder Buchladen. Als besonderes Bonbon wird die erste Stunde Parkzeit geschenkt.

Das reicht offenbar nicht aus, um die Zahl der Nutzer zu erhöhen. Die meisten Plätze bleiben leer. Die Gründe, über die auch in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik diskutiert worden ist, liegen auf der Hand. Hat man die Zufahrt gefunden – im Vorbeifahren könnte man diese leicht übersehen – geht es über eine leicht kurvige Rampe nach unten. Am unteren Ende wartet die erste Überraschung: dort prangt ein großes Stoppschild und fordert den Autofahrer dazu auf, nicht nur den Fuß vom Gas, sondern direkt auf die Bremse zu treten. Der Grund: direkt vor der Rampe verläuft die Fahrspur, die auf die benachbarte Rampe nach oben führt.

Hat man sich mit seinem Auto erst einmal vorgetastet und vergewissert, niemandem die Vorfahrt zu nehmen, wird man mit einer großen Auswahl belohnt. Richtig voll ist es hier nämlich nie. Angesichts der geräumigen Stellplätze ist das Einparken ein Kinderspiel. Bequem gelangt man – ob mit Aufzug oder zu Fuß über eine Treppe – nach oben und befindet sich mitten auf dem Holzgrundplatz. Das ist schön. Wer sein Ticket nach weniger als 60 Minuten in den Automaten steckt, muss nichts zahlen. Das ist auch super.

Unangenehm wird es dagegen beim Verlassen der Garage. Und das ist nicht geschlechtsspezifisch, wie es Dieter Holzscheiter von den Freien Wählern in der Sitzung des Ausschusses für Technik behauptete („Frauen haben Schwierigkeiten die Rampe hochzufahren“). Die Verkehrsführung hinaus ist verwirrend und führt – wie bereits erwähnt – an der Zufahrtsrampe vorbei. Man muss scharf links einschlagen, um die leicht geschwungene Ausfahrt mittig zu erwischen. Das Schlimmste kommt aber noch: Am oberen Ende der Rampe befindet sich die Schranke, in die das Ticket eingeschoben werden muss, damit diese sich öffnet. Das bedeutet also, sich das zu Herzen zu nehmen, was man unter „Anfahren am Berg“ im Autofahrerhirn abgespeichert hat. Konkret heißt es, die Handbremse anziehen und eventuell den Motor ausstellen, bevor man die Karte einschiebt.

Relaxtes Parken ist anders

In diesem Moment befindet sich das Auto in solch einem Winkel, dass man außer der Motorhaube wenig sieht. Es lässt sich nur schwer erkennen, ob jemand auf dem kreuzenden Fußweg vor der Ausfahrt unterwegs ist. Jetzt heißt es also, mutig sein, und gerade mal so viel Gas geben, damit man das Auto nicht abwürgt und so vorsichtig wie möglich nach draußen zu fahren, um niemanden zu überfahren. Relaxtes Parken fühlt sich anders an.

Dabei ist die Tiefgarage, die Platz für mehr als 53 Autos bietet, erst im Juni vergangenen Jahres in Betrieb genommen worden. 1,7 Millionen Euro haben sich die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim den Bau kosten lassen. Die erhoffte Entlastung der Parksituation in der Kornwestheimer Innenstadt ist ausgeblieben.

Während Dieter Holzscheiter die fehlende Akzeptanz bei Frauen beobachtet haben will, sprach CDU-Fraktionschef Hans Bartholomä von einer „unerträglichen Parksituation in der Innenstadt“. „Wir sind im Gespräch mit den Stadtwerken“, antwortete der Erste Bürgermeister Dietmar Allgaier in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik. Die Situation in der Tiefgarage sei aus Fahrersicht „nicht optimal“, verwies er auf den Standort der Schrankenanlage oben auf der Rampe, die hinausführt. Diese soll nach Möglichkeit nach unten verlegt werden.