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Vortrag
Zwischen Selbstdarstellung und Mobbing

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Clemens Beisel gibt Eltern und Lehrern Nachhilfe im Umgang mit sozialen Medien im Internet – Am 5. Oktober bei der LKZ

Ludwigsburg. Mehr Infos auf unserer Veranstaltungsseite

 

Im anfangs harmlosen Internet-Chat ging es bald um pornographische Inhalte und Kontakte zu erwachsenen Männern. Das zwölfjährige Mädchen zog sich immer mehr zurück, die Mutter erkannte aber schließlich die Warnsignale, sie konnte Schlimmeres verhindern. Es blieben Narben an der Seele.

 

Nicht wegschauen, wenn das Kind im Internet unterwegs ist und notfalls auch mal das Smartphone kontrollieren, das rät der Experte für soziale Medien, Clemens Beisel. Die geschilderte Geschichte ist kein Konstrukt, sondern hat sich genau so ereignet, die Mutter war dank eines Vortrages des Sozialpädagogen hellhörig geworden.

 

Clemens Beisel, der in Pforzheim als Streetworker tätig ist, kennt viele solcher Fälle und will Eltern aufklären, denn nach Einschätzung des Referenten für soziale Medien bei der Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg sollten Kinder frühzeitig einen verantwortungsvollen Umgang mit Smartphone, sozialen Netzwerken und Co. erlernen. Gefährdet seien vor allem Heranwachsende im Alter bis 14 Jahre.

 

Doch um zu wissen, wo sich die jungen Menschen austauchen, brauchen Erwachsene erst einmal Medienkompetenz und damit ist es nicht weit her, so die Erfahrung des Sozialpädagogen. Deshalb bietet er am Donnerstag, 5. Oktober, in den Räumen der Ludwigsburger Kreiszeitung einen Informationsabend zum Thema „Junge Menschen in sozialen Netzwerken – eine große Aufgabe für die Erziehung“ im Rahmen der Reihe LKZ-Impulse an. Was spielt sich bei Facebook, WhatsApp, Instagram oder Snapchat ab? Wann wird aus Zoff Cybermobbing und wo hört der Spaß eigentlich auf? Clemens Beisel erzählt in diesem Zusammenhang von einer Schulklasse, die einen eigenen Instagram-Account besaß und dort Fotos ihrer Lehrer in peinlichen Situationen veröffentlichte. Die wussten nichts davon und reagierten entsprechend geschockt, als alles aufflog. Es gab blaue Briefe, die schulische Laufbahn der Kinder war gefährdet. Ein weiteres Beispiel für bedenkliche Inhalte: Bei Insta- gram gibt es einen sogenannten Beichtstuhl. Die Herkunft der zum Teil intimen Beichten ist zwar anonymisiert, aber laut Clemens Beisel durchaus nachvollziehbar, mit Verschwiegenheit und Beichtgeheimnis sei es hier also nicht weit her.

 

Den Hang zur Selbstdarstellung bezeichnet Beisel zwar als menschlich, er warnt jedoch vor Auswüchsen wie den Fitness- und Schlankheitswahn samt seiner Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit. So gibt es im Internet auch Gruppen, wo sich junge Mädchen gegenseitig in ihrer Magersucht bestärken. „Wir sollten das Thema nicht überdramatisieren, aber auch nicht verharmlosen“, sagt Clemens Beisel. Er empfiehlt Eltern, am Puls der Zeit zu bleiben, um Gefahren zu erkennen, rät aber davon ab, sich als Freunde ihrer Kinder auf Facebook zu inszenieren. „Die Jugendlichen wollen ihre eigenen Räume. Früher war es der Unterstand auf dem Sportplatz, heute sind es eben die sozialen Netzwerke“, sagt der Experte. So wundert er sich nicht, dass jetzt immer mehr Jugendliche Facebook den Rücken kehren, weil sich hier zu viele Erwachsene tummeln und jetzt eher Insta- gram oder Snapchat nutzen.

 

Ein weiterer Tipp des gefragten Referenten: Keine Fotos der eigenen Kinder ins Internet stellen. „Sie können herauskopiert und für etwas anderes verwendet werden“, gibt er zu bedenken. Beisel ist auch viel in Schulen unterwegs, um Tipps für das sichere Surfen mit dem Smartphone zu geben. Seiner Einschätzung nach gibt es einen großen Nachholbedarf beim Erkennen von Hassrede, gezielten Manipulationen und Fake News genannten unwahren Nachrichten. Deshalb leistet der 34-jährige umfassende Aufklärung, und weil der Bedarf so groß ist, macht er das ab nächstem Jahr hauptberuflich. Weitere Infos gibt es unter www.clemenshilft.de.

 

Info: Der Sozialpädagoge und Referent für soziale Medien Clemens Beisel hält am Donnerstag, 5. Oktober, um 18.30 Uhr in der Reihe LKZ-Impulse im Verlagsgebäude, Körnerstraße 14-18 in Ludwigsburg seinen Vortrag. Einlass ist ab 18 Uhr. Tickets sind im LKZ-Kundencenter in Ludwigsburg sowie beim Neckar- und Enzbote in Besigheim erhältlich.