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Verkehr
1,35 Millionen Euro für Luftfiltersäulen

Wie schon länger in Stuttgart umgesetzt, sollen ab nächster Woche Filtersäulen auch in Ludwigsburg in Betrieb gehen. Foto:Mann+Hummel
Wie schon länger in Stuttgart umgesetzt, sollen ab nächster Woche Filtersäulen auch in Ludwigsburg in Betrieb gehen. Foto: Mann+Hummel
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Obwohl die Luft besser wird: Die Stadt geht davon aus, dass der Jahreswert 2020 für Stickstoffdioxid in der Schlossstraße über dem Grenzwert liegen wird. Jetzt sollen am Straßenrand möglichst bald Luftfilter zum Einsatz kommen.

Ludwigsburg. Die Stadtverwaltung wird das Thema heute aufrufen (18 Uhr, Kulturzentrum) und im Aussschuss für Mobilität, Technik und Umwelt grünes Licht für zunächst zehn bis 15 Luftfiltersäulen an der Schlossstraße beantragen, also im stark belasteten innerstädtischen Teil der B27 beim Schloss.

„Die Städte Stuttgart und Heilbronn haben mit dem Einsatz von Luftfiltersäulen an hochbelasteten Stellen gute Erfahrungen gemacht. Dort konnten lokale Reduzierungen der Immissionen um 7 bis 15 Prozent erreicht werden“, so schreibt die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage für die Stadträte.

Nach einer ersten groben Kostenschätzung ist bei 15 Säulen für die Lieferung, Installation, Wartung und Stromverbrauch über zwei Jahre von Gesamtkosten in Höhe von rund 1,35 Milliarden Euro auszugehen. Wie viele Säulen tatsächlich aufgestellt würden, sei im Detail noch nicht entschieden, heißt es weiter. Zum jetzigen Stand wird von 15 Säulen ausgegangen, wobei in einem ersten Schritt zunächst zehn Säulen zum Einsatz kommen sollen. Es könnten am Ende aber auch noch mehr als 15 werden, wenn die Messwerte es verlangen sollten.

Den überwiegenden Teil der Kosten würde in jedem Fall das Land übernehmen. Das Verkehrsministerium habe schriftlich zugesagt, die Maßnahme umfassend zu fördern, heißt es von Seiten der Stadt: „Unabhängig von der Zahl der notwendigen Filtersäulen und der daraus resultierenden Gesamtkosten wird der von der Stadt zu leistende Eigenanteil auf 100000 Euro gedeckelt.“ Im Haushaltsplan 2021 ist dieses Geld bisher offenbar aber noch nicht eingestellt.

Die Belastung durch Stickstoffdioxid in der Schlossstraße war erst im vergangenen Jahr in den Blick geraten. Zuvor galt allein die Friedrichstraße als Brennpunkt. Dort allerdings, so die Aussagen des Landes, werde der Grenzwert inzwischen eingehalten. Die langjährige Messstation wurde im Frühjahr 2020 abgebaut.

Erste Messungen im Januar und Februar 2020 in der Schlossstraße ergaben dagegen Werte deutlich über jenen, die zuletzt in der Friedrichstraße registriert worden waren. Um die Luftqualität zu verbessern, leitete die Stadt in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart und dem Verkehrsministerium des Landes bereits Gegenmaßnahmen ein, wie die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 40.

Die Stadt sieht einen Trend zum Besseren (siehe auch Tabelle). Obwohl das Verkehrsaufkommen nach den Sommerferien fast wieder das Niveau der Zeit vor den coronabedingten Einschränkungen im Frühjahr erreicht habe, seien die Werte nicht in gleichem Maße wieder angestiegen. „Auch unter Berücksichtigung des metereologischen Einflusses kann davon ausgegangen werden, dass diese Verbesserung zum Teil auf die umgesetzten Maßnahmen zurückzuführen sind.“

Es zeige sich allerdings ebenfalls, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen werden, um beim entscheidenden Mittelwert für das gesamte Kalenderjahr den Grenzwert einzuhalten. Für das Jahr 2020 beträgt der bisherige Jahresmittelwert 48 Mikrogramm an der maßgebenden Messstelle an der Schlossstraße 21. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.

Auch im Hinblick auf die andauernde gerichtliche Auseinandersetzung um ein drohendes Diesel-Fahrverbot sehen die Behörden Handlungsbedarf. Was für die Friedrichstraße bereits geplant war, aber nicht mehr benötigt wird, soll jetzt in der Schlossstraße zum Einsatz kommen: Luftfiltersäulen der Marke Mann+Hummel. Diese sind in der Lage, die umgebende Luft anzusaugen und von Stuckstoffdioxid gefiltert wieder an die Umgebung abzugeben.

Die Stadtverwaltung und das Land wollen die Säulen möglichst bald aufstellen, die Lieferzeit beträgt nach Informationen aus dem Rathaus 16 Wochen. Jetzt sollen in einem ersten Schritt erst einmal zehn Säulen geordert werden.Damit könnte eine Reduzierung der Belastung noch früh im neuen Jahr erreicht werden, was für die Einhaltung des Grenzwertes im Jahresmittel 2021 wichtig wäre, so die Begründung der Stadtverwaltung. Empfehlung an die Stadträte: „Dies kann ein wichtiger Beitrag sein, um Fahrverbote zu vermeiden.“

Wo genau die Säulen platziert würden, steht nach Angaben der Stadt noch nicht fest. Klar sei, dass sie nur auf einer Seite der Straße stehen sollen, nämlich dort, wo sich zur Innenstadt hin Gebäude aneinanderreihen. Die andere Straßenseite zum Schloss hin würde frei von den Säulen bleiben. Auf dieser Seite wohne niemand und es gebe keine Häuserfront, an der sich Schadstoffe stauen könnten. Da der Einsatz von Filtersäulen nur eine Übergangslösung darstellen könne, sei vorgesehen und auch möglich, die Installation ohne aufwendige Tiefbauarbeiten auszuführen.

Die Maßnahme ist zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren geplant und soll helfen, den Grenzwert einzuhalten – bis längerfristig wirksame Maßnahmen wie ein stärkerer Umstieg von Autofahrern auf andere Verkehrsmittel oder die Flottenerneuerung mit abgasarmen Fahrzeugen ihre Wirkung entfalten.