1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Grünpflege
Abgestorben, eingetrocknet

Johannes Förschler überprüft den Silberahorn auf der Bärenwiese, unten am Boden sichert Martin Drechsler ab. Foto: Holm Wolschendorf
Johannes Förschler überprüft den Silberahorn auf der Bärenwiese, unten am Boden sichert Martin Drechsler ab. Foto: Holm Wolschendorf
Drei trockene Sommer machen den Bäumen zu schaffen – Immer mehr müssen gefällt werden – Stadt sucht Spender

Ludwigsburg. Manchen Bäumen sieht man es sofort an: Sie strecken ihre kahlen Äste in die Höhe, als ob’s Winter wäre. Andere tragen ihr Laub wie schütteres Haar – für Fachleute ein Anzeichen, das etwas nicht stimmt. Wie etwa bei der Buche neben dem Spielplatz auf der Bärenwiese, bei der bereits Totholz entfernt worden ist. Nicht weit davon entfernt sind gestern Baumpfleger mit Seilen auf einen etwa 80 Jahre alten Ahornbaum geklettert, um den Zustand zu prüfen. Eine Arbeit, die sie täglich fordert.

Denn die drei trockenen Sommer haben den Bäumen zugesetzt, immer mehr müssen gefällt werden. 100 bis 150 Bäume sind abgestorben oder vertrocknet und müssen ersetzt werden, berichten Michael Kamps von der Abteilung Grünflächen und Ökologie der Stadt sowie Thomas Kaltwasser von den Technischen Diensten (Bereich Grünpflege). Die Zahl der geschwächten Bäume nimmt zu: „Tendenz steigend“, stellen sie fest. Auch letztes Jahr wurden rund hundert Bäume entfernt, mehr als sonst in den Jahren zuvor. 2006 war auch schon regenarm, wirkte sich aber nicht so drastisch aus.

29747 Bäume hat Ludwigsburg, nur 13864 von ihnen gelten als rundum gesund (siehe auch Infobox). Jedes Jahr werden die Bäume begutachtet und Maßnahmen überlegt. Die Technischen Dienste haben ein Team von fünf Baumpflegern, die mit Hebebühne arbeiten, aber auch richtige Seilkünstler sind. Gerade schwingt sich Johannes Förschler in schwindelnder Höhe zwischen den mächtigen Stämmen des Silberahorns hin und her, um die Äste zu überprüfen. Manches fällt der Säge zum Opfer. Im großen Ganzen, stellt unten Michael Kamps fest, ist der Baum in Ordnung. Ein kleinerer Ahorn davor ist es weniger, zwei der drei Stämme wurden schon vor einiger Zeit gekappt.

Bevor der gestutzte Baum entfernt wird, wird er genauer untersucht. Dafür wird eine Bohrung vorgenommen, der Bohrer ist jedoch lediglich so dick wie eine Nadel. Es schade dem Baum nicht, so Kamps, damit könne aber geklärt werden, ob er innen gesund sei oder einen Pilzbefall aufweise. Sind die Bäume geschwächt, wie jetzt durch die Trockenheit, breitet sich auch der Pilzbefall stärker aus. „Sekundärschäden“, nennen das die Fachleute. Dazu gehört auch der Schädlingsbefall durch Napfschildläuse oder die Miniermotte.

Dass die Stadt die Presse zur Baumpflege einlädt, hat auch einen anderen Grund. Um abgegangene Bäume nachzupflanzen, fehlt das Geld – weshalb sie für Baumspenden wirbt. Bislang werden jährlich etwa 15 Bäume gespendet, es dürften aber auch mehr sein, so die Verantwortlichen.

Dem Fachbereich Tiefbau und Grünflächen, sonst mit einem Etat von sechs Millionen Euro ausgestattet, sowie den Technischen Diensten sind in der Coronakrise rund eine Million Euro gestrichen worden. Im Oktober sollten eigentlich Bäume gepflanzt werden. Doch dafür fehlt der Stadt das Geld. „Aus unseren Mitteln ist das dieses Jahr nicht mehr möglich“, so Kamps. 80 Bäume könnten im Herbst gesetzt werden, allein in der Salonallee wären es 30 bis 40 Bäume. Insgesamt wissen die Verantwortlichen von bis zu 700 Standorten, wo Bäume gesetzt werden könnten.

Geld ist nur für Neuanlagen vorhanden, wie etwa beim Walckerpark, nicht aber für den Erhalt der Bäume in der Stadt. Weil es wenig regnet und die Bäume gewässert werden müssen, steigen die Kosten. Inzwischen liegen sie pro Jahr bei 310000 Euro. In früheren Jahren waren es 215000 Euro. Neu angepflanzte Bäume muss man die ersten Jahre verstärkt gießen.

Offen ist die Stadt auch für Baumpatenschaften. Bislang haben Familien oder einzelne Gruppen für 44 Bäume die Patenschaft übernommen und sorgen dafür, dass sie genug Wasser bekommen und die Baumscheiben schön bepflanzt sind.