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Nahverkehr
Ärger über höhere Ticketpreise

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Die Fahrpreise sollen im kommenden Jahr steigen. Verbesserungen gibt es bei den Tagestickets. Foto: Oliver Bürkle
Kreistag kritisiert Verspätungen –Fahrkarten für S-Bahn im Schnitt um 1,9 Prozent teurer –Kinder besonders betroffen

Ludwigsburg. Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart will die Preise für die Tickets bei Bahnfahrten in der Region Stuttgart wie berichtet um durchschnittlich 1,9 Prozent im kommenden Jahr erhöhen. An diesem Vorhaben hat sich zum Teil deutliche Kritik der Ludwigsburger Kreisräte entzündet. Mit der Preiserhöhung sollen Mehreinnahmen von rund 9,6 Millionen Euro erzielt werden. Denn die Kosten seien um 2,02 Prozent gestiegen. Besonders bei der Deutschen Bahn.

Die Einzelheiten der neuen Preisgestaltung, die am 25. Juli noch vom Aufsichtsrat der VVS abgesegnet werden muss, stellte jetzt Martin Schugt, Teamleiter Tarif bei den Verkehrsbetrieben im Ausschuss für Technik und Umwelt des Kreistags, vor. Besonders betroffen sind die Einzelfahrten von Kindern, die um satte 8,3 Prozent ansteigen. Nachdem das Einzelticket für Erwachsene für zwei Zonen im vergangenen Jahr von 2,80 auf 2,90 Euro überdurchschnittlich erhöht wurde, bleibt es im kommenden Jahr unverändert. Im Gegenzug soll das Kurzstreckenticket (1,40) und das Einzelticket für eine Zone (2,50) um jeweils zehn Cent erhöht werden. Deutliche Verbesserungen soll es laut Schugt bei den reduzierten Tagestickets geben, die das Feinstaubticket ersetzen. Von Mitte Oktober bis Mitte April werden diese Fahrkarten angeboten. „Damit wird das Tagesticket zum Basispreis im Gelegenheitsverkehr“, sagte Schugt. Gegenüber dem bisherigen Feinstaubticket ist es um 35 Prozent günstiger. Ab fünf Zonen kostet die Fahrt dann, wenn mit dem Handy gebucht, 12,10 Euro statt 15,30 Euro. Wer etwa von Ludwigsburg nach Vaihingen fahren möchte, zahlt künftig 7,70 statt 10,40 Euro. Und die Bahnreise von Oberstenfeld nach Marbach schlägt mit 4,50 Euro zu Buche. Wer von Großbottwar zum Stuttgarter Flughafen muss, spart fast fünf Euro (12,10 statt 17,00 Euro).

„Wir können zwar die Erhöhung mittragen“, sagte der CDU-Kreisrat Reinhard Rosner. „Aber mit den Qualitätsproblemen bei der S-Bahn können wir nicht leben“, ärgerte sich der ehemalige Oberstenfelder Bürgermeister. Auch der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Rainer Gessler, sieht ein „echtes Akzeptanzproblem für eine Tariferhöhung in der Bevölkerung“. Zwar habe sich die Pünktlichkeit der S-Bahn verbessert, aber bei den Regio-Bahnen sei die Situation zum Teil „katastrophal“. Der stellvertretende Markgröninger Bürgermeister kritisierte, dass die Züge übervoll seien. Außerdem sei die Einteilung der Tarifzonen dringend zu überdenken. „Man kann in Stuttgart für den gleichen Preis deutlich weiter fahren als im Kreis“, monierte er. Gessler nahm damit eine Forderung des Verbands Region Stuttgart auf, der wie der Landkreis eine Überarbeitung der Tarifzonen fordert. Der Stuttgarter Gemeinderat hat sich für eine Ein-Zonen-Struktur in der Stadt ausgesprochen. Die entstehenden Mindereinnahmen von rund 14,3 Millionen Euro sollen über den städtischen Etat aufgefangen werden. Die Kreisverwaltung sieht das ein wenig anders. „Anstatt des Wegfalls der Sektorengrenzen müsste das Tarifgefüge in den Landkreisen grundsätzlich überdacht werden“, sagte der Erste Landesbeamte Jürgen Vogt. Dazu gehöre etwa eine Verringerung der Anzahl der Tarifzonen und ein neuer Zuschnitt. „Vier bis fünf Tarifzonen im Kreis sind einfach zu viel“, fand auch der Ingersheimer Bürgermeister Volker Godel (FDP).

SPD-Kreisrat Ernst-Peter Morlock kritisierte, dass der Kostendeckungsgrad von 63,3 Prozent sehr hoch sei. Auch die Grünen-Kreisrätin Doris Renninger hält ihn für zu hoch und wünscht sich, das Geld eher für niederschwellige Einstiegsangebote zu nutzen. „Wir dürfen die Menschen nicht dafür bestrafen, dass sie auf die Bahn umsteigen. Peter Schimke (Die Linke) fragte zudem, „wann kommt das Sozialticket des VVS?“

Landrat Dr. Rainer Haas sieht für eine Preissenkung bei den Tickets jedenfalls keine Chance. „Es gibt bei der Bahn einen hohen Investitionsbedarf.“ Gleichzeitig wünscht auch er, dass sich beim Dauerthema Tarifzonen etwas bewegt.