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Residenzschloss
Auf der Spur des weißen Goldes

An drei Tagen im Juni findet ein Sonderverkauf von Ludwigsburger Prozellan statt. Interessierte müssen einen Termin vereinbaren. Archivfoto: Ramona Theiss
An drei Tagen im Juni findet ein Sonderverkauf von Ludwigsburger Prozellan statt. Interessierte müssen einen Termin vereinbaren. Foto: Ramona Theiss
Schön kombiniert: Texte von Goethe und Ginkgo-Blätter.
Schön kombiniert: Texte von Goethe und Ginkgo-Blätter. Foto: Ramona Theiss
Dieses Vögelchen verziert einen Kannendeckel.
Dieses Vögelchen verziert einen Kannendeckel.
Porzellan-Sonderverkauf im Schloss erlebt große Resonanz – Weiterer Termin mit Voranmeldung im November geplant

Ludwigsburg. Das Schuppenmuster ist der Hit und das springende Pferd könnte mal hohen Sammlerwert haben. Ebenso wie das Ginkgo-Motiv. Am Sonntag war es wieder möglich: Nach vorheriger Anmeldung konnten Porzellanfans in zwei Räumen des Schlosses Edles, Rares und Praktisches entdecken.

Der Andrang war riesig. Vor allem nach Erscheinen des LKZ-Artikels am letzten Donnerstag stand das Telefon bei der Schlossverwaltung nicht mehr still, denn zum Porzellanverkauf wurde man nur nach vorheriger Anmeldung geleitet. Und die Wartliste ist laut Esther Fries immer noch lang, weshalb im November abermals ein solcher Sonderverkauf stattfinden soll. In der nur über eine ausgetretene Steintreppe erreichbaren Porzellanschatzkammer ist noch so einiges zu entdecken, was die Herzen von Sammlern oder Freunden stilvoller Tischkultur höherschlagen lässt. Und das sind nicht nur die älteren Semester, sondern auch jüngere Menschen.

Das Kaffeetrinken aus dem Porzellan wird zelebriert

So wie das Ehepaar, das sich so einiges aussuchte. Etwa eine Kakaokanne. Es sei schon die zweite in ihrem Besitz, verriet die Ehefrau und zeigte sich auch gleich vom für Ludwigsburger Porzellan typischen Schuppenmuster begeistert. Eine Kaffeekanne sollte es ebenfalls sein und gleich noch Tassen dazu. Voraussetzungen für perfekten Genuss. Nicht in der Hektik getrunken, sondern zelebriert. „Das machen wir, wenn wir mal Zeit für uns haben“, sagte die Ehefrau. Der ältere Herr bestätigte, dass er das Porzellan auch benutzen und nicht verstecken wolle. Das Ginkgo-Motiv mit Texten von Goethe hatte es ihm angetan und Esther Fries nannte auch sogleich die Preise für die noch erhältlichen Einzelteile. Dazu noch ein Rabatt von 20Prozent, da fackelte der Herr nicht lange, auch wenn Ludwigsburger Porzellan immer noch seinen Preis hat.

Erst recht seit der Schließung der Manufaktur vor fünf Jahren. Inzwischen sichern sich auch Sammler die restlichen Stücke des weißen Goldes, aber es gibt eben auch die Nutzer, die sich an der Schönheit des Geschirrs erfreuen. Ob abstrakt-floral oder detailgetreu bemalt, in den Restbeständen konnte man so einiges entdecken. Große Vasen und kleine Behältnisse, hübsche Mokkatassen und opulente Servierplatten. Daneben auch viel weiße Ware. Das Besondere: Diese kann auch noch nachträglich bemalt werden.

Das filigrane Geschirr kann auch bemalt werden

Wie das funktioniert, erläuterte Harald Schweizer, der als letzter Porzellanmaler der Manufaktur von Bord ging und sich selbstständig machte. Zu ihm kommen auch Liebhaber, die weiße Ware erworben haben und jetzt noch Verzierungen wünschen. Was alles möglich ist, zeigte er anhand verschiedener Exponate. Etwa die naturalistischen Motive mit der Libelle in der Schale oder die blau leuchtenden maritimen Objekte. Jedes Porzellan, das nochmals gebrannt werden könne, sei zum nachträglichen Bemalen geeignet, betonte Schweizer, der seine Kenntnisse auch in Malkursen weitergibt. „Gutes Geschirr ist nachhaltig“, sagt er. Denn das halte ein Leben lang. Seiner Einschätzung nach ist das Bewusstsein für Wertigkeit wieder im Kommen.