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Corona
„Bei uns ist die Lage katastrophal“

Gäste müssen an der Rezeption Angaben zum Grund ihres Besuches machen. Archivfoto: Stephanie Pilick/dpa
Gäste müssen an der Rezeption Angaben zum Grund ihres Besuches machen. Foto: Stephanie Pilick/dpa
Die Hotelbranche ist seit dem ersten coronabedingten Lockdown arg gebeutelt. Touristische Besucher dürfen nicht beherbergt werden und Geschäftsreisende bleiben aufgrund von Homeoffice, Kurzarbeit oder Reiseverboten ebenfalls fern. Auf die zugesagte finanzielle Unterstützung der Bundesregierung warten die Hotels bisher vergeblich.

Ludwigsburg. „Der Lockdown light trifft unsere Branche extrem hart. Von light kann eigentlich keine Rede sein“, sagt Harald Kilgus, Geschäftsführer des Hotels Bergamo und des Hotels und Boardinghouse campuszwei. „Bei uns ist die Lage katastrophal.“ Darüber hinaus, dass das Beherbergen von touristischen Besuchern ohnehin verboten ist, habe sich auch die Zahl der Geschäftsreisenden deutlichst reduziert. „Wir sind weit weg von den Zahlen, die wir eigentlich gewohnt sind.“ Die aktuelle Situation sei mit der dramatischen Lage im Mai vergleichbar. Das Hotel Bergamo habe einen Nachfragerückgang von bis zu 70 Prozent zu verzeichnen. Die weiterhin hohen Infektionszahlen wecken kaum Hoffnung auf baldige Besserung.

Bisher kein Licht am Ende des Tunnels

„Wir wissen nicht, wie es weitergeht“, sagt Nestor-Hoteldirektor Michael Steinbrück. „Vermutlich dauert es zwei bis drei Jahre, bis wir wieder auf einem normalen Niveau sind.“ Mögliche Lockerungen zu Weihnachten und Silvester seien für die Hotels kaum rentabel. „Ich weiß nicht, ob es überhaupt Sinn macht, die ganze Maschine über die Feiertage anzuwerfen und beispielsweise einen Silvesterbrunch anzubieten“, sagt er. Im Nestor sei der Umsatz im Vergleich zum vergangenen Jahr um rund 80 Prozent eingebrochen. „Ich persönlich halte die Maßnahmen für die Hotellerie teilweise für nachvollziehbar“, so der Hoteldirektor. „Es ist verständlich, dass touristische Reisen verboten sind, weil Menschen in dieser Zeit eben nicht durch das ganze Land reisen sollten.“ Was die Speisegastronomie in den Hotels angeht, ist er hingegen anderer Meinung: „Wir haben alle Auflagen eingehalten, auf Abstand geachtet. In diesem Bereich alles zu schließen, finde ich überzogen, auch weil in der Gastronomie kaum Infektionen nachweisbar sind.“

Die Auslastung der Betten im Nestor sei sehr gering. „25 bis 30 Prozent. Wenn überhaupt“, so Steinbrück. Auch aufgrund der Einschränkungen abgesagte oder verlegte Hochzeiten und wegfallende Tagungen tragen zur misslichen Lage bei. Gerade mittelständische Unternehmen, kleinere Ketten oder private Häuser hätten mehr und mehr Schwierigkeiten, sich über Wasser zu halten.

Kilgus, Steinbrück und auch Cüneyt Ercetin vom Coco-Bello beklagen, dass die versprochenen Hilfen der Regierung noch nicht in den Hotels angekommen seien. „Wenn man kaum über Rücklagen verfügt, dann kann man so nicht lange überleben“, sagt Ercetin. „Bisher gab es noch nicht einmal die Chance, einen Antrag auf die Novemberhilfen zu stellen“, sagt Kilgus. „Außerdem ist nicht bekannt, was dafür alles gebraucht wird. Es wurde alles sehr groß inszeniert, aber bisher hat noch kein einziges Hotel auch nur einen Cent bekommen.“

Die Belegung im Coco-Bello, welches erst im März nach einem Umbau neu eröffnete, liege momentan bei rund 20 Prozent. „Es wird immer schwieriger“, gibt Ercetin zu. „Wenn es so weiter geht, dann ist für viele bald Feierabend.“ Er beschreibt das Jahr 2020 als ein „rabenschwarzes“. Ein Licht am Ende des Tunnels sei kaum sichtbar.

Felix Sommerrock, Direktor des Schlosshotels Monrepos, rechnet noch bis Ende Januar oder sogar Ende Februar mit den starken Einschränkungen für seine Branche. Er kann die Maßnahmen nachvollziehen. „Auch wenn viele sich an die Verordnungen halten, gibt es immer schwarze Schafe, die es eben nicht tun würden“, sagt er. Die Belegung im Schlosshotel sei um rund 80 Prozent geschrumpft. Der Umsatz betrage 20 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Es wäre natürlich schön, wenn wir endlich wieder normal öffnen könnten“, so Sommerrock. „Doch es gibt leider keine Garantie, dass dann alles glatt läuft.“

Zum Winter hin nehme das Geschäft erfahrungsgemäß ohnehin etwas ab. „Da kann man das Ganze noch eher verschmerzen. Voraussetzung ist allerdings, dass die zugesprochenen finanziellen Hilfen auch ankommen“, sagt Sommerrock. „Doch die zu bekommen ist gar nicht so einfach, wie immer gesagt wird.“

Die Hotelbranche habe es schon im ersten Lockdown nicht leicht gehabt, wie Elmar Kunz, stellvertretender Geschäftsführer von Tourismus & Events, noch einmal betont. „Deshalb ist es fast schon ein Appell, dass die Novemberhilfen ausgedehnt werden müssen“, sagt er. Zukünftig müssten diese Hilfen leichter und schneller zu bekommen sein. Mit Blick auf den Tourismus in Ludwigsburg vermutet Kunz trotz der zahlreichen Einschränkungen keinen Imageschaden für die Stadt. „Ich bin mir sicher, dass in Ludwigsburg wieder viel los sein wird, sobald die Coronakrise überstanden ist“, sagt er. „Das Interesse bricht nicht ab.“