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Hundehaltung
Bessere Kontrollen statt Rasselisten

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Die Kangalhündin Kizim lebt im Tierheim in einer Hundegruppe. Auf dem Bild ist sie spielend mit einem Dackel zu sehen. Foto: privat
Der Tierschutzverein Ludwigsburg fordert nach der tödlichen Hundeattacke in Stetten und einem Artikel über Kampfhunde in unserer Zeitung Hundeführerscheine und eine bessere Kontrolle von Händlern und Züchtern. Rasselisten und Gentests seien der falsche Weg.

Ludwigsburg. „Was in Stetten am kalten Markt passiert ist, ist fruchtbar“, schreibt der Tierschutzverein in seiner Stellungnahme. Dort hatte am Dienstag ein Kangal eine 72-Jährige angegriffen und getötet.

Es gebe durchaus gefährliche Hunde und auch Wesensunterschiede zwischen den Rassen, das räumen die Tierschützer ein. Aber: „Wer meint, aus den Unterschieden zwischen Pointer, Dobermann, Kangal und Staffordshireterrier pauschal ein rassespezifisches Aggressionspotenzial ableiten zu können, der irrt sich grundlegend. Das gibt die Genetik nicht her.“ Die sogenannte Kampfhundeverordnung schütze weder Mensch noch Hund. „Die Frau musste ihr Leben lassen, weil es Hundehalter gibt, die nicht in der Lage sind, einen Hund hundegerecht zu halten.“

Die Tierschützer sind der Ansicht, dass die genetische Basis eines Hundes für die Wesensentwicklung eine untergeordnete Bedeutung hat. Vielmehr beeinflusse Haltung und Aufzucht die Wesensbildung. Maßgeblich dabei seien die ersten Monate. In dieser Sozialisierungsphase erlange der Vierbeiner Sicherheit, entwickle Vertrauen, lerne seine Umwelt einzuschätzen und sich angemessen mit ihr auseinanderzusetzen. „Züchter, Händler und Hundebesitzer, die grundlegende, schwere Fehler machen, haben entscheidend dazu beigetragen, wenn ein Hund später verhaltensauffällig wird – oder schlimmstenfalls sogar einen Menschen tötet.“ Genau hier, so der Tierschutzverein, müssten Gesetze und Verordnungen ansetzen. Die Tierschützer plädieren für Hundeführerscheine und eine strenge Kontrolle der Züchter und Händler. „Wer seine Sachkunde nicht nachweisen kann, wer nicht belegen kann, dass er Welpen verantwortungsbewusst und tiergerecht aufzieht, dem müssen Zucht und Handel strikt untersagt werden.“

Der Hund in Stetten war vor der Bissattacke offenbar bereits ausgerissen. „Wenn wir einen Kangal vermitteln, prüfen wir sehr genau, ob das Grundstück sicher eingezäunt ist und der künftige Halter über die Voraussetzungen verfügt, einen großen Hund zu halten.“ Im Ludwigsburger Tierheim lebe eine 18 Monate alte, etwa 60 Kilogramm schwere Kangalhündin in einer Hundegruppe. Sie sei friedlich, neugierig, aufgeschlossen, weil viel Zeit und Arbeit investiert worden sei, damit sich das Wesen dieses Hundes so entwickele, wie es sich heute präsentiere. „Darauf kommt es an. Nicht auf Rasselisten“, sind die Tierschützer überzeugt.