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Lärm
Biker wehren sich gegen Fahrverbot

Motorradfahrer so weit das Auge reicht: Am Samstag nehmen tausende Biker an einer Protestfahrt von Ludwigsburg nach Stuttgart teil.
Motorradfahrer so weit das Auge reicht: Am Samstag nehmen tausende Biker an einer Protestfahrt von Ludwigsburg nach Stuttgart teil.
Sie nennen sich „Biker for Freedom“ – Motorradfahrer für die Freiheit, doch mit der Freiheit und dem Frieden ist es in manchen Gemeinden vorbei, wenn am Wochenende die Motorräder vor der Haustür lautstark vorbeiknattern. Der Bundesrat denkt deshalb über ein mögliches Fahrverbot nach. Am Samstag formierte sich der Protest der Motorradfahrer.

Ludwigsburg. Es gibt kaum ein Durchkommen mehr an diesem Samstag in Pflugfelden. Der P&R-Parkplatz in der Möglinger Straße ist schon eine Stunde vor Start der Protestfahrt dicht, auch auf den Ausweichplätzen geht nichts mehr, die Straße ist ebenfalls blockiert. Die Motorradfahrer kommen aus Ludwigsburg, aus Öhringen, aus Heilbronn, aus Pforzheim und anderswo her. Sie haben alle ein Ziel: das Wasen-Gelände in Stuttgart. Dort enden am Samstag mehrere Sternfahrten aus dem ganzen Land, um gegen ein mögliches Fahrverbot von Motorrädern zu demonstrieren. Organisiert wird die Aktion von der Gruppe „Biker for Freedom“, die auch in anderen Orten im Bundesgebiet zu Protestaktionen aufgerufen hatte.

Die Bundesländer hatten sich Mitte Mai dafür eingesetzt, dass die Fahrzeuge weniger Lärm verursachen sollen. So sollen die zulässigen Geräusch-Emissionen auf einen Wert begrenzt werden, der in etwa der Lautstärke eines vorbeifahrenden Lastwagens oder eines Rasenmähers entspricht. Der Bundesrat will zudem beschränkte Motorrad-Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen ermöglichen.

In Baden-Württemberg gelten vor allem landschaftlich reizvolle und kurvige Strecken wie auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und Odenwald sowie die Löwensteiner Berge und die Bergstraße als Lärm-Hotspots. Mehr als 100 Städte, Gemeinden und Landkreise haben sich aus Protest zur „Initiative Motorradlärm“ zusammengeschlossen. Ihr Forderungskatalog umfasst geänderte Zulassungsregelungen für Motorräder und drastischere Strafen für Manipulationen an Motoren, Verkehrsverbote und stärkere Kontrollen.

Marcel de Lorme, einer der Mitorganisatoren, besitzt eine Harley. „Aber die kann ich vielleicht bald nicht mehr fahren“, ärgert er sich. Er ist sauer, dass die Politik alle Biker unter Generalverdacht stellt. „Da wird einfach ein maximaler Dezibel-Wert festgelegt, wenn in den Papieren mehr steht, darf man nicht mehr fahren.“ Dabei sei das nicht wirklich aussagekräftig, ob die Maschine auch wirklich laut gefahren werde oder nicht. „Wer einen Sportauspuff verbaut oder einen Klappenauspuff, der sollte bestraft werden, aber doch nicht die Gesamtheit aller Motorradfahrer.“

Das Fahrverbot treffe auch die, die ganz gesittet ihre Ausfahrten machen. Und wann, wenn nicht am Wochenende fänden diese statt, fragt de Lorme. „In Österreich sind schon vor einiger Zeit manche Strecken für uns Biker gesperrt worden. Jetzt beklagen Hotels und Gaststätten einen Umsatzrückgang. Das hätte man sich doch vorher denken können.“

Sie tragen ihre Freiheit in einem Sarg zu Grabe. „Unsere Leidenschaft – zum Tode verurteilt“, ist auf dem gläsernen Sarg zu lesen. „Jeder Lastwagen, jeder Sportwagen, jeder Laubbläser ist lauter als das Motorrad. Das ist diskriminierend!“, sagt Marcel de Lorme. Deshalb geht er in Ludwigsburg zusammen mit all den anderen Motorradfreunden an den Start.

Als sie sich auf den Weg nach Stuttgart machen, dauert es fast eine halbe Stunde, bis das letzte Motorrad die Stadtgrenze verlassen hat, so groß war die Menge. In Stuttgart zählt die Polizei rund 8000 Teilnehmer aus dem ganzen Land. Hat man allein die Gruppe in Ludwigsburg vor Augen, so scheint diese Zahl gering.