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Natur
Darum gibt es dieses Jahr wenig Honig

Foto: stock.adobe.com/Natalia Zakharova
Man nennt ihn auch flüssiges Gold. In diesem Jahr wird heimischer Honig noch kostbarer sein als ohnehin schon, denn die Ernte fällt bislang sehr gering aus. Und das liegt nicht an Krankheiten oder Schäd-lingen, sondern hat einen ganz anderen Grund.

Ludwigsburg. „Im vergangenen Jahr habe ich im April zum ersten Mal geschleudert“, sagt Hobbyimkerin Heike Hager. 70 Kilo Honig hatten ihre acht Bienenvölker bis dahin in der Ludwigsburger Innenstadt produziert. Am Ende der Saison waren es 270 Kilo Honig. „Dieses Jahr ist es bislang nicht absehbar, wann wir überhaupt schleudern können.“ Diese Beobachtung teilt auch Stadtimker Florian Schimpf. „Dieses Jahr wird es kaum bis ganz wenig Frühjahrshonig geben.“

Der Grund für diese bislang geringe Ausbeute ist das Wetter in diesem Frühjahr. „Wir hatten den kältesten April seit 38 Jahren“, sagt Schimpf. Das habe zweierlei Auswirkungen. Zum einen gebe eine Pflanze ihren Nektar nur bei einer bestimmten Temperatur ab. „Sie kann zwar blühen, aber wenn es zu kalt ist, kommt kein Nektar“, so Heike Hager. So sei es in diesem Frühjahr gewesen. Die Bienen hätten einfach viel zu wenig Material gefunden.

Zum anderen spielt die Temperatur für das Bienenvolk selbst eine große Rolle. „In einem Volk muss, solange die Brut da ist, eine konstante Temperatur von 36 Grad herrschen“, erklärt Schimpf. Er selbst imkert seit vielen Jahren, hat 30 bis 40 Wirtschaftsvölker (zum Beispiel im Blühenden Barock) und zudem Bienenvölker in Kindergärten und Schulen. „Je kühler es ist, desto mehr Energie benötigen die Bienen, um Wärme für ihre Brut zu produzieren.“ Und Grundlage für die Energie sei der gesammelte Nektar. Das bedeute also: Um den Nachwuchs zu sichern, stecken die Bienen allen Nektar in die Wärmeproduktion. Für Honig bleibe da kaum etwas übrig. Die Imker sprechen in einem solchen Fall von „Temperatursummen“.

Wer besonders den Frühjahrshonig mag, also den Honig von Frühblühern, Obstbäumen, Raps und Gräsern, der wird nicht aus dem Vollen schöpfen können. Die Imker setzen auf den Sommerhonig, für den die Bienen den Nektar zum Beispiel von Akazien und Linden sammeln. Noch sieht es gut aus. „Es hat relativ viel geregnet, so dass die Pflanzen entsprechend Nachschub liefern können“, sagt Schimpf. Wird es allerdings zu heiß, könnte der Nektar auch vertrocknen.

Heike Hager imkert seit rund zwölf Jahren. Eine Kollegin hatte sie damals auf einen Imkerkurs im Casa Mellifera aufmerksam gemacht. Den Honig ihrer Bienen füllt sie selbst ab und verkauft ihn bei der Wunschbrille in der Eberhardstraße. Wie viel das in diesem Jahr sein wird, kann sie nicht abschätzen. „Durchschnittlich bringt ein Volk 30 Kilo Honig pro Jahr. Das wird dieses Jahr mit Sicherheit deutlich weniger sein.“

Auf den Honigpreis, so sagt Florian Schimpf, werde sich das kaum auswirken. „Die Preise im Handel werden global aufgefangen. Da kommt dann Honig aus fernen Ländern dazu.“ Er verkauft seinen Honig auf dem Ludwigsburger Wochenmarkt. Wenn der verkauft ist, bietet er Bio-Honig von Kollegen an, die er persönlich kennt. „Dieses Jahr ist die Menge begrenzt.“