1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Der erste Tag nach dem Lockdown: Viele Läden jetzt wieder offen

Endlich wieder geöffnet: Aljona Paladey mit ihrem gut gefüllten Einkaufswagen vor dem Obi Bietigheim. Fotos: Holm Wolschendorf.
Endlich wieder geöffnet: Aljona Paladey mit ihrem gut gefüllten Einkaufswagen vor dem Obi Bietigheim. Foto: Holm Wolschendorf.
Der Hausleiter von Oberpaur, Christoph Sprenger, vergibt am Montag Termine.
Der Hausleiter von Oberpaur, Christoph Sprenger, vergibt am Montag Termine.
Ein Blick in die Ludwigsburger Fußgängerzone.
Ein Blick in die Ludwigsburger Fußgängerzone.
Warteschlange vor Ikea im Tammerfeld.
Warteschlange vor Ikea im Tammerfeld.
Einkaufswagen werden für die Kunden bereitgestellt.
Einkaufswagen werden für die Kunden bereitgestellt.
Auto-Warteschlangen im Tammerfeld.
Auto-Warteschlangen im Tammerfeld.
Hinweisschilder an der Ladentüre eines Juweliers in Ludwigsburg.
Hinweisschilder an der Ladentüre eines Juweliers in Ludwigsburg.
Die Geschäfte haben die Preise für ihre Ware deutlich reduziert.
Die Geschäfte haben die Preise für ihre Ware deutlich reduziert.
Termine zum Einkaufen nach dem System „Click & Meet“ gibt es in vielen Geschäften direkt an der Ladentür

Ludwigsburg. Egal ob in der Fußgängerzone, im Marstall oder in der Wilhelmgalerie – am Montag ist in Ludwigsburg überall wieder etwas los. Christoph Sprenger, der Hausleiter im Modegeschäft Oberpaur, steht den ganzen Tag hinter der Eingangstür und empfängt die Kunden. Nur ein kleiner Teil von ihnen hat im Vorfeld über Telefon oder E-Mail einen Termin ausgemacht. Alle anderen bekommen am Montag ihren Termin direkt an der Türe, vor der sich eine kleine Warteschlange gebildet hat.

Bei der Terminvergabe notiert Sprenger Uhrzeit, Name, Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Kunden. Dann heißt es: „Schön, dass Sie wieder da sind.“ 45 Minuten bekommt jeder Besucher. 112 Kunden dürfen nach der Coronaverordnung derzeit gleichzeitig im Modehaus-Oberpaur shoppen. Trotz des Andrangs reicht das am Montag noch dafür aus, dass jeder Besucher ohne größere Wartezeiten reinkommt.

Auch vor dem Haushaltswarengeschäft Lotter hat sich eine kleine Warteschlange gebildet. Dort kann man seinen „Termin“ ebenfalls direkt an der Tür vereinbaren und dann gleich einkaufen gehen. Viele kleinere Geschäfte in der Fußgängerzone und am Marktplatz bleiben am Montag aber noch geschlossen. Denn nicht alle Ladeninhaber haben es geschafft, auf die kurzfristig am Wochenende aktualisierte Coronaverordnung des Landes zu reagieren.

Martin Ruckh, von Böhmer Schuhe, hat zwar offen, aber die kurzfristigen Entwicklungen ärgern ihn. Am Samstag hieß es noch, die neue Verordnung komme erst Anfang der Woche, dann hieß es plötzlich, die Händler könnten auch schon ab Montag öffnen. Gleich morgens hat Ruckh dann einige Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt. Der Ladeninhaber ist froh, dass er wieder öffnen kann. Aber: „Die Informationspolitik gegenüber den Einzelhändlern ist mehr als beschämend“, sagt Ruckh. Auch die Terminvergabe für „Click & Meet“ ist laut Ruckh für kleinere Geschäfte kaum zu leisten. „Die Terminanfragen kommen auf sämtlichen Kanälen, über Telefon, E-Mail, Instagram oder Facebook rein.“ Der Händler ist froh, dass sich im Laufe des vormittags in Ludwigsburg ein System etabliert, bei dem viele Termine direkt an der Ladentür vergeben werden und viele Kunden dann sofort einkaufen können.

Für eine Bilanz sei es zu früh, aber er gehe davon aus, dass viele Läden „Click & Meet“ nutzen werden, sagt Markus Fischer, Citymanager von Luis, dem Verein der Innenstadthändler am Montagmittag. In seinen Augen ist es wichtig, dass die Ludwigsburger Händler die Chance nutzen. Denn im Gegensatz zum Landkreis Ludwigsburg, in dem die Sieben-Tages-Inzidenz bei 50,6 liege und die Geschäfte damit nur mit vorheriger Terminvergabe öffnen dürften, seien alle umliegenden Landkreise, außer die Stadt Stuttgart, mittlerweile unter dem Wert von 50. Das heißt: Die Geschäfte dürfen dort unter den allgemeinen Auflagen wie Maskenpflicht oder Kundenbeschränkungen öffnen. „Da müssen wir aufpassen, dass es keinen Einkaufstourismus in die anderen Landkreise gibt“, sagt Fischer. „Diese erste Öffnung ist ein wichtiger Schritt aber noch lange nicht das, was wir für die Innenstadt brauchen.“

Auch im Marstall und in der Wilhelmgalerie haben seit Montag viele Geschäfte wieder offen. Auch hier war der Andrang vor den Läden teils groß. Die Warnungen einiger Experten, dass es mit dieser vorsichtigen Lockerung bald schon wieder vorbei sein könnte, scheinen damit nicht unbegründet: Spätestens ab einer Sieben-Tages-Inzidenz von 100 müssten die Geschäfte wieder schließen. Da momentan mehr als je zuvor getestet wird und damit auch mehr Coronafälle aufgedeckt werden, rechnen einige Experten für die kommenden Tage sowieso mit steigen Inzidenzen. Für den Landkreis Ludwigsburg scheint sich dies zu bestätigen, hier stieg die Sieben-Tages-Inzidenz am Montag um 0,9 auf 51,5.

Und so sah es in den Baumärkten und im Tammerfeld aus:

Schon am Morgen sind die Parkplätze an diesem ersten Tag, seit die Baumärkte wieder öffnen dürfen, gut gefüllt. Ob bei Obi oder Hornbach, viele Kunden haben sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet – durften doch seit Mitte Dezember nur Handwerksbetriebe einkaufen. Eine ältere Dame fuhr beim Baumarkt vor, um „mal wieder rauszukommen, wenn man den ganzen Tag sonst drinsitzt“, sagt sie. Sie hat Batterien, Blumen und Hundeleckerli gekauft. Schon letzte Woche wollte eine Frau, die gerade ihre Waren ins Auto packt, Tapetenrollen nachkaufen. Jetzt hat sie zwei geholt, mit denen nachtapeziert wird –das Muster soll schließlich passen.

Ein Mann kam extra, um Steckdosen zu kaufen, ein anderer ergatterte zwei Klopapierhalter, ein anderer holte Holzbretter und Rohre, weil er im Garten größeres vorhat. Eine junge Familie nutzte den Montag, „weil es am Samstag bestimmt kein Durchkommen gibt“, wie sie bei Hornbach in Ludwigsburg erzählen. Sie wollen ihr Zuhause ausstatten, möchten aber die Produkte direkt kaufen. „Eine Arbeitsplatte haben wir über click & collect gekauft, da waren wir nicht so zufrieden“, sagen sie.

Auch wenn bei Einkaufszentren wie Ikea und Breuningerland nur mit Termin geshoppt werden kann – dort war gestern allerhand los. Bei Ikea gab es Autoschlagen vor dem Zugang für im Internet bestellte Waren, doch auch für click & meet zeigte man sich gerüstet, die Absperrungen am Haupteingang zeigten den Weg. Die Zugangskontrolle war freilich kein Hindernis, gegen Mittag rollten die Kunden bereits ihre randvoll gepackten Wagen zu den Autos. Erstaunlich oft befanden sich darin Plastikbehälter, um Ordnung zuhause zu schaffen. Auch Krimskrams und Kuscheltiere konnte man neben Kleinmöbeln entdecken.

Bei Breuningerland nebenan füllte sich ebenfalls der Parkplatz, die Freude, wieder öffnen zu können, sei auf beiden Seiten groß, bei den Kunden wie bei den Händlern, teilte das Unternehmen mit. Breuniger hatte, wie berichtet, stellvertretend für viele auf Öffnung geklagt, war aber vor Gericht unterlegen. Jetzt holen die Kunden vieles nach (hpj)