Entspannt. Völlig entspannt. Einsatzleiter Christian Zacherle steht mit seinem Führungsstab auf einer Mittelinsel auf Höhe des Forums. „Wir beenden den Einsatz“, sagt er in sein Funkgerät. Es ist kurz vor Mitternacht, auf der Stuttgarter Straße ist auf weiter Flur kein einziges Auto zu sehen. So kann ein Stresstest auch aussehen. Für das Eröffnungsspiel Türkei – Italien, so der Plan, soll die Sperrung des Tunnels das allererste Mal getestet werden. Polizeioberrat Zacherle, seit neuestem Revierleiter in Ludwigsburg und Einsatzleiter am Freitag, hat solche Großveranstaltungen zum Thema seines Masters of Public Administration und Police Management gemacht und war damit, vor der Love Parade in Duisburg, bundesweit der Erste. Den Tunnel unter der Sternkreuzung zu schließen ist die logische Konsequenz – bisher hatten diesen mal Fans, mal Autokorso besetzt. Inklusive Pyrotechnik und Alkohol. „Brandgefährlich“, urteilt Zacherle.
Manche werden später sagen, die Polizeibeamten waren die einzigen Italienfans, die nach dem 3:0 auf die Straße gingen. Vielleicht aber ließen sich die italienischen Fans von den müden Türken anstecken. Die Bereitschaftspolizei Göppingen, die Pferdestaffel aus Bruchsal, das Polizeirevier Ludwigsburg samt Polizeireviere aus dem Umkreis: Zacherle hat alle zusammengerufen, die in Grüppchen vor allem die B27, aber auch die Wilhelmstraße bevölkern. Zwei Pferde stehen vor dem Tunnel, hinter ihnen werden die Gitter abgeräumt. Pferde, Reiter, Grüppchen: Entspannt. Völlig entspannt.
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Zacherles Blick schweift über die völlig stille B27. „Das war eine gute Vorbereitung“, sagt er dann. Für Dienstag, wenn die Schnelltestpflicht für die Gastro-Terrassen fällt und Deutschland gegen Frankreich spielt, erwartet er mehr Betrieb. Wenn Deutschland gewinnt. Erkenntnis 1: Der Tunnel wird wohl nicht zu stürmen sein. Erkenntnis 2: Bis zu den Finals genügen wohl weniger Kräfte.
Und dann kriegt Zacherle doch noch etwas zu tun. Ein Pärchen wagt es, von der Mittelinsel die Fahrbahn Richtung Bärenwiese zu überqueren. Kein Auto weit und breit. „Das Rot gilt immer noch“, sagt Zacherle nicht unfreundlich. Die beiden warten brav, bis die Fußgängerampel Grün zeigt. Auf der Gegenseite fahren zehn Polizeikastenwagen gen Stuttgart. Völlig entspannt.