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Coronavirus
Die Labore kommen nicht mehr hinterher

Abstriche im Zwei-Minuten-Takt: Die Teststelle am Krankenhaus.Foto: Holm Wolschendorf
Abstriche im Zwei-Minuten-Takt: Die Teststelle am Krankenhaus. Foto: Holm Wolschendorf
Im Klinikum ist eine Frau an Corona gestorben. Foto: Holm Wolschendorf
Im Klinikum ist eine Frau an Corona gestorben. Foto: Holm Wolschendorf
Seit einer Woche arbeitet die Coronavirus-Teststelle am Krankenhaus. Mit den ersten Tagen ist Dr. Carola Maitra, die Vorsitzende der Kreisärzteschaft, zufrieden. Klar ist aber: Einen steigenden Andrang potenziell Infizierter kann das Zentrum nur schwer bewältigen.

Es sind Szenen wie aus einem Katastrophenfilm: Völlig vermummte Mitarbeiter der Feuerwehr, Ärzte im Schutzanzug mit Handschuhen und Gesichtsmaske. Seit vergangenem Freitag ist die Coronavirus-Teststelle eröffnet. Gab es vor einer Woche noch Unruhe vor der Tür und viele Patienten, die ohne Anmeldung vorbeigekommen sind, so habe sich die Situation jetzt eingespielt, sagt Dr. Carola Maitra, die für die ärztliche Organisation der Teststelle zuständig ist. Dafür, dass es zu keiner Unruhe oder gar Gewalt kommt, sorgen zwei Sicherheitskräfte. Gerade am ersten Tag sei die Stimmung sehr aufgeheizt gewesen.

Nach wie vor gilt: Einen Coronavirus-Test erhält nur, wer Krankheitssymptome aufweist und über das Gesundheitsamt einen Termin ausgemacht hat (Info). „Derzeit schaffen wir ungefähr bei 50 Patienten am Tag einen Test“, sagt Carola Maitra. Die Abstriche aus Rachen und Nase entnimmt der jeweils diensthabende Arzt – für den freiwilligen Einsatz haben sich auch viele Mediziner aus dem Ruhestand gemeldet. Unterstützt werden die Ärzte in der Teststelle derzeit von Mitarbeitern der Freiwilligen Feuerwehr Kornwestheim und logistisch von der Kliniken-Holding. Die Teststelle hat bereits mehrere Coronavirusfälle aufgedeckt, sagt Maitra. Nach einer Woche ist aber auch klar, wo dieses System an seine Grenzen kommt: „Abstriche könnten wir noch viel mehr nehmen.“ Allerdings gibt es im gesamten Landkreis und darüber hinaus nicht genug Labore, um all die Coronavirusproben zu testen. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass die Patienten etwa 24 Stunden warten müssen, bis sie ihr Ergebnis bekommen. Das hat sich in der Praxis aber als nicht haltbar erwiesen. „Es gibt nicht genug Laborkapazitäten“, sagt Maitra. Daher mache es auch keinen Sinn, wenn die Teststelle rund um die Uhr Abstriche machen würde, was theoretisch möglich wäre.

Auch die Idee eines zweiten Testzentrums am Krankenhaus in Bietigheim – diese Idee hatte man ursprünglich für steigende Fallzahlen gehabt – scheint für die Ärztin vorerst vom Tisch.

Auch die Terminvergabe über das Gesundheitsamt gestaltet sich nach Informationen unserer Zeitung schwierig. Teilweise bekommen Anrufer erst nach fünf oder sechs Tagen einen Termin für den Test. In dieser Zeit könnte man viele Mitmenschen anstecken, sollte man tatsächlich am Coronavirus erkrankt sein.

Laut Dr. Carola Maitra gilt daher weiterhin: Alle Menschen, die sich erkältet oder krank fühlen, sollen andere Menschen und die Öffentlichkeit weitestgehend meiden, also freiwillig in Quarantäne gehen.

Klar ist nach dieser ersten Woche auch: Abstriche bei einem breiten Ausbruch des Coronavirus mit Hunderten oder gar Tausenden Infizierten könnte die Einrichtung gar nicht bewältigen. „Dann müsste man die Vorgehensweise erneut überprüfen. Einen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit hat das Ergebnis sowieso nicht“, sagt die Ärztin.

Für ältere Menschen, die vielleicht schon Vorerkrankungen haben, empfiehlt Carola Maitra, bei den typischen Symptomen und Kontakt mit einer am Coronavirus erkrankten Person den Hausarzt zu informieren. Schwere Fälle wird dieser nach Rücksprache in die Klinik einweisen.

Wie sich die Coronavirus-Epidemie weiterentwickelt, weiß Carola Maitra natürlich nicht. „Ich hoffe aber, dass wir es schaffen, die Infektionskurve flach zu halten.“ Und: „Hysterie und Panik helfen auf jeden Fall nicht weiter.“

Info: Das Ludwigsburger Corona-Testzentrum am Krankenhaus ist jeden Tag von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Ohne Anmeldung und Termin unter (0.71.41) 14.46.98.44 werden keine Abstriche abgenommen.

Carola Maitra. Foto: RKH-Kliniken

„Ich hoffe, dass wir es schaffen, die Infektionskurve flach zu halten.“

Dr. Carola Maitra
Ärztin