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Wahlkreis Ludwigsburg
Die SPD in Ludwigsburg hat wieder Grund zu feiern

Die erste Hochrechnung: Die SPD mit der CDU auf 25 Prozent lassen Macit Karaahmetoglu (sitzend) und Parteifreunde nicht jubeln.Foto: Andreas Becker
Die erste Hochrechnung: Die SPD mit der CDU auf 25 Prozent lassen Macit Karaahmetoglu (sitzend) und Parteifreunde nicht jubeln. Foto: Andreas Becker
Steffen Bilger (CDU), Sandra Detzer (Grüne) und Martin Hess (AfD) im Bundestag – Macit Karaahmetoglu (SPD) wohl auch drin

Gerade eben haben noch einige Parteifreunde im MIK-Innenhof an der Bar dem Regen getrotzt, um kurz vor 18 Uhr jedoch stehen alle innen vor der Leinwand im Museum, SPD-Kandidat Macit Karaahmetoglu sitzt neben seiner Frau in der ersten Reihe, daneben Tochter Ela. Als den 25 Prozent der CDU 25 Prozent der SPD folgen, geht ein Raunen durch den Raum. Zufriedenheit hört sich anders an. „Wir werden vorne liegen“, sagt Karaahmetoglu unverdrossen. Und die Stimmung unter den rund 50 Gästen, darunter viele SPD-Stadträte, steigt minütlich: Mit jeder Prognose entfernen sich die Sozialdemokraten ein bisschen von der Union. Karaahmetoglus Koalitionsprognose in Berlin: „Eine Ampel.“

Macit Karaahmetoglu hofft auf Einzug

Karaahmetoglu lobt den Wahlkampf von Olaf Scholz, der mit Kompetenz gepunktet habe. Eine Stunde später scharen sich die ersten Gratulanten um ihn, das MIK wird voller. Die SPD hat ihren Vorsprung im Bund auf ein Prozent ausgebaut. Im Wahlkreis Ludwigsburg liegt Karaahmetoglu erwartungsgemäß hinter Steffen Bilger (CDU) und Sandra Detzer (Grüne), er hat jedoch allen Grund, sich Hoffnungen auf den Bundestag zu machen. Im Land liegt die SPD um 21 Uhr auf 21,7 Prozent.

Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Claus Schmiedel ist sich schon zwei Sunden vorher sicher: „Macit ist drin. Weil wir in Ludwigsburg keinen Landtagsabgeordneten mehr haben, ist es umso wichtiger, auf der politischen Bühne in Berlin vertreten zu sein.“ Karaahmetoglu auf Listenplatz 14 rechnet da noch – bei geschätzten 21 Plätzen im Land insgesamt stehen seine Chancen auf Listenplatz 14 ausgezeichnet. Bei Redaktionsschluss war das Ergebnis noch nicht bekannt.

„Es wird unser historisch schlechtestes Ergebnis.“ Steffen Bilger, Kandidat der CDU, dämpft noch vor der ersten Prognose die Erwartungen. Und so ist auch die Stimmung in der Gutsschenke am Monrepos gedämpft, als die ersten Zahlen über die Leinwand gehen. Es sei „keine einfache Zeit für CDU-Mitglieder.“ Vertreter der Jungen Union im Kreis bringen es auf den Punkt: „Es klingt komisch, wenn man sagt, dass man sich freut, dass man mit der SPD gleichauf liegt.“ Hier macht niemand einen Hehl daraus, dass man sich mit diesem Ergebnis nicht schmücken kann. Und doch schwingt die Hoffnung mit, trotzdem den Regierungsauftrag zu bekommen. Eine große Koalition schließt Bilger aus. „Das war immer ein Kampf in der Regierungsarbeit.“

Im Bubbles-Café bejubeln die Grünen ihr Ergebnis, mit dem sie ihre Stimmenanteile im Vergleich zu 2017 beinahe verdoppelten. „Wir wollen in die Regierungsverantwortung“, sagt Sandra Detzer. Sie räumt aber ein, dass das große Ziel, Nummer 1 zu werden, gescheitert sei. Im Wahlkreis sei sie nicht auf das Direktmandat aus gewesen, mit guter Platzierung auf der Landesliste zieht sie in den Bundestag ein. Und in der Ludwigsburger Innenstadt klappt es dann doch: Mit 27,68 Prozent der Erststimmen zieht sie weit an CDU-Konkurrent Steffen Bilger (23,83 Prozent) vorbei.

„Koalition Rot-Grün-Rot ausgeschlossen“

„Ich hätte mir gewünscht, dass wir noch näher an die Grünen heranrücken, das hätte die Koalitionsverhandlungen leichter gemacht.“ Im Scala erwarten Oliver Martin und rund 60 FDP-Anhänger die ersten Ergebnisse, die sich irgendwann bei 11,5 Prozent einpendeln.„Eine Koalition Rot-Grün-Rot scheint ja ausgeschlossen“, jetzt müsse es darum gehen, in Gesprächen mit CDU und SPD zu sondieren, wie die FDP mehr eigene Inhalte durchsetzen könne. Armin Laschet, mit dem die FDP in Nordrhein-Westfalen koaliere, sei leichter einzuschätzen. „Bei der SPD bleibt noch abzuwarten, wie stark der linke Flügel in der SPD Einfluss nehmen wird oder ob Scholz jetzt einen gestärkten Rücken hat.“

Vor 18 Uhr ist die Stimmung im Brückenhaus, wo die Linken ihre Wahlparty feiern, noch gut. Konrad Ott, Sprecher des Kreisverbands, zeigt sich optimistisch. Das Ergebnis von 2017 (9,2 Prozent) werde die Partei wohl nicht schaffen, Ott vermutet jedoch, dass die 8,6 Prozent von 2013 zu machen seien. Im Wahlkreis Ludwigsburg komme die Linke auf sechs Prozent. Nur ein paar Minuten später die Enttäuschung: Die erste Hochrechnung sieht die Linke bei fünf Prozent. „Das ist eine große Enttäuschung“, sagt Ott. Auch der Kandidat für den Wahlkreis Ludwigsburg, Andreas Frisch, ist enttäuscht. „Wir haben hier aber alles Mögliche getan und gut gekämpft“, so sein Fazit des Wahlkampfs.

Ein besseres Ergebnis hätte sich der AfD-Kandidat Martin Hess gewünscht. „Es ist gerade noch so akzeptabel“, sagt er. Die AfD habe wie keine andere Partei mit Widrigkeiten zu kämpfen gehabt. Attacken gegen die Partei zählt er dazu, und außerdem, dass zwar die Grünen, nicht aber die AfD zum Kandidaten-Triell eingeladen wurden. Seinen Platz im Bundestag hat er mit seinem zweiten Platz auf der Landesliste schon sicher.