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Ein Neustart unter erschwerten Bedingungen

Bald geht‘s auch hier wieder los: das Caligari-Kino.Foto: Janina Rodeit
Bald geht‘s auch hier wieder los: das Caligari-Kino. Foto: Janina Rodeit
Nach der Coronapause machen sich die Kinos erst nach und nach bereit – Kinokult beginnt am 2. Juli – Ufa-Palast öffnet nicht wieder

Ludwigsburg/Stuttgart. Es ist ein kleines Zeichen des Aufbruchs: Zum ersten Mal seit Mitte März starten heute wieder neue Filme im Kino. Doch die Situation ist unübersichtlich, je nach Bundesland, Region und jeweiligem Kinobetreiber sind die Planungen unterschiedlich. Angesichts der gerade in Baden-Württemberg sich stets kurzfristig ändernden Landesverordnungen zur Coronakrise haperte es vielerorts an ausreichender Vorlaufzeit. Denn Hygienevorschriften müssen erst in die Praxis umgesetzt werden. Auch muss das Ganze trotz geringerer Auslastung wegen des nötigen Sicherheitsabstands und der Obergrenze von 100 Menschen am Ende noch wirtschaftlich sein. Und eine Frage stellt sich ohnehin: Welche Filme können überhaupt gezeigt werden? Schließlich haben die Filmverleiher ihr Programm erst einmal gestoppt.

Bei Kinokult in Ludwigsburg hat man sich entschieden, am 2. Juli erstmals wieder eine Leinwand zu bespielen. Dann wird „Undine“ von Christian Petzold im Caligari gezeigt. Ein nächster Fixpunkt ist der Start des Films „Berlin Alexanderplatz“, den der Ludwigsburger Filmproduzent Jochen Laube bei der diesjährigen Berlinale vorgestellt hat und der eigentlich bereits im April geplant war. Erst im August wird wieder ein Film im Luna-Kino zu sehen sein – der Eberhofer-Krimi „Kaiserschmarrndrama“. Vorsichtige erste Gehversuche einer Branche. „Es ist zu erwarten, dass Abstandsregeln auch in den Winter hinein Bestand haben werden“, sagt Kinokult-Geschäftsführer Rainer Storz. „Und die reduzieren die Besucherzahl so dramatisch, dass ein rentabler Betrieb schwierig werden wird.“ Durch den Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen zwei Besuchergruppen könnten in der Regel von 14 Plätzen nur zwei belegt werden, rechnet er vor. Im Caligari und Luna bedeute das, dass von 160 Sitzplätzen nur maximal 35 besetzt werden können. Daher sagt Storz klar: „Um mittelfristig überhaupt zu überleben, benötigen wir ebenso wie viele andere Kinos weitere finanzielle Hilfen.“

Mindestens ein Kino in der Region hat bereits die Reißleine gezogen: Der Ufa-Palast am Stuttgarter Hauptbahnhof wird nicht mehr wiedereröffnen, wie die Betreiberfamilie Riech auf der Homepage mitteilt. Die unklaren Perspektiven hätten zu einer wirtschaftlichen Situation geführt, „die uns keine Alternative gelassen hat“, heißt es. „Wir verabschieden uns schweren Herzens von unseren langjährigen treuen Kinobesuchern.“

Anderen Kinos ist dieses Schicksal bislang erspart geblieben. Die Stuttgarter Innenstadtkinos – Gloria, Metropol, EM und Cinema – gehen mit einer Mischung aus Klassikern der letzten Jahre und Jahrzehnte sowie vor der Krise angelaufenen Filmen ins Rennen. Das Cinemaxx – als Teil einer großen Kinokette mit mehr Sicherheiten im Rücken – wird an seinen beiden Stuttgarter Standorten an der Liederhalle und im SI-Centrum an diesem Samstag wieder seinen Betrieb starten. „Die Welt hat sich verändert und damit auch wir“, lautet das Motto zur Begrüßung der Kinogänger auf der Homepage. Es dominieren bis auf Weiteres die Filme des Frühjahrs.

Bei Central und Union Filmtheater in Ludwigsburg laufen derzeit noch die Planungen, ein Start im Juli, wie bei Kinokult, ist wahrscheinlich. Als erster Start im Programm ist derzeit für den 31. Juli „Peter Hase 2“ angekündigt, dazu mehrere Filme für den Herbst, etwa der bereits mehrfach verschobene „James Bond“-Film „Keine Zeit zum Sterben“ für den 12. November. Weiteres dürfte sich in nächster Zeit ergeben. Das Capitol in Kornwestheim zeigt indes bereits wieder Filme vom Frühjahr, im Kino Bietigheim beginnt morgen ein reduziertes Programm.

Durch die mittlerweile zahlreichen Autokinos seien viele der im Frühjahr noch aktuellen Kinofilme bereits „rauf- und runtergespielt“, erklärt Rainer Storz. Kinokult habe sich daher entschlossen, nur neue Filme zu zeigen. Auch deshalb sei schon jetzt absehbar, dass das Angebot an Filmen und Veranstaltungen deutlich abgespeckt sein werde. Von den zwischenzeitigen Überlegungen, auf der Bärenwiese selbst ein Autokino für bis zu 140 Fahrzeuge aufzubauen, ist Kinokult abgerückt. „Es wäre toll gewesen“, sagt Storz. „Aber wir waren zu spät dran – das hätte eigentlich im April starten müssen.“ Die Wirtschaftlichkeit sei nicht mehr gegeben gewesen.

Noch offen ist, was aus dem beliebten Sommernachts-Open-Air-Kino im Hof der Karlskaserne wird. In der gewohnten Größe kann es in diesem Jahr nicht stattfinden – für Kinokult ein herber finanzieller Schlag. Nun werde an einem kleineren Format gearbeitet, so Storz, mit 500 statt der sonst üblichen 2000 bis 3000 Zuschauer. Auch wenn Prognosen derzeit schwierig sind: Die Planungen zumindest laufen.