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Blühendes Barock
Eine neue märchenhafte Szene

In eine neue, kunterbunte Welt können die Besucher des Märchengartens jetzt eintauchen. Die neue Attraktion „Tumult im Märchenwald“ ist eröffnet. Fotos: Holm Wolschendorf
In eine neue, kunterbunte Welt können die Besucher des Märchengartens jetzt eintauchen. Die neue Attraktion „Tumult im Märchenwald“ ist eröffnet. Foto: Holm Wolschendorf
Zum 60. Geburtstag schenkt sich der Märchengarten eine animierte interaktive Geschichte – Projekt mit der Filmakademie

Ludwigsburg. Da ist ganz schön etwas durcheinander geraten. Bei den Bremer Stadtmusikanten sitzt der Esel auf dem Hahn, an anderer Stelle fragt sich Rotkäppchen, was es mit der goldenen Kugel vom Froschkönig anfangen soll, und dann sind da noch jede Menge lustige Frösche im Teich. Ist den Machern der neuen Märchenszene im Blühenden Barock ein dicker Fehler unterlaufen? Nein, keineswegs, das ist alles Absicht. Denn die Idee seiner neuen, märchenhaften Geschichte ist, dass die Kinder die Ordnung wiederherstellen sollen.

Kinder waren gestern bei der Eröffnung zwar fast keine da, aber die Erwachsenen hatten auch ganz schön viel Spaß. „Tumult im Märchenwald“ heißt das neue Aktionshaus, das direkt an das Däumelinchen im Märchengarten angrenzt. Es ist das Geschenk, dass sich das Blühende Barock selbst zum 60. Geburtstag des Märchengartens gemacht hat.

„Das ist ein Aufbruch in ein neues Zeitalter“, sagte der Direktor des Blühenden Barocks, Volker Kugel, bei der Eröffnung. Die Szene entstand in Zusammenarbeit mit dem Animationsinstitut der Filmakademie, funktioniert animiert und interaktiv und passt sich dennoch völlig organisch in die bestehende Welt des Märchengartens an.

Ein bunter Märchenwald bildet die Kulisse. Grob gesagt sind es Laubsägearbeiten, durch die die Besucher geführt werden. In diese sind Bildschirme integriert, an denen Mitmachen gefordert ist. Da muss an einem Baumstamm gedreht werden, um dem Rotkäppchen den Korb zu geben – und das freut sich dann natürlich riesig. Auch die Bremer Stadtmusikanten können durch Wisch-Bewegungen in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Geschick ist am Weiher gefordert. Da kann man ins Wasser hüpfen, ohne nass zu werden, und muss Frösche fangen. „Bei dem ganzen Tumult geht es nicht ums Gewinnen, sondern darum, gemeinsam mit den Märchenfiguren Quatsch zu machen“, so Kugel.

Das Ganze ist ein riesen Spaß für die ganze Familie, das zeigte sich schon gestern bei der Eröffnung. „Wir machen nichts, was Albert Schöchle nicht gefallen hätte“, sagte Kugel. Denn der Erfinder des Märchengartens hatte schon vor 60 Jahren auf neuste Technik mit Aha-Effekt gesetzt, meint Kugel und erinnerte an den sprechenden Papagei.

Die Initiative zu dieser Szene kam übrigens von Oberbürgermeister Werner Spec. Er war auf den Leiter des Animationsinstituts, Andreas Hykade, zugegangen mit der Idee, dass Ludwigsburg eine „Stadt des neuen Spiels“ werden soll, erzählte Hykade. Wäre es nicht wunderbar, den Märchengaren interaktiv zu bereichern, haben sie sich gedacht, und in Volker Kugel einen „tollen Kerl mit Durchsetzungsdrang und Geschick“ gefunden, wie Spec meinte.

„Das Tolle daran ist, dass wir hier etwas Dauerhaftes geschaffen haben“, freute sich Hykade. Gemeinsam mit Absolventen der Filmakademie, allen voran Produzent Maximilian Becht, und lokalen Handwerkern wurde das Haus neben dem Däumelinchen neu gestaltet. „Wir möchten damit die Kraft der interaktiven Arbeit zeigen.“

350.000 Euro wurden in die neue Szene investiert. Geld, das gut angelegt ist. Denn der Märchengarten ist ein wichtiges Zugpferd für das Blühende Barock. Knapp 40 Prozent der Besucher nennen den Märchengarten als einen der Gründe, warum sie in die Ludwigsburger Gartenschau gehen.

Damit zeigt sich noch heute, dass Albert Schöchle damals mit seiner Idee, einen Märchengarten zu machen, richtig lag. Denn das Blühende Barock hatte kurz nach Eröffnung sagenhafte Besucherzahlen. Bis zu 2,5 Millionen Menschen strömte in die Gartenschau. Schnell jedoch ließ das Interesse nach, und Schöchle überlegte, wie er einen neuen Anreiz schaffen könnte. Gegen heftige Widerstände und viel Kritik, aber mit „Bauernschläue“ setzte sich das „Schlitzohr Schöchle“ durch, erinnerte Volker Kugel an den Gründer.

Die neue Märchenszene ist ab sofort für die Besucher geöffnet. Und diese brauchen trotz aller Interaktivität kein Smartphone und keine Virtual-Reality-Brille, sondern nur ein bisschen Wissen über die bekannten Märchen und nicht zuletzt ganz viel Spaß.

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