Ludwigsburg. Zwischen Verzweiflung und Resignation schwanken Autofahrer, sobald sie versuchen, sich einen Weg durch die Straßen zu bahnen: Egal, wohin – gleich um die nächste Ecke scheint die nächste Sperrung zu lauern. Über 20 Baustellen nennt die städtische Liste derzeit für Ludwigsburg.
Und eine Großbaustelle ist im mittlerweile sechsten Jahr ganz vorne mit dabei: die Schwieberdinger Straße. 2016 startete die Dauerbaustelle von Westen her mit dem ersten Abschnitt, 2017 und 2019 von Teilen 2 und 3 gefolgt. 2018 wurde pausiert – da wurde die Belagsanierung der B27 in Eglosheim vorgezogen. Im Juli 2020 begann der vierte Bauabschnitt der Ost-West-Achse, und streng genommen ist die Baustelle jetzt abgeschlossen. Nun geht es aber seit März auf Keplerstraße, Solitudebrücke und Friedrichstraße weiter bis zur Stuttgarter Straße (B27). Die Kanalarbeiten der Stadtentwässerung sind durch, jetzt geht es mit den Leitungen der Stadtwerke weiter. Dann beginnt der nächste Bauabschnitt, der im Oktober abgeschlossen sein soll. „Derzeit gibt es keine Verzögerungen“, so die Stadt, allerdings auch keinen Schichtbetrieb.
Der Weg führt von einer Umleitung zur nächsten
Auf der Solitudebrücke bahnen sich die Autofahrer den Weg durch einen Schilderwald voller Pfeile, Hinweise und Verbote. Denen hat die Stadt, wie sie fast treuherzig erläutert, noch einige hinzugefügt, weil sie auf bessere Sichtbarkeit setzt. Daran liegt es wohl nicht, dass viele Autofahrer trotz Verbots von der Brücke links in die Solitudestraße einbiegen und bei Gegenverkehr für Verzögerungen sorgen. Denn wer nicht abbiegt, muss sich den Weg von der Friedrichstraße östlich der B27 zurückbahnen.
Da wählen viele lieber gleich einen anderen Weg: Über die Schwieberdinger/Hermann-Hagenmeyer-/Elmar-Doch- und auch Richard-Wagner-Straße und vice versa hat sich über die Südstadt ein Schleichweg auch für den Schwerlastverkehr entwickelt, der in Stoßzeiten einer Hauptachse gleicht und auch nach der Baustelle noch Bestand haben wird. Der Forderung der Südstadt, die Zu- und Durchfahrt zu erschweren, ist die Stadt bisher nicht nachgekommen.
Ein ähnliches Bild in der Weststadt, wo sich Anwohner über Schleichverkehr beschweren. Denn das ist die Krux: Während die Stadtverwaltung mit bunten Aktionen die nachhaltige Mobilität feiert, werden Fußgänger und Radfahrer im Verkehrsalltag an den Rand gedrängt, wird der Verkehr von den Hauptachsen in die ungeschützten Nebenstraßen verlagert. Und werden Ampelphasen der Staus wegen für Autos verlängert, verkürzen sich die Fußgängerzeiten.
In der ohnehin verkehrslastigen Martin-Luther-Straße geht es mit Baustelle und einseitiger Sperrung noch enger zu: Zu Schulanfang drängen sich Schüler zu Fuß und auf dem Rad auf dem viel zu engen Bürgersteig. Beschwerden von Radlern seien keine eingegangen, so die Stadt auf Anfrage. „Eine besorgte Bürgerin hat uns auf Missstände aufmerksam gemacht“, heißt es weiter. „Hier wird überprüft und gegebenenfalls nachgebessert.“
Gebaut (an Fernwärmeleitungen und Gashochdruckleitung der Stadtwerke) wird hier noch bis Dezember. Heißt: Der Weg in die Innenstadt führt weiter durch das Nadelöhr Asperger Straße, und von dort in die verstopfte Wilhelmstraße. Und 2022 soll es mit Fernwärmeleitungen in der Hoferstraße weitergehen. Parallel dazu bleibt eine weitere Baustelle: Die Kreissparkasse benötigt den Platz in der Schillerstraße für ihren Neubau noch bis Ende 2022.
Übersicht: Drei Großbaustellen
Über 20 Baustellen gibt es derzeit in Ludwigsburg. Im Kern gibt es drei Großbaustellen, die massive Auswirkungen haben.
Knotenpunkt rund um Schwieberdinger Straße/Solitudebrücke/Solitudestraße/Keplerstraße/Friedrichstraße: Die Bauarbeiten dauern laut Stadt noch bis Oktober an, die halbseitig gesperrte Solitudestraße soll bis Ende August erledigt sein.
Martin-Luther-Straße: Halbseitige Sperrung zwischen Gottlob-Molt-Straße und Asperger Straße bis Ende Dezember. Einbahnregelung Richtung Nord.
Schillerstraße: Sperrung Richtung Osten. Ein Ende ist erst Ende 2022 in Sicht. (ja)