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Kultur
Eine weltoffene Stadt feiert Afrika

Beeindruckende Darbietung: Der aus Kamerun stammende Tänzer Fatrice. Foto: Oliver Bürkle
Beeindruckende Darbietung: Der aus Kamerun stammende Tänzer Fatrice. Foto: Oliver Bürkle
Die elften Afrikatage enden mit einer bunten Benefiz-Gala im Ratskeller – Musik und Tanz des Kontinents begeistern

Vielfältige Einblicke in afrikanische Themen boten vergangene Woche die elften Afrikatage der städtischen Koordinierungsstelle Kommunale Entwicklungszusammenarbeit. Bei einem Workshop am burkinischen Dorf neben dem Kulturzentrum wurde gekocht, im Kino Caligari war unter anderem der Spielfilm „Daratt – Trockenzeit“ zu sehen, der sich mit dem langjährigen Bürgerkrieg in der Republik Tschad auseinandersetzt.

Die Afrikatage enden stets mit einer Benefizgala, bei der der afrikanische Kontinent bei Tanz und Musik sein buntes Antlitz zeigt. „Man unterstellt uns Afrikanern ja, dass wir Musik und Tanz im Blut haben“, sagt der Ludwigsburger Entwicklungskoordinator Saliou Gueye, als er die rund 200 Besucher im Ratskellersaal begrüßt, räumt aber ein: „Musik und Tanz gehören zum Alltag eines Afrikaners. Freude, Trauer, Leid, bei Hochzeiten oder bei Feierlichkeiten: Wir singen und tanzen eigentlich immer.“

Die Gala beginnt fast schon regelmäßig mit reichlich Verspätung, so auch am Samstagabend. „Man sagt uns auch nach, dass wir nicht besonders pünktlich sind“, meint Gueye. Doch die nicht wenigen Gäste mit afrikanischem Migrationshintergrund sind allesamt pünktlich, nur Oberbürgermeister Werner Spec hängt noch bei einem anderen Termin fest und taucht erst nach einer Stunde im Ratskeller auf. Nach fast 40 Minuten müssen die Veranstalter, der Freundeskreis Burkina Faso und die Initiative Afrika hilft Afrika, improvisieren und den offiziellen Ablauf umstellen. Das Publikum befindet sich noch in Plauderlaune, als Denyo Rasmi die etwas undankbare Aufgabe zukommt, das Programm zu eröffnen. Der junge Mann lebt seit 2014 in Deutschland. Er hat einen Job, sei in seiner Freizeit aber nicht nur als Musiker, sondern auch als Musikproduzent tätig, erzählt Rasmi, der heute in Köngen lebt. So gesehen sei Musik für ihn schon mehr als ein Hobby. Wenn er in Deutschland selbst auf der Bühne steht, dann bislang immer solo. Seinen Sound kreiert Rasmi an einer Loop-Station, mit der er Sequenzen beliebig oft wiederholen kann. Zudem spielt der Sänger auf der Bühne Gitarre. In seine Musik lässt er ganz unterschiedliche Stile wie Hip-Hop, R&B, Reggae und Dancehall einfließen, die er zu ebenso melodischem wie tanzbarem Afro-Pop zusammenfügt.

Deser Mischmasch aus amerikanischen Musikstilen, die mit lokalen Musiktraditionen verflochten werden, ist in der modernen afrikanischen Musik alles andere als ungewöhnlich und spiegelt sich etwa im Hiplife (Ghana) oder im Kuduro (Angola) wider. Die tansanische Hip-Hop-Variante wird als Bongo Flava bezeichnet. „In Tansania holen wir uns alles, um aus den verschiedenen Stilen etwas eigenes zu machen“, sagt Rasmi.

Nach ihm sorgt auch die Band Saf Sap für musikalische Stimmung, der aus Kamerun stammende Fatrice demonstriert bei mehreren Tanzeinlagen beeindruckende Biegsamkeit, eine Modenschau verdeutlicht den avantgardistischen Charakter afrikanischer Textilien, und das üppige Büffet lässt keine Wünsche offen.

Kurzum: Eine gelungene Benefiz-Gala, die für Entwicklungskoordinator Gueye und die Stadt Ludwigsburg ein Happy End bereithält. Denn zum Programm gehört auch die Verleihung des „African-Living-Legend“-Preises. Mit dieser Auszeichnung ehrt das Hamburger Magazin African Heritage alljährlich Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund, aber auch Städte und Gemeinden, die sich für Integration, Toleranz und interkulturellen Dialog einsetzen.

Die Auszeichnung wird nachgeholt. Gueye bekam den Preis bereits 2016 , die Stadt Ludwigsburg im vergangenen Jahr – als Kommune, die sich aus Sicht der Preisverleiher in vorbildlicher Weise um Integration bemüht und Entwicklungsprojekte auf dem afrikanischen Kontinent fördert. Aus gegebenem Anlass wird der Preis nun in Ludwigsburg verliehen. Gueye gibt sich bescheiden. Ludwigsburg sei eine internationale Stadt, in der Vielfalt gelebt werde. „Ohne diese weltoffene Stadt hätte ich den Preis niemals bekommen.“