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Eltern laufen Sturm gegen reguläre Öffnung

Hochgestellt sind die Stühle in einem leeren Klassenzimmer. Der Unterricht muss digital stattfinden. Foto: Jan Woitas/dpa
Hochgestellt sind die Stühle in einem leeren Klassenzimmer. Der Unterricht muss digital stattfinden. Foto: Jan Woitas/dpa
Präsenzunterricht ja, aber nicht um jeden Preis: Eltern und Lehrer in Ludwigsburg und im Land protestieren angesichts hoher Corona-Infektionszahlen seit Tagen gegen die Rückkehr in den Regelbetrieb. Gestern haben sich die Kultusminister offenbar geeinigt, bis Ende Januar sollen Schulen und auch Kitas geschlossen bleiben, Wechsel- oder stufenweiser Unterricht aber möglich sein. Ob dies auch im Südwesten gilt und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) einen Rückzieher macht, wird erst heute geklärt, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministern diskutiert.

Ludwigsburg. „Wir Eltern sind erschüttert, wie Warnungen und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) scheinbar ungehört verhallen und das nicht erst jetzt. Bildung ist auch uns Eltern wichtig, muss aber im Einklang mit der Gesundheit aller am Schulleben Beteiligten stehen.“ Gemeinsam mit anderen Gesamtelternbeiräten im Land wie Heilbronn, Karlsruhe oder Mannheim hat sich Ludwigsburgs GEB-Vorsitzende Erica Macan in einem Brief an die Landesregierung in Stuttgart gewandt. Auch der Gesamtelternbeirat Remsecks hatte wie berichtet an die Landregierung geschrieben. Unisono wollen die Eltern die pauschale Öffnung der Schulen im Regelbetrieb verhindern. Wie gestern bekannt wurde, verhallten die Rufe nicht ungehört.

Wie berichtet, hatte sich Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) im Vorfeld des gestrigen Digitaltreffs der Kultusminister für einen Regelbetrieb an den Schulen des Landes unabhängig von Infektionszahlen starkgemacht. Gestern nun ruderte sie laut Medienberichten zurück und sprach von flexiblem Handeln. Lehrer- und Elternverbände forderten im Verbund mit der Landes-SPD einen runden Tisch, um einen Wechselunterricht gewährleisten zu können. Auch Umfragen kommen zu einem mehrheitlichen Ergebnis: Favorisiert wird der Wechselunterricht, aber Schulen sollen frei entscheiden können (siehe Bericht rechts).

Eltern präferieren Wechselunterricht mit lokalen Unterschieden

Damit würden volle Schulbusse vermieden und Klassenstärken entzerrt, gleichzeitig sei damit auch die Versorgung von Kindern ohne heimische Unterstützung einigermaßen gewährleistet und die Eltern in der Betreuung zumindest teilweise entlastet.

Schulen seien keine Hotspots, so Elternbeirätin Erika Macan, aber auch keine virenfreien Räume. Kinder „scheinen nach neueren Erhebungen das Infektionsgeschehen nicht unwesentlich zu unterhalten“. Die Gesundheitsämter könnten bei Covid-Fällen die Kontaktnachverfolgung nicht leisten, Tests seien nicht gewährleistet und würden bei symptomlosen Kindern gar nicht gemacht. Auch Schnelltests an Schulen müssten an der Tagesordnung sein.

Erneut gefordert wird eine transparente Kommunikation, auch im Hinblick auf einfache und andere Sprachen sowie Sicherheiten für Eltern in Quarantäne oder in Betreuungsnot – die Kritik am teils hektischen Vorgehen der Landesregierung sowie an den unzureichenden Vorbereitungen in der vergleichsweisen virenarmen Zeit im Sommer und Herbst 2020 wird immer lauter. So ist die Forderung nicht neu: „Planen Sie vorausschauend, kommunizieren Sie frühzeitig und binden Sie sämtliche Beteiligten in Planungen und Kommunikation mit ein.“

Gefordert werden FFP2-Masken auch für Grundschullehrer: „Passen Sie die Quarantäne-Anweisungen entsprechend an.“ Die Masken für alle Lehrer müssten von Land und Schulträgern mit entsprechender Qualität zur Verfügung gestellt werden. „Bei infrastrukturellen Mängeln an den Schulen muss die Landesregierung sofort die Schulträger personell und finanziell unterstützen.“ Die Kommunen dürften in der derzeitigen Finanzkrise nicht alleingelassen werden. „Wie die Pandemie leider gezeigt hat, bestehen hier bereits eklatante Mängel, die jetzt durch die nun nötigen Einsparungen nicht behoben werden können.“

Neben den Endgeräten, die in Ludwigsburg bereits verteilt wurden, so Erika Macan mit ihren Mitstreitern, sei auch ein verbindliches Softwarepaket vonnöten. Schulen und Lehrer hätten sich „unterschiedlichste Konzepte für Fernlernunterricht, Wechselunterricht oder hybriden Unterricht“ erarbeitet, die aber durch die verkürzten Weihnachtsferien nicht getestet werden konnten. Andere Bundesländer seien da weiter.

„Wo es die örtlichen Gegebenheiten und die Inzidenz verantwortungsvoll zulassen, kann auch in Präsenz unterrichtet werden, wobei auch hier insbesondere der Wechselunterricht sowie der hybride Unterricht eingesetzt werden sollte.“ Auch würden leere Hochschulen oder andere öffentliche Gebäude weiter zu wenig genutzt, um die nötigen Abstände entsprechend einhalten zu können.

Bildungspläne und Notengebung sollen überarbeitet werden

Schienen Äußerungen zur verlorenen Bildungsgeneration im Frühjahr 2020 noch übertrieben, rücken nun der Bildungsplan und die Prüfungsanforderungen in Pandemiezeiten immer mehr in den Fokus. „Besonderes Augenmerk liegt auf den Abschlussklassen, den Grundschulempfehlungen und Lernstanderhebungen inklusive Prüfungsanforderungen. Langfristig muss ein neues Bildungskonzept erarbeitet werden.“ Auch Notengebung und -pflicht, so die Elternbeiräte, müssten neu geregelt werden.

Endgültig soll heute in Berlin auch über die Linie im Südwesten entschieden werden. Bisher heißt es lediglich, eine stufenweise Wiederaufnahme des Unterrichts sei möglich, allerdings ist diese bei hohen Inzidenzzahlen unwahrscheinlich und Eisenmanns ursprünglicher Plan wohl nicht zu halten. Heute findet eine digitale Konferenz der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) statt. Eisenmann betonte am Montag erneut: „Gerade mit kleineren Kindern in der Grundschule ist digitaler Unterricht nur sehr schwer bis gar nicht möglich. Der Präsenzunterricht ist und bleibt die beste Option für den Lernerfolg.“