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Automobil
Englische Katzen auf Tour

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Peter Reinbold mit dem ältesten Jaguar SS 100 2.5 Roadster, Baujahr 1934, im Ludwigsburger Schlosshof (links), wo eine ganze Reihe von Exemplaren der berühmten Marke zu sehen ist – ein royaler Hochzeitsaufkleber inklusive. Fotos: Alfred Drossel
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Jaguar-Freunde pflegen automobiles Kulturgut – Frühjahrstreffen im Landkreis – Schlossbesuch Höhepunkt

Ludwigsburg. Die Jaguar-Freunde Südwest pflegen automobiles Kulturgut. Drei Tage lang tourten die Enthusiasten englischer Nobelfahrzeuge von Bietigheim aus durch den Landkreis, um gestern im Ludwigsburger Schlosshof zum Höhepunkt des Treffens aufzufahren.

Der Roadster SS 100 wurde einst von Firmengründer William Lyons 1934 in London vorgestellt, zu einem Zeitpunkt also, als die Firma selbst noch S.S. Cars Ltd. hieß. Erst 1945 wurde aus der Modellbezeichnung auch der offizielle Firmenname: Jaguar. Die Geschichte, die der Nobelhersteller seitdem schrieb, ist so wechselvoll wie die des englischen Königshauses. Und ob die jüngste Verbindung mit dem indischen Industrie-Giganten Tata länger und glücklicher wird als manche Liaison unter den Royals, muss sich erst noch zeigen.

Peter Reinbold aus Heidelberg fährt noch einen englisch-grünen Roadster aus jener Zeit. Es ist das älteste Fahrzeug dieses Treffens. Vier, fünfmal im Jahr holt er seinen Oldtimer aus der Garage. Es sei zwar ein unbequemes Fahren im Vergleich zu den heutigen Autos, merkt Reinbold an, aber man könne am Gang-Schalthebel so richtig herrlich rühren, weil der Drehmoment des Motors so niedrig liege. Rolf Bohrmann aus Mannheim hat sieben Oldtimer der englischen Nobelmarke in seiner Sammlung. Zum Treffen war er allerdings mit seinem britischen Daimler Double Six gekommen. Die britischen Daimler gehören mittlerweile auch zur Jaguar-Familie. Anke Kittel ist Maschinenbau-Ingenieurin. Sie fährt einen Jaguar XK 8 Sportwagen, der früher in Belgien zugelassen war. „Ich fühle mich wohl in meinem Auto“, sagt sie.

Klar, für Opas abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten.

Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss. Für 1000 Euro kann man schon fahrbereite Jaguar XJ40 finden. Allerdings hat auch der TÜV-Prüfer noch ein Wörtchen mitzureden, und verlotterte Fahrzeuge neu aufzubauen kann den günstigen Einstiegspreis leicht vervielfachen. Gepflegtere Exemplare sind für 3000 Euro zu bekommen, Top-Fahrzeuge gibt es für etwa 6000 Euro.

Mit vorrangig zweisitzigen Sportwagen unter der Dachmarke SS, legte Jaguar schließlich den Grundstein für sein Image als ein preiswerterer Hersteller von sportlichen Limousinen mit respektablen Fahrleistungen, neben den teureren Konkurrenzmarken von Bentley und von Alvis. Die eigentliche Geburtsstunde von Jaguar datiert jedoch erst auf das Jahr 1945. Im Marktsegment der exklusiven Sportwagen und Coupés sowie der Cabriolets, aber auch bei den luxuriösen Reiselimousinen, zählt das Label heute zweifelsfrei zum internationalen Premium-Segment am Markt. Darüber sind sich die deutschen Freunde der englischen Nobelmarke einig. Zum Treffen kamen daher nicht bloß Oldtimer, sondern auch Youngtimer und neue Modelle. Im hinteren Schlosshof fanden die eleganten “englischen Katzen“ großes Interesse, während ihre Fahrer die königlichen Räume im Schloss besichtigten.