1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Corona
Es gibt mehr Briefwähler als je zuvor

Regale voller roter Wahlbriefumschläge: Im Rathaus werden die Unterlagen fleißig vorsortiert. Foto: Holm Wolschendorf
Regale voller roter Wahlbriefumschläge: Im Rathaus werden die Unterlagen fleißig vorsortiert. Foto: Holm Wolschendorf
Die Zahl hat sich im Vergleich zur Landtagswahl 2016 fast verdoppelt – Kulturzentrum wird zur Auszählzentrale – Zusatzarbeit für das Wahlbüro

Ludwigsburg. Landtagswahlen, bei denen nur ein Kreuzchen zu machen ist, sind einfache Wahlen. Eigentlich – doch Corona katapultiert auch dieses Thema in eine andere Region. Die Post, die die Unterlagen landesweit zustellt, spricht von einem Briefwahl-Rekord. Die Zahl der Briefwähler ist in die Höhe geschnellt, gleich in der ersten Woche, in der Unterlagen angefordert werden konnten, lief in Ludwigsburg im Fachbereich Bürgerdienste eine Bugwelle von 8000 Anträgen auf.

„Das haben wir aber schnell in den Griff bekommen“, sagt Jürgen Schindler, Chef der Abteilung. Es ist nicht die erste Wahl, die sein mehrköpfiges Team bestreitet. Inzwischen werden 19374 Briefwähler registriert, gut doppelt so viele wie in den Wahlen zuvor. Bei der Landtagswahl 2016 waren es 10900, die eine Briefwahl beantragt haben, 9344 von ihnen haben gewählt. Corona hat den Trend verstärkt, aktuell haben schon über 15000 gewählt. Das ist mehr als ein Drittel derer, die letztes Mal überhaupt zur Wahl gingen.

All das ist mit Arbeit verbunden, neue Briefwahlbezirke wurden eingerichtet. „Für uns hat sich der Aufwand auch verdoppelt“, stellt Schindler fest. Es muss die Wahlberechtigung geprüft, dann müssen die Wahlunterlagen verschickt werden. Gehen die Wahlbriefe ein, müssen fleißige Hände diese auf die Wahlbezirke verteilen, die Bögen öffnen, nachsehen, ob der Wahlschein gültig ist und den verschlossenen blauen Umschlag mit dem Stimmzettel in die Urne werfen.

Neun Azubis übernehmen das, für den Wahltag wurden 600 Wahlhelfer organisiert, 70 Ersatzleute auf die Liste gesetzt. Ausgezählt werden die Briefwahlunterlagen dann vor allem im Kulturzentrum, in der Silcherschule wurden weitere Räume eingerichtet. 20 Briefwahlbezirke sind es mit je neun Helfern.

Ludwigsburg hat auch alle Wahllokale vor Ort beibehalten und nicht, wie manche anderen Städte wie Stuttgart oder Rottenburg, diese zusammengestrichen. Nach wie vor gibt es in der Stadt 59 Wahllokale, die alle entsprechend den Hygienevorschriften ausgestattet werden. Die Wahlbezirke zu ändern wäre arbeitstechnisch nicht zu rechtfertigen, so Schindler. Jede Straße müsste einem Bezirk neu zugeordnet werden, sind dann Kommunalwahlen, die vom Wahlprozedere aufwendiger sind, wäre es mit weniger Lokalen zeitlich kaum zu schaffen. Ständig andere Wahllokale zuzuteilen, wäre also eher verwirrend für die Wähler.

Die dürfen sich aber Zeit lassen. Der Kunde ist König, könnte man sagen. Denn bis heute Abend können Briefwahlunterlagen angefordert werden, selbst am Samstag kann man, wer bis dahin noch nicht bemerkt hat, dass am Sonntag Wahltag ist, dafür am Rathaus vorstellig werden. „Notfalls fahren wir das aus“, stellt Schindler pragmatisch fest. Je nach Wohnort helfen die Mitarbeiter im Wahlteam der Verwaltung aus. Er selbst hat neulich angeforderte Briefwahlunterlagen in Poppenweiler zugestellt.

Allerdings lief nicht alles glatt bei der Zustellung der Wahlbenachrichtigungen, die ein zentrales kommunales Rechenzentrum in Stuttgart für die Städte übernimmt. Zum 21. Februar sollten eigentlich alle Wähler diese Benachrichtigung erhalten haben. Wie berichtet, wurden in Hoheneck fünf Straßenzüge nicht bedacht. Es blieb nicht bei den ersten 100 Vorfällen, bis dato hatten etwa 500 keine Nachricht erhalten, vorwiegend in Hoheneck. Woran das lag, ist bislang ungeklärt, so Schindler, der sowohl mit der Post, die zustellt, als auch mit dem Rechenzentrum gesprochen hat.

Er und sein Team mussten in die Bresche springen und druckten im Rathaus die fehlenden Wahlbenachrichtigungen aus. Das hat Zeit und Nerven gekostet. Die Stadt hat auch eine Hotline eingerichtet, an die man sich wenden kann (Telefon (07141) 9102409 vormittags von 10 bis 12 Uhr ). Die Anrufer waren wohl nicht immer freundlich.

Nach der Wahl will Schindler sich mit Post und Rechenzentrum auf Fehlersuche begeben und klären, woran das lag, dass ausgerechnet ein Bezirk ausgelassen wurde. Sonst sind es immer nur Einzelfälle: Mal geht eine Wahlbenachrichtigung verloren, mal fehlt ein Briefkasten. An der Zustellung der Post, so Schindler, hat’s wohl nicht gelegen. „Bis zur Bundestagswahl im Herbst muss das alles aber funktionieren“, betont er.

Insgesamt freut sich Schindler, dass auch in Coronazeiten die Vorbereitung ansonsten gut geklappt hat. 107 Wahlvorsteher wurden erstmals an mehreren Terminen online geschult. „Das hat auch Spaß gemacht“, stellt der Fachbereichsleiter fest. Gemeldet haben sich zudem viele junge Leute als Wahlhelfer, die mit der Landtagswahl erste Erfahrungen sammeln können.