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Musikfeuerwerk
Faszination bis zu 180 Meter hoch

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Kein gutes Wetter für ein Picknick, doch manche trotzden dem Wetter. Und die wenigen, die gekommen sind, erhalten ein fulminantes Spektakel geboten. Fotos: Oliver Bürkle
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Kein gutes Wetter für ein Picknick, doch manche trotzden dem Wetter. Und die wenigen, die gekommen sind, erhalten ein fulminantes Spektakel geboten.
So viel Platz ist selten beim Musikfeuerwerk. Die Wetterprognosen haben tatsächlich einige Tausende abgehalten, zum Spektakel in den Südgarten des Blühenden Barock zu kommen. Und sie haben etwas ganz Großes verpasst.

Ludwigsburg. Regenrisiko 90 Prozent, Nachttemperaturen um die 13, 15 Grad. Was die Wetterapp auf dem Smartphone für den Samstagabend ankündigt, ist wirklich wenig verlockend. Nur 8000 Besucher werden schließlich gezählt. Auch Blüba-Chef zeigt sich im Vorfeld wenig optimistisch. „Heute werden wir wohl absaufen.“ Und wie er sich mit dieser Vorhersage täuschen wird.

Aber wenigstens sei dadurch das Parkplatzchaos ausgeblieben, so Kugel. Schließlich hatte eine renommierte Ludwigsburger Firma für ihr Sommerfest beide Flächen der Bärenwiese zeitgleich reserviert bekommen. „Bei Beschwerden bitte an die Stadtwerke wenden“, verkneift sich ein sichtlich verärgerter Kugel jeden weiteren Kommentar. Viele Autofahrer drehen vergeblich Runden, fluten Innen- und Oststadt. Dabei würde es in der Marstallgarage noch jede Menge Parkplätze geben.

Handtaschen-Kontrolle an den Eingängen. Statt nach Waffen zu suchen, sollten eigentlich Regenschirme verboten sein. Die versperren später zu Dutzenden den Blick auf die niedrig gezündeten Effekte. Und das obwohl sich nur ganz vereinzelt das ein oder andere Tröpfchen auf der Glatze oder Brille verirrt. Auch beim Sommerkino in der Karlskaserne sind diese Sichtbremsen untersagt. Kugel gelobt Besserung. „Ich hätte wenigstens eine Durchsage machen sollen.“

Spaziergang statt Picknick

Dieses Jahr bleiben die üblichen Picknicker weg, die sonst immer schon am Nachmittag die Logenplätze einnehmen. Eine Petrus-trotzige Gruppe meint: „Bei schönem Wetter kann’s jeder.“ Die allermeisten genießen die ungewohnten Freiräume, statt im Gedränge zu stehen. Bei einem Spaziergang lässt sich das Publikum von zehntausenden Windlichtern und Illuminationen im Park inspirieren und einstimmen. Selbst zu späterer Stunde kurz vor dem Auftakt des Musikfeuerwerks halten sich die Schlangen an den Bewirtungsständen in Grenzen. Ein Besucherquartett jubelt: „Zwei Hefe und zwei Viertele an zwei Ständen in nur zwei Minuten. Sensationell!“

Das ist es auch, was das Team der Bielefelder „Flash Art“ um Markus Ketterle in den Himmel zaubert. Es ist eines der schönsten Feuerwerke der letzten 26 Jahre. Solange gibt es die Veranstaltung in dieser Form. Es passt wirklich alles: Die Beschallung in brillanter Qualität nicht zu laut und nicht zu leise, die Musikauswahl und die Bilder, die von den Raketen in die Nacht gemalt werden, sind grandios. Alles aus einem Guss. Und Zweckoptimist Ketterle hat Glück und erwischt dann auch noch genau diese Regenlücke. Es ist die pure Perfektion.

Auf die 30stel Millisekunde genau steigen die Effekte zur Musik der Romantik in die Luft. Feine Goldstrahlen mit grünen Blinkeffekten, große crackelnde Goldpalmen, rote und weiße Blinkbuketts, schnell akzentuierte Feuertopfeffekte und Schweifkometen zu Edward Griegs erhabener „Morgendämmerung“ aus dem Epos Peer Gynt, zu Smetanas quirliger „Moldau“, Holsts machtvollem Planeten „Jupiter“. Von spielerischer Leichtigkeit der „Ungarischer Tanz“ Johannes Brahms. Gänsehaut bei der lyrischen Komödie „Thais“ von Jules Massenet, der 175 Jahre alt geworden wäre. Feuerwerk hier Mal anders. Nicht krachend, sondern ganz zärtlich, beinahe elegisch. Es ist ein emotionales Largo am Firmament. Dvoraks Erlebnisse aus der neuen Welt wird in prächtiges Licht getaucht und zum Schluss noch einmal Grieg: von geradezu kathedraler Schönheit und Pracht in der „Halle des Bergkönigs“. Faszinierend ist, in welcher Rasanz bei gleichzeitiger, taktgenauer Synchronität, diese vergänglichen Gemälde auf die schwarze Leinwand der Nacht gemalt werden.

Bis zu 180 Meter hoch schießen die Raketen, die ihre volle Pracht dann in rund 230 Metern entfalten. Bunte Glitzereffekte, grelle Kreisel und wunderschöne weiße Chrysanthemen. Mehr als 3800 Raketen und Böller werden abgeschossen. Über 2,1 Tonnen bringt die explosive Fracht auf die Waage. Und es wurden acht Kilometer Kabel dafür verlegt.

Nächstes Jahr ist Silberhochzeit

In 18 Minuten ist dieses wunderschöne und traumhafte Spektakel vorüber, an dem die Mannschaft von Katterle einen Monat lang plante, fünf Tage programmierte und zwei Tage lang aufbaute. Sieben Pyro- und drei Tontechniker waren in Ludwigsburg zugange. Der Schlussböller kracht. Stille. Die Zuschauer brauchen eine kurze Weile. Das diesjährige herausragende Gesamtkunstwerk hallt deutlich nach. Dann brandet der Applaus. 8000 Gäste jubeln mindestens wie sonst doppelt so viele. Schon heute darf man auf 2018 gespannt sein. Dann feiern Flash Art und das BlüBa Silberhochzeit. Dann währt die Partnerschaft seit 25 Jahren.