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Blühendes Barock
Feuerwerksfunkeln zur Musik aus Schwanensee

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Ein grandioses Feuerwerk zu Tausenden von Lichtern im Blüba. Foto: Oliver Bürkle
Das diesjährige Musikfeuerwerk im Südgarten des Blühenden Barocks war eine wundervolle Hommage an Pjotr Tschaikowsky. Der russische Komponist starb vor 125 Jahren. Seine Werke dagegen blieben unsterblich. Der Samstagabend war ein sinnlich-romantisches Erlebnis.

Ludwigsburg. Seit 25 Jahren choreographiert das Bielefelder Flashart-Team um Markus Katterle dieses Spektakel. Zur Silberhochzeit mit dem BlüBa war es das wahrscheinlich leichteste und leiseste, beinahe schon intime Feuerwerk für die etwa 15 000 Besucher an einem lauen Sommerabend. Auf die ganz großen Böller und Kracher wurde weitgehend verzichtet. Die Akzente setzen dieses Mal fast ausschließlich die Lichtspiele.

Monumental der Prolog mit dem „Capriccio Italiano“, gefolgt von Szenen aus Schwanensee, der Nussknackersuite, dem Ballett „Romeo und Julia“. Dazu Ausschnitte aus der sechsten Symphonie in b-Moll, träumerische Walzerseeligkeit zur schlafenden Schönen. Krönendes Finale schließlich mit dem slawischen Marsch. Opulent und zugleich verspielt die Musik aus einer herausragend abgestimmten Soundanlage, die weder schepperte noch dröhnte.

Die kleinen Schwänchen huschen mit ihrem weißen Schweif durch das schwarze Firmament. Champagner-Perlen prickeln vom Himmel. Sternschnuppen regnen herab. Rot-weiß-blau kommt immer wieder vor, eine Reminiszenz an die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Besonders sind die Effekte bei „Dance of the Li“ aus Schwanensee. Raketen schwirren über große Strecken bunt durch die Luft. Flashart interpretiert den sensiblen und unter mysteriösen Umständen früh verstorbenen Komponisten meisterlich. Am Himmel wird ein zarter und leichtfüßiger Pas de deux getanzt. Weiß-goldene Feuerwerkslinien verschmelzen mit der Musik. Tschaikowsky wird so ein kurzlebiges aber heiteres Denkmal gesetzt.

Das Feuerwerk wurde auch in diesem Jahr von zwölf Positionen aus abgeschossen. Insgesamt wurden mit rund 1200 auf die Musik abgestimmten digitalen Zündungen über 3000 Effekte angesteuert. Die Größten hatten ein Kaliber von 150 Millimetern und der schwerste wog über acht Kilo. Auf die 30-stel Millisekunde genau steigen die Effekte zur Musik der Romantik in die Luft. Feine Goldstrahlen mit grünen Blinkeffekten, große ausschweifende Goldpalmen, rote und weiße Blinkbuketts, schnell akzentuierte Feuertopfeffekte und Schweifkometen. Bis zu 180 Meter hoch schießen die Raketen, die ihre volle Pracht dann in rund 230 Metern entfalten. Bunte Glitzereffekte, grelle Kreisel und wunderschöne weiße Chrysanthemen regnen sanft herab.

Mehr als 3800 Raketen und Böller werden abgeschossen. Über 2,1 Tonnen bringt die explosive Fracht auf die Waage. Und es wurden Kilometer an Kabeln dafür verlegt. In knapp 20 Minuten ist das wunderschöne und traumhafte Spektakel vorüber, an dem die Mannschaft von Katterle einen Monat lang plante, fünf Tage programmierte und zwei Tage lang aufbaute.

Karin aus Affalterbach geht jedes Jahr mit ihrem Ehemann zum Musikfeuerwerk. Hier haben sie sich vor über 20 Jahren kennen gelernt. „Gutes Wetter und gute Stimmung gehören wie der Picknickkorb dazu“, meint sie. Gestört hat sie allerdings, dass einige Gastronomen die Lichtschalter in ihren Buden offensichtlich nicht fanden und damit die Show um 22.30 Uhr minutenlang behinderten. Und dass auf die zärtlichen Töne Tschaikowskys die Party-Band nur eine Millisekunde nach der letzten Rakete mit voller Wucht und sofort AC/DC in einen so harmonischen Abend plärrte. „Ein bisschen Nachklang wäre schön“, wünscht sie sich im nächsten Jahr ein wenig mehr Respekt und Nachhall auf den außergewöhnlichen Kunstgenuss.